Niederrhein Pokalfinale
24.04.2025
MSV Duisburg - Rot Weiß Essen
Ruhrpott Derby im Niederrhein-Pokalfinale. Da mussten wir hin. „Eimaaaaaa im Pokaaaalfinaaaaleee! Nur Eimaaaaaa!“ grölte unser Kumpel fast in Dauerschleife über die gesamte Spielzeit. Von KöPi zu KöPi wurde die Taktung des Ausrufs kürzer und die Bindung des Kollegen zum MSV immer intensiver. Zwischenzeitlich gewann man den Eindruck, der sonst mit schönem rheinischen Dialekt gesegnete Begleiter ist in Gänze assimiliert und spricht nun mit der Ruhrpott-typischen „Kodderschnauze“.
Aufgrund der Besetzung der Plätze um uns herum blieb einem auch gar nichts anderes übrig, als die persönliche Transformation in den Ruhrpott-Charakter vorzunehmen. Es wurde geschimpft und gepöbelt, was das Zeug hält. Mal gegen den direkten Sitznachbarn, weil „der sonn‘ dreckiges Zeuch raucht!“ Oder gegen alle anderen um sich herum, denn „wennse‘ nich‘ sings‘ brauchse‘ auch nich‘ zun‘ MSV zu gehn‘n!“. Am häufigsten gegen die Gäste aus der Ruhrmetropole Essen, denn: „Die sind wirklich dat allerletzte Pack inne Westkurve!“. Herrlich!
Schon vor dem Spiel ist die Nordkurve der Duisburger rund um die Kohorte ordentlich aufgelegt. Der Essener Anhang heute scheinbar weniger gut organisiert als sonst, jedoch wie die Heimkurve in Vorbereitung auf eine Choreo. Wobei unserer Ansicht nach die Choreografie der Zebras in Sachen Optik und Ausführung die Nase vorn hatte.
In den ersten 5 Minuten vor Spielbeginn bemerkt man den Derby-Charakter.
Die Blockfahnen werden hochgezogen, die erste Fackel wird hochgerissen und dann….Stille!
Auf der Gegengeraden kämpft ein Mensch plötzlich um sein Leben. Die Nordkurve stellt für die gesamte Dauer der Begegnung den Support ein. Die Essener solidarisieren sich bis zum Abtransport des Verletzten aus dem Stadion. Danach steigt Essen verhalten wieder in die Unterstützung ein – Duisburg schweigt weiterhin. Als kurz vor Abpfiff verkündet wird, dass die Siegerehrung aufgrund des medizinischen Notfalls nicht stattfinden wird, ist allen Anwesenden klar: „Der Mensch schwebt weiterhin in Lebensgefahr“. Der Essener Anhang feiert zum Ende zwar den Pokalsieg mit ihrer Elf, jedoch verlässt der Rest der Fans das Stadion weitestgehend im betretenen Schweigen. Keine Krawalle – keine große Pöbelei. Stunden später erfahren wir, dass jegliche Hilfe für den Menschen zu spät kam. Was für uns als Freunde als lustiger Ausflug begann, endete für einen anderen Freundeskreis an diesem Tag als Tragödie. Als Menschen aus unserer Gruppe an diesem Abend die Altstadt besuchen und darüber klagen, dass das Wetter scheiße ist. Ihren Dienst bei der Arbeit antreten und darüber unzufrieden sind, an einem Samstag ackern zu müssen. Ist uns klar, dass es eben nicht selbstverständlich ist, heute nach Hause, in die Kneipe, auf eine Feier oder zur Arbeit zu kommen. Man ist viel zu selten dankbar für die normalsten Alltagssituationen. Die nimmt man so hin. Viel zu häufig als belastend und zeitraubend. Einer der knapp 30.000 Zuschauenden wird wie wir die gleichen Gedanken mit sich getragen haben. Der Mensch kommt allerdings nicht mehr verärgert über eine Niederlage seines Lieblingsclubs nach Hause. Nie wieder…unsere Gedanken sind auch heute, knapp anderthalb Monate nach dem Spiel, noch bei den Angehörigen des Verstorbenen. Wir wünschen euch weiterhin viel Kraft.
Das Spiel endete 2:1 für RWE, aber das ist auch nebensächlich.
Passt auf euch auf!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen