Mittwoch, 31. August 2022

Nächstes Mal auf Asche - Auf den Zahn gefühlt - Episode 1

Heute: Dörk von Korsakow


Da ich es etwas traurig fände den ganzen Aufwand zu betreiben, um am Ende des Tages 1x wöchentlich einen lustigen Bericht online zu setzen, dachte ich mir, dass ich hin und wieder anstatt 5 Fragen an der Bande ganze Interviews mit Freunden mache. Hier also nun die Premiere von NMAA - Auf den Zahn gefühlt.

Mein erster Interviewpartner ist ein langjähriger guter Freund von mir. Goldkehlchen der Düsseldorfer Punkrocker von „Korsakow“, Trainer der B  - Jugend des SV Wersten, Fan von Fortuna Düsseldorf, Philanthrop und dennoch oder gerade deswegen, ehemals bester Freund von Pablo Escobar. 

Ich persönlich finde Dörk‘s Worte unheimlich gelungen. Man erkennt wie sehr er mit Herz und Seele bei der Sache ist und spürt förmlich seinen Drang gesellschaftlich anzupacken und etwas zu verändern. 


NMAA:

Moin liebster Dörk und vielen Dank, dass du dich dazu bereit erklärst, dich von mir mit Fragen löchern zu lassen! Erzähl uns doch erstmal kurz etwas über dich. Ich weiß du bist begnadeter Musiker, großer Fortuna Düsseldorf Anhänger und darüber hinaus nun auch noch Fußballtrainer. Wie kommt das und wo bleibt Zeit für wichtige Dinge wie Bier trinken beispielsweise?


Dörk:

Bier trinken lässt sich wunderbar mit meinen Hobbys kombinieren. 

Teilweise ist Bier trinken ein Muss! Fortuna ohne Alkohol zu ertragen ist ja schon fast eine Superkraft.

Den Trainerschein habe ich ganz frisch in der Tasche. Ich bin jetzt in einem Alter, bei dem Scheine eine immer größere Bedeutung bekommen. Segelschein, Motorradführerschein, Trainerschein, usw.


„Es gibt mir das Gefühl ein wenig zurück geben zu können und in diesen verrückten Zeiten den Kids etwas Normalität zu bieten.“


Ansonsten macht mir das Traineramt und die Arbeit mit Kindern viel Spaß. Es gibt mir das Gefühl ein wenig zurück geben zu können und in diesen verrückten Zeiten den Kids etwas Normalität zu bieten.


NMAA:

Da bin ich beruhigt. Das ist ein wunderbarer Ansatz wie ich finde. Du sprichst es gerade an „in diesen verrückten Zeiten“. Welche Perspektive haben wir denn noch? Gibt es noch eine Möglichkeit der Rettung für die Menschheit in deinen Augen? Hast du noch Hoffnung?


Dörk:

Ich glaube, wir sollten uns abgewöhnen stets mit dem Finger auf Politiker oder Andere zu zeigen. 

Die politische Lage ist eine Katastrophe und man kann schon das Gefühl bekommen, dass wir den Breakeven des Wohlfühlens hinter uns haben. Weltweite Konflikte haben uns in Deutschland nie wirklich interessiert, so lange es wirtschaftlich keinen Schaden für uns hatte.


„Als Vater ist es quasi meine Pflicht gegenüber meinem Sohn Hoffnung auszustrahlen….“


Ich selber kann mich da auch gar nicht rausnehmen. 

Jetzt knallt es direkt nebenan und Allen stockt der Atem.

Dennoch habe ich Hoffnung. 

Hoffnung, dass auch der letzte Vollidiot begreift, dass Krieg keine Lösung ist. Hoffnung, dass die Klimapolitik einen vernünftigen Kurs einschlägt, wenngleich wir dafür finanziell bluten werden.

Hoffnung, dass unsere Kinder in einer besseren Welt groß werden.

Als Vater ist es quasi meine Pflicht gegenüber meinem Sohn Hoffnung auszustrahlen, auch wenn es manchmal schwer fällt.


NMAA:

Hätten wir dieses Interview vor 7 oder 10 Jahren geführt wäre die zweite Frage wahrscheinlich nicht so düster gewesen und deine Antwort irgendeinen Wohlfühlantwort geworden….vielleicht wären wir aber auch gerade gemeinsam, besoffen aus dem Schickimicki gefallen..wer weiß das schon. 

Zurück zum Fußball. Trainerschein, wie muss ich mir das vorstellen? Es hat sich ja in den letzten zwei Dekaden viel geändert. Die Strukturen selbst in den kleinen Vereinen werden professioneller, was sind die Schulungsinhalte bei einem Trainerlehrgang?


