Samstag, 9. Dezember 2023

Auf die Ohren - Revolution Calling 2023 - Eindhoven

 [English version below]

Revolution Calling 2023

Am Samstag vor zwei Wochen zog es uns ins Nachbarland zum Revolution Calling nach Eindhoven. 

Wir beginnen mit den guten Nachrichten:


Es war ein bisschen Klassentreffen-Feeling. Uns gut bekannte (Fußball-) Szene Menschen aus der gesamten Republik gaben Ihr Stelldichein auf dem niederländischen Hardcore Punk Festival.

Besondere Grüße gehen nach Münster, Krefeld, Frankfurt und Saarbrücken. Insbesondere über das überraschende Treffen mit alten Boys SB Leuten freuten wir uns unheimlich. 


Hier unsere Highlights:

Wisdom in Chains

Alter Verwalter. Wieso sind die Musiker aus Pennsylvania überhaupt an uns vorbeigegangen? Was für ein brettharter Sound! Holy Shit! Eigentlich wollten wir „nur mal kurz schauen“. Daraus wurde ein -das gesamte Set lang andauerndes- „WOW!“. Zieht euch den Song „chasing the dragon“ rein. Liebhaber:innen dieses HC Genres wissen, was wir meinen!


Terror

Vor zwei Jahren wurden wir auf dem Jera on Air schwer enttäuscht. Seit Jahren ballert durch die heimischen Boxen - eigentlich in regelmäßigen Abständen - immer wieder irgendein Terror Album. Nach unserem Besuch aufm Jera wurde sich jedoch irgendwie entliebt. Es fehlte die nötige Power, welche man von Terror-Gigs gewohnt ist. In Eindhoven konnten die Musiker allerdings einiges wiedergutmachen. Das mitunter beste Set an diesem Abend! So gut, dass sich einer unserer Schreiberlinge zum Stage Dive von der Bühne in den Pit hinreißen ließ. Mit 41 Jahren, einem kaputten Meniskus, einem fehlenden Kreuzband, mehreren Bänderrissen im Knie und chronischen Rückenschmerzen ist das ein gewagtes Unterfangen. Nach 5 Minuten war das Spektakel für den alten Mann beendet - der Abend kurz darauf dann auch😅.




Berthold City

Die Durchstarter, welche wir bereits in Essen vor einiger Zeit begutachten durften, machen ihre Sache großartig. Eine prägnante Stimme, ballernder Sound der Saiteninstrumente und ein exzellentes Schlagzeug machen die Band, zu dem, was sie ist. Eine unfassbar gute HC-Kapelle.

Unser Tipp:

„Only truth wins“



Nun zum negativen Teil des Abends.

Es ist uns ein Rätsel, wie es möglich sein kann, dass sich in dem Bereich des Festivals klar erkennbare (nicht unbedingt wenige) Faschos Zutritt verschaffen konnten. Einschlägige Tattoos und Shirts, die unmöglich zu übersehen waren. Wir richten uns hiermit direkt an die Veranstalter:innen des Revolution Calling:


Eine Schulung oder Austausch eurer Security wäre eventuell nicht die schlechteste aller Ideen. Seit Jahren stehen eine Menge Bands, insbesondere aus dem HC Bereich, für Weltoffenheit und Toleranz (natürlich gibt es da auch Ausnahmen und Vollidioten). Hardcore bedeutet für die meisten Menschen viel mehr als nur Musik. Ein Gemeinschaftsgefühl über eine verrottete und oberflächliche Gesellschaft, welche uns jeden Tag begegnet und Wut in uns hervorruft. Der gemeinsame Frust über die Perspektivlosigkeit und Ignoranz eines Großteils der Bevölkerung. Dann - dennoch - der letzte Funken Hoffnung auf würdiges Leben und Überleben für alle auf diesem Planeten. Das ist es, was uns eint. Egal welche Hautfarbe, Geschlecht, Religion, sexuelle Orientierung du hast. Du gehörst dazu! Solange du das verinnerlichen kannst.


Nazis haben nicht einmal den Hauch einer Schnittmenge mit diesem Lifestyle und den Ansichten. Also lasst sie auch nicht auf solche Festivals. Das ist so einfach, dass können kleine Kinder erklären. Sollte sich da nichts tun, raten wir allen Menschen davon ab, sich für das kommende Jahr da nochmal ein Ticket zu kaufen. Es gibt Alternativen, bei denen Menschen - ohne Nazis - ein Konzert genießen können. 


Besonderen Respekt verdienen die Besucher:innen, welche den A****Geigen deutlich gemacht haben, dass sie da nichts zu suchen haben. Allerdings ist sowas niemals Aufgabe der Gäste, sondern immer der Veranstalter*innen.


Hardcore ist und bleibt Nazi frei!


Unser Freund Gerald hat für uns dazu ebenfalls ein paar schöne Worte verfasst:


Von den Querelen mit ungebetenen Gästen abgesehen, bei denen wegsehen aber definitiv keine Alternative ist, ist das Revolution Calling eigentlich ein Pflichttermin für Menschen mit dem entsprechenden Musikgeschmack. Es werden fast zwölf Stunden lang auf drei Bühnen viele tolle Bands zu einem mehr als fairen Kurs geboten und auch das Drumherum ist gut organisiert. Neben bekannten und unbekannten aktuellen Bands sind auch immer wieder Bands aus alten Zeiten da, die sich nach langer Zeit mal wieder ein Stelldichein geben.


