Freitag, 11. November 2022

Auf die Ohren - Berthold City & Ignite [Gastbericht]

[GASTBERICHT] von Gerald von Gorrisen

Konzertbericht 

Berthold City & Ignite - Turock Essen

Dank eines glücklichen Zufalls habe ich davon erfahren, dass Berthold City als Vorband von Ignite, erstmals Konzerte in Europa spielt. Da ich deren beiden EP´s ("Moment of truth" und "What time takes") sowie die neue, 2022 veröffentliche, LP "When words are not enough" aktuell rauf und runter höre, war für mich klar, dass ich die Combo auch live sehen will. Und wenn Berthold City nicht ins Rhein-Main-Gebiet kommen, muss ich halt zu Berthold City kommen…

Mein letztes Konzert in Essen muss irgendwann in den Neunzigern gewesen sein. Seinerzeit gab es das Turock wahrscheinlich überhaupt noch nicht. Der Laden ist von der Atmosphäre her sehr einladend, der Sound hat allerdings Luft nach oben. Bei Hardcorekonzerten stehen für mich aber ganz klar andere Dinge im Vordergrund.

Nachdem wir noch für Speis und Trank im benachbarten Café Nord (übrigens sehr empfehlenswert) waren, sind wir gegen 20:15 Uhr im Turock aufgeschlagen. Es dauerte nicht lange, bis Berthold City die Bühne betreten haben. Die fünf Jungs haben von Beginn an nur eine Richtung eingelegt: mit Vollgas nach vorne. Der Laden war gut gefüllt, ganz offensichtlich kannten aber nur wenige Berthold City, geschweige denn ihre Songs. Daher gingen zu Beginn nur eine handvoll Leute richtig steil. Berthold City haben das hohe Anfangsniveau über den kompletten Gig halten können. Ihre Freude am Auftritt war deutlich zu erkennen. Alle Fünf haben nicht nur ihren musikalischen Part souverän abgeliefert, sondern waren auch sehr aktiv auf der Bühne. Auch wenn die Texte der Band einiges zu erzählen haben, sind die Ansagen zwischen den Songs eher knapp ausgefallen und es fehlte jegliche oberlehrerhafte Straight Edge Attitüde.

Weil Songs und Bühnenshow nur so vor Energie strotzten, hat die Band im Laufe des Gigs einige weitere Leute in ihren Bann ziehen können. Da das anwesende Ignite-Publikum musikalisch wahrscheinlich eher in eine andere Richtung geht, war das nicht ganz leicht. Ich selbst habe mich jedenfalls in die 90er zurückgesetzt gefühlt und hätte mir eine reine Hardcore-Crowd gewünscht. Daher hoffe ich, dass Berthold City wieder nach Europa kommen werden. Mit größerer Bekanntheit und in einem „reinen“ Hardcore-Setting würde es wahrscheinlich auch vor der Bühne gut abgehen.

Anschließend war ich gespannt, wie Ignite weitermachen würden. Ihr Konzert 1996 in der Zeche in Bochum, zählt immer noch zu den geilsten Konzerten, bei denen ich war. Ich habe die Band Ende der 90er-Jahre dann aus Augen und Ohren verloren. Bei den letzten von mir gesehenen Auftritten Ende der 2010er-Jahre beim Persistence Festival, hat die Band mich überhaupt nicht überzeugt. Musikalisch kann ich mit den neueren Sachen nicht viel anfangen und auch die Art des Live-Auftritts hatte sich stark geändert. Umso positiv überraschter war ich von Ignite im Jahr 2022. Der neue Sänger Eli Santana bringt sehr viel Power und Präsenz auf die Bühne und reißt dadurch offensichtlich den Rest der Band mit. Gefreut hat mich auch, einige alte Songs gehört zu haben.


Für alle Freunde des Youth Crew-/Straight Edge-Hardcore: hört bei Berthold City rein und kommt zu deren Konzerten, wenn sich die Chance ergibt!

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