Dörk:

Trotz düsterer Zeiten habe ich meinen Humor und meine Hoffnung nicht verloren. 

Tatsächlich habe ich aus den vergangenen Dekaden auch nichts gelernt und tappe weiterhin in die klassischen Alkoholfallen.

Beim Basistrainerschein werden besonders soziale Themen angeschnitten.

Hier geht es vorallem darum, den Kids ein vernünftiges Umfeld zu bieten.

Vielleicht sollte man auch nochmal sagen, dass ich aus dem Breitensport und nicht aus dem Leistungssport komme. 

Während ein Verein wie beispielsweise Fortuna die Leistung der Kids bewertet und interessiert, ist es bei den kleineren Vereinen die klassische Ausbildung. Kinder sollen spielen und ein Teil des Ganzen sein. 

Ob und wie sich die Strukturen leistungsorientierter Vereine wie SG Unterrath, VFB Hilden oder gar Fortuna verändert haben kann ich daher nicht beurteilen. 


„Beim geilsten Verein der Welt, dem SV Wersten 04, liegt uns vor allem das Wohl der Kids am Herzen.“


Beim geilsten Verein der Welt, dem SV Wersten 04, liegt uns vor allem das Wohl der Kids am Herzen. 

Der Spagat ist allerdings sehr schwierig, schließlich wollen Kinder nicht nur spielen, sondern auch Erfolge. 

Hier muss man allerdings auch das Alter berücksichtigen.

Bei den Bambinis gilt es, dass alle spielen sollen. Hier hat man mit der Spielvariante Funino eine schöne Lösung gefunden.

Das sind dann Themen, die im Rahmen des Basistrainerscheins vermittelt werden.

Je älter die Kids werden, desto intensiver musst Du Dich als Trainer mit sozialen Dingen auseinandersetzen. 

Auch die Eltern sind ein großes Thema, schließlich sind deren Kids oftmals kurz vor dem Sprung in die Nationalelf und Wersten 04 ist nur eine kleine Zwischenstation.

Das Problem was vor allem vorherrscht ist, dass es eine Vielzahl an Jugendlichen gibt, die Lust auf Fussball haben, jedoch weder der nötige Platz, noch die nötigen Trainer/innen vorhanden sind. 

Wenn du mal mit 25 Pubertierenden alleine versucht hast, nach 8 Stunden Schule, ein Training alleine zu gestalten, weißt Du spätestens dann, was Stress ist.

Ich kann aber sagen, dass ich einiges aus dem Lehrgang mitgenommen und umgesetzt habe.

In einigen Negativbeispielen habe ich quasi in den Spiegel sehen dürfen. 

Ausserdem durfte ich viele Trainerkollegen vom Sportring Eller und TV Grafenberg kennenlernen. Beste Grüße an dieser Stelle! Ihr fehlt mir!


NMAA:

Unsere Gesellschaft bewertet ja trotz nachweislichem Misserfolg, überwiegend nach Leistung. Sowohl beruflich wie privat oder in diesem Fall in einem Hobby. Du hast eingangs erwähnt dass du den Kids bzw. grundsätzlich etwas zurück geben möchtest und auch die Chance erkennst, in diesen Zeiten Normalität zu bieten. Ist deine Tätigkeit auch die Chance etwas im gesellschaftlichen Umgang zu ändern? Also ist das unter anderem deine Chance was zu verändern? Unterschätzen wir da die Strahlkraft des Fußballs, gesellschaftlich wichtige Arbeit zu leisten? Denn scheinbar liegt der Fokus eines Trainerlehrgangs insbesondere auf der sozialen Kompetenz der Teilnehmer:innen.


Dörk:

Absolut!

Die Strahlkraft ist riesig. 

Wie in vielen Bereichen ist es meist eine Gruppe, die für Dynamik sorgt.

Und nicht nur ich kann die Kids beeinflussen, sie vermitteln mir genauso, was ihnen wichtig ist und wo ich ansetzen kann oder halten mir auch mal den Spiegel vor und sagen mir, was sie an mir Scheiße finden. Das muss man dann aushalten und zukünftig besser machen.

Wenn ich höre, dass Begriffe wie "schwul“ als Beschimpfung verwendet werden, dann muss ich als Trainer eingreifen.


„Wenn ich höre, dass Begriffe wie „schwul“ als Beschimpfung verwendet werden, dann muss ich als Trainer eingreifen“


Es ist gleichzeitig aber auch ein Umfeld, wo sie es machen können, zumindest glauben sie das. Dennoch sollte man auch die Kirche im Dorf lassen. Ich bin kein Pädagoge, aber ich habe ein Wirkung. 

Wenn ich mich selbst aufführe, wie Rumpelstilzchen, muss ich mich nicht wundern, wenn es mir meine Jungs gleichtun. Übrigens war das, das Erste, was ich nach dem Lehrgang sofort eingestellt habe.

Einfach mal die Schnauze halten.

Im Fussball spielt zudem der Gymnasialschüler gemeinsam mit dem Hauptschüler. Beide haben teilweise ein völlig anderes Werteverständnis und müssen dennoch miteinander klarkommen. 


„Das treibt mir Tränen in die Augen und macht mich unfassbar glücklich,  wenn ich sehe, wie sehr die Kids uns Erwachsenen da voraus sind.“


Das treibt mir Tränen in die Augen und macht mich unfassbar glücklich,  wenn ich sehe, wie sehr die Kids uns Erwachsenen da voraus sind.


NMAA:

Ich verstehe was du meinst. 

Brücken die wir ab einem gewissen Alter bewusst einreißen werden dort bewusst aufgebaut. 

Du hast es bereits angesprochen „schwul“…“Jude“…“Hurensohn“. 

Wie sehr prägt Antisemitismus, Homophobie, Sexismus oder Rassismus den Trainingsalltag? Gehen wir da voran oder Schritte zurück? 

Meiner Meinung nach ist ja gerade ein gesellschaftlicher Querschnitt, welcher in einer Fußballmannschaft existiert, ein Ort an dem man aktuelle Stimmungen auffangen kann. 

Wie empfindest du das? Da wir schon lange befreundet sind weiß ich um deine Werte. Wie schaffst du den Spagat zwischen Antifaschist und Fußballtrainer gerade wenn die Jugendlichen ihre Worte nicht mit Bedacht wählen?


Dörk:

Die Verwendung o.g. Begriffe sind ein "No go", aber sie fallen ( bis auf Jude, das scheint out zu sein). 

Ich kann nur aus meiner kleinen Perspektive bzw. nur aus meiner Blase sprechen und bekomme dennoch das Gefühl, dass vorallem Antisemitismus in meinem Verein kein Thema ist. Es kommen etliche Nationalitäten pro Manschaft zusammen und so ist eher ein Interesse an anderen Kulturen als ein Verachten entstanden.

Was die Themen der Homophobie oder Sexismus angehen, muss man leider sagen, gibt es nur leichte Verbesserungen zu erkennen. 

Kinder drücken sich in dieser Härte zumeist nur dann aus, wenn sie sich anders nicht zu helfen wissen. Alles andere ist im Grunde ein Aufschnappen von Begriffen, mit denen Sie eigentlich gar nichts anfangen können.


„Was die Themen wie Homophobie oder Sexismus angeht gibt es leider nur leichte Verbesserungen“


Weißt du was? Streiche das Wort Kinder mit Menschen. 

An dieser Stelle hilft nur das Gespräch. Und zwar unter vier Augen! Erkläre deinen Standpunkt und mach' klar, dass Ausbrüche in diese Richtung zukünftig sanktioniert werden.

Mein Tipp:

Niemals vor der Mannschaft. 

Da halte ich es wir folgt:

"Wenn Du mich kritisieren willst, sage es mir. Willst Du mich loben, erzähle es weiter."


NMAA:

Ich muss zugeben obgleich wir uns schon lange kennen, bin ich vollkommen begeistert von deinen Antworten. Sowas macht einem richtig Hoffnung. Du hast es eben schon angesprochen es mangelt an Trainingskräften bzw. scheinbar grundsätzlich an Menschen die sich in den Vereinen engagieren. Du hast nun die Möglichkeit in meiner Blase etwas Werbung für diese Tätigkeiten zu machen. Go!


Dörk:

Tut einfach irgendwas Soziales! Trennt Müll, esst weniger Fleisch, trainiert Kinder oder fahrt mehr Fahrrad. Helft alten oder Menschen mit Behinderung, führt Hunde aus dem Tierheim aus oder oder.

Ach so! Fussball ist kein Männersport!


„Fußball ist kein Männersport!“


UND : Christian ist die geilste Sau der Welt! (Anm.: wir wissen nicht wer Christian ist - aber wenn Dörk das sagt wird es wohl so sein.)


NMAA:

Aber er wird immer noch als das deklariert. Wenn man sich die Kommentare unter den Artikeln der sehr erfolgreichen deutschen Damen Nationalelf durchliest, dann gruselt es einen. Was macht der SV Wersten bei dem du Jugendtrainer bist dagegen?


Dörk:

Sie beweisen mit engagierten Trainer und Trainerinnen, dass der Frauenfussball bei uns den gleichen Stellenwert hat, wie der Männerfussball.

Allen Mädels, die Lust haben zu kicken, kann ich nur empfehlen, mal vorbei zu schauen.


