Haukar - Vikingur 26.05.22
Nächstes Mal auf Asche 7/2022
Wir hatten 4 Stunden bis zum Abflug bzw. bis zur Rückgabe unseres Mietwagens in Keflavík (Island) zu überbrücken. Nachdem also 2 Wochen Regen, Frost, Sturm und ein ewig nasses Dachzelt hinter uns lagen, beschlossen wir nicht ins Warme zu gehen um evtl. einen kurzen Moment den Luxus von beheizten Räumen in vollen Zügen auskosten zu können.
Nein, unsere Entscheidung fiel auf ein Spiel des Isländischen Pokalwettbewerbs.
Haukar - Vikingur hieß die heutige Paarung und eine ausverkaufte Tribüne ließ uns auf eine spannende Partie hoffen.
Da ich natürlich vorher nicht nachgesehen hatte um festzustellen, dass Haukar in der dritten und Vikingur in der ersten Liga spielen, hielt ich an dem oben erwähnten Glauben weiter fest. Naja…sagen wir mal bis zur 20 Minute…denn bereits da stand es 3:0 für die Gäste. Ich könnte jetzt von einem spannenden Schlagabtausch zwischen den beiden Teams berichten. Von einer packenden Aufholjagd, mit fesselnden Szenen oder gar einer Verlängerung.
Mach ich aber nicht, denn das wäre gelogen.
Das Endergebnis zeigte 7 Tore für die Gastmannschaft und 0 Tore für das Heimteam auf der digitalen Anzeigetafel. Wobei manche Tore tatsächlich bei Zeigler, die Kür zum Kacktor des Monats erhalten hätten…mehrfach hintereinander… über Monate. Grausam!
Gar nicht grausam hingegen war das Maskottchen der Heimmannschaft. Der Kollege, welcher das Kostüm trug, war nämlich donnervoll und stolperte sich fröhlich durchs Publikum. Mal ging der Kopf verloren, mal die Hand, mal alles zusammen. Wer es nicht weiß: In Island ist Alkohol unfassbar teuer….wirklich! Man kann sich entscheiden: Entweder einen Kleinwagen oder Schnaps zu kaufen.
Das Maskottchen fährt definitiv Fahrrad.
Tja mehr gibt es von der heutigen Partie auch gar nicht so wirklich zu berichten, also möchte ich euch auf eine kleine Reise mitnehmen und zwar auf die Reise der geheimnisvollen Klopapierrolle.
Und das kam so:
Etwa vor drei Tagen, als wir die Westfjorde Islands passierten, überlegte sich mein Magen gegen die bereits seit 10 Tagen immer gleiche Nahrung, schweren Protest einzulegen und bescherte mir einen wiederkehrenden Aufenthalt auf dem stillen Örtchen.
Wenn man die Westfjorde durchfährt muss man wissen, stille Örtchen sind hier Mangelware. Keine Tanke, kein Rasthof… nur Vulkangestein, Schotterpiste und (wunderschöne) karge Landschaften… aber kein verdammtes Scheisshaus.
Also blieb mir nichts anderes, als Mutter Natur zur Verrichtung meiner Notdurft zu nutzen. Treuer Begleiter hierbei: Die Klopapierrolle in der linken Tasche meines Windbreakers. Irgendwann gegen Abend hatten meine Innereien und ich wieder Frieden miteinander geschlossen. In meiner linken Jackentasche trotzdem: The Klopapierrolle.
Irgendwie hab ich über die vergangenen Tage weg ignoriert, dass ich das Toilettenpapier weiterhin mit mir rumschleppe. Naja und während ich da so auf der Tribüne sitze und die Hände vor lauter Kälte in meinem Windbreaker vergrabe, fällt mir auf, dass die Klopapierrolle immer noch da ist.
Da das Spiel schon relativ früh entschieden war, wollte ich für die anwesenden Sitznachbarn die hohe Niederlage etwas erträglicher machen und holte immer wieder die Klopapierrolle aus der Tasche - wickelte sie ein Stückchen ab und dann wieder auf. Sagte meiner Begleitung auf Englisch, wie unglaublich glücklich ich bin diesen Schatz zu haben, ich ihn aber nicht teilen werde.
Ich tippe diese Zeilen gerade in Keflavik am Flughafen. Immer noch da: Die treue Klopapierrolle.
Ich denke das mit der Klopapierrolle und mir ist vielleicht was Dauerhaftes… vielleicht hat das Zukunft und ich habe ja erst kürzlich, nach meiner letzten Hochzeit, das Thema heiraten für mich ad Acta gelegt. Viel ändern würde sich nun auch nicht. Die Klopapierrolle spricht ähnlich selten mit mir.
Damit ihr mich nicht Lügen straft, hab ich Beweisfotos an diesen Bericht gehangen, die das (innige) Verhältnis zur Klopapierrolle belegen können.
Ich hinterlasse den Fußballplatz heute mit vielen Fragezeichen, insbesondere bei meinen isländischen Sitznachbarn. Aber dieses Geheimnis nehme ich mit nach Deutschland. Vielleicht erzählen sie sich in 200 Jahren von dem Typen mit der Klopapierrolle auf der Tribüne. Mir soll‘s recht sein.
Mit mystischen Grüßen Niko&Rollo (so nenne ich sie jetzt nämlich!).
Edit sagt: Rollo und ich sind gut in Düsseldorf gelandet. Vielleicht geht es nächste Woche zum Standesamt… mal sehen.
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