NMAA:

Demnach hat der SV Wersten eine oder mehrere Damenmannschaften. Ganz im Vergleich zur Fortuna. Wie kannst du dir erklären, dass ein derart großer Verein - die Fortuna spielt mittlerweile seit über 10 Jahren im Profifußball-  jetzt erst auf den Trichter kommt Damenmannschaften zu gründen?


Dörk:

Das ist eine gute Frage.

Bis in die 80iger war Frauenfussball verboten. Weiß der Geier warum.

Und dann kam Birgit Prinz. Der Fußball, der da gespielt wurde, war im Vergleich zu heute unterirdisch. Mittlerweile hat man wohl erkannt, dass Frauen neben anderer Sportarten,  sogar den hochkomplexen Fussball können.


„Bis in die 80er war Frauenfußball verboten“


Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung und kann es nur aufs Patriarchat schieben.


NMAA:

Unser Blog schimpft sich ja Nächstes Mal auf Asche - Punk & Pöhlerei. Kommen wir zu ersterem. Punk! Du bist Musiker. Ihr habt ein neues Album raus gebracht. Erzähl uns ein bisschen dazu. Welche Band,welche Musik, tragt ihr Hosen?


Dörk:

Ich bin Sänger der Band Korsakow. Seit zwei Jahren haben wir auf die Veröffentlichung unseres 4. Albums nun warten müssen. 

Wir machen eine Mischung aus deutschsprachigem Punkrock, angefüttert mit Crossover.

Am 26.11.22 spielen wir übrigens im Henkelsaal in der Düsseldorfer Altstadt, gemeinsam mit unseren Freunden von Planlos.


NMAA:

Da werde ich wohl Gast sein. Wir kommen so langsam zum Ende des Interviews ich danke dir vielmals, dass du dir die Zeit genommen hast. 

Meine abschließende Fragen:

Dein aktueller Musiktip?

Das letzte Wort gehört natürlich dir: Was möchtest du noch loswerden?


Dörk:

Puh...ich bin tatsächlich in den 90igern hängen geblieben. 

Das letzte, was ich mir jedoch gekauft habe, war das vorletzte Album von 

"Twelve Foot Ninja" namens "Outlier". Sehr geil!


Von mir an die Welt:

Seid lieb zueinander


NMAA: 

Ich danke dem lieben Dörk herzlich für das interessante Gespräch und möchte noch kurz auf die musikalische Seite eingehen.


Die Band Korsakow besteht seit 2007. Aktuelle Besetzung bilden:

Dörk(Gesang), Manuel (Gitarre), Mille(Gitarre), Andy (Bass) und Bö (Drums) wobei Manuel, Bö und Dörk bereits seit 1997 gemeinsam musizieren.


Ein paar Highlights gab es natürlich in der Bandhistorie bereits. So nannten die 5 Düsseldorfer den Jeckenpogo im Stahlwerk und die Saisoneröffnung von Fortuna Düsseldorf mit Gästen im 4-5 stelligen Bereich als Auftritte, die in Erinnerung geblieben sind. 

Aber auch bei größeren Bands wie den Broilers oder Massendefekt, durfte Korsakow schon als Support auftreten. Der Song „ohne Uns“ wird wohl jedem Fortuna-Fan ein Begriff sein.

Insbesondere zu Massendefekt besteht eine innige Freundschaft, welche durch einen unplugged Auftritt von Manuel und Dörk auf der Hochzeit des Massendefekt Frontmanns Sebi Beyer vor ein paar Jahren intensiviert wurde. Heutige gemeinsame Gigs, wirken auf Außenstehende meist wie ein wilder und eskalierender Klassenausflug, ohne dabei den professionellen Anspruch an die musikalische Arbeit zu verlieren.

Über Massendefekt kam auch der Kontakt zu „Engst“ zustande.

Im vergangenen Jahr wurden in Berlin Marzahn mit der Unterstützung von „Engst“, Musikvideos zum aktuellen Album „Anleitung zum Freudentanz“ gedreht. Die Verbindung zu „Engst“ beschreibt Sänger Dörk als „Liebe auf den ersten Blick“.

Korsakow tummeln sich mittlerweile auf Düsseldorfs Punkrocklabel „Hinterhof Produktionen“, auf welchem sich ebenfalls „Casino Blackout“ und „The Anchor Brakes“ befinden. 

Aufgenommen und abgemischt werden die Jungs bei Tim Schulte, welcher bereits für die Rogers und Massendefekt hervorragende Arbeit geleistet hat.

Am 26.11.2022 folgt im Henkelsaal in der Düsseldorfer Altstadt das Release Konzert zu „Anleitung zum Freudentanz“. Mit auf der Bühne stehen die Buddys von Planlos.


Sichert euch am besten jetzt schon Tickets für den Gig! Das wird gut!

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