So haben in der 2023er-Auflage Bands wie 7 Seconds und Kill your Idols ordentlich geliefert, auch wenn sie zwischenzeitlich auf ihr hohes Alter hingewiesen haben. Sie haben ihre Auftritte aber gut überstanden, der Gesang wurde eh von zig textfesten Kehlen übernommen. Auch im Rentenalter gehen noch Punkrock und Hardcore, nur halt ohne Stagediving.


Gegen Ende des Abends gab es dann nochmal einen richtigen Abriss, für die älteren HC-Semester sogar das Highlight des ganzen Tages. Der Gast-Co-Autor jedenfalls freute sich schon seit der Bekanntgabe auf den ersten Gig von Side by Side seit 1988 (Anmerkung der Redaktion: damals war er 10 Jahre alt). Seine Erwartungen wurden mehr als übertroffen: Das war der absolute Hammer! Eine Zeitreise in die 80er/90er! Eine mentale Verjüngungskur! 


Die Band selbst war total überrumpelt (positiv!) von dem, was sich vor ihr und auf der Bühne abgespielt hat. Sänger Jules hat zwischendurch mehrfach das Mikro abgegeben und einfach nur genossen, welche Energie die (leider viel zu wenigen) Songs der Band auch Jahrzehnte später noch freisetzen. Hardcore lives!


Amen und schönen Samstag!


[English Version]

Revolution Calling

Two weeks ago on Saturday, we were drawn to our neighboring country for Revolution Calling in Eindhoven. 


Let's start with the good news:


It was a bit of a class reunion feeling. (Football-) scene people we know well from all over Germany gathered at the Dutch hardcore punk festival.

Special greetings go to Münster, Krefeld, Frankfurt and Saarbrücken. We were especially happy about the surprising meeting with old Boys SB people. 


Here are our highlights:


Wisdom in Chains

Damn! Why did we completely miss the musicians from Pennsylvania before? What a heavy sound! Holy shit! We actually wanted to "just have a quick look". It turned into a "WOW!" that lasted the entire set. Check out the song "chasing the dragon". Lovers of this HC genre know what we mean!


Terror

Two years ago, we were sorely disappointed at Jera on Air. For years, some Terror album has been blasting through our speakers at home - actually on regular basis. After our visit to the Jera, however, we were somehow disappointed. The necessary power that one is used to from Terror gigs was missing. In Eindhoven, however, the musicians were able to make up for it. One of the best sets of the evening! So good that one of our writers got carried away and stage dived from the stage into the pit. At the age of 41, with a broken meniscus, a missing cruciate ligament, several torn knee ligaments and chronic back pain, this is a risky undertaking. After 5 minutes, the spectacle was over for the old man - and so was the evening shortly afterwards😅.


Berthold City

The high-flyers, who we had the pleasure of seeing in Essen some time ago, did a great job. A concise voice, a blasting sound from the strings and excellent drumming make the band what it is. An incredibly good HC band.

Our tip:

"Only truth wins"


Now to the negative part of the evening.

It is a mystery to us how it is possible that clearly recognizable (not necessarily a few) fascists were able to gain access to this festival. Unmistakable tattoos and shirts that were impossible to miss. We hereby address ourselves directly to the organizers of Revolution Calling:


Training or replacing your security might not be the worst of ideas. For years, a lot of bands, especially from the HC scene, have stood for cosmopolitanism and tolerance (of course there are exceptions and complete idiots). For most people, hardcore means much more than just music. A sense of community about a rotten and superficial society, which we encounter every day and which provokes anger in us. The shared frustration at the lack of prospects and ignorance of a large part of the population. Then - nevertheless - the last spark of hope for a dignified life and survival for everyone on this planet. That is what unites us. No matter what skin color, gender, religion or sexual orientation you have. You belong! As long as you can internalize that.


Nazis don't even have a hint of an intersection with this lifestyle and these views. So don't let them be at festivals like this either. It's so simple that small children can explain it. If nothing happens, we advise everyone not to buy another ticket for next year. There are alternatives where people can enjoy a concert without Nazis. 


The visitors who made it clear to the A**holes that they had no business being there deserve special respect. However, this is never the responsibility of the guests, but always of the organizers.


Hardcore is and remains Nazi-free!


Our friend Gerald also wrote a few nice words for us about this:


Apart from the quarrels with uninvited guests, where looking away is definitely not an alternative, the Revolution Calling is actually a must-attend event for people with the right taste in music. For almost twelve hours, many great bands are offered on three stages at a more than fair price and the surrounding area and hospitality is also well organized. In addition to well-known and unknown current bands, there are always bands from the old days who want to reunite after a long time.


Bands such as 7 Seconds and Kill your Idols delivered a decent performance in the 2023 edition, even if they have pointed out their advanced age on stage. However, they survived their gigs well and the vocals were taken over by dozens of lyric-proof throats anyway. Even at retirement age, punk rock and hardcore are still possible, just without stage diving.


Towards the end of the evening there was another real demolition, for the older HC students even the highlight of the whole day. The guest co-author, had been looking forward to Side by Side's first gig since 1988 (editor's note: he was 10 years old at the time). His expectations were more than exceeded: It was an absolute blast! A journey back in time to the 80s/90s! A mental rejuvenation cure! 


The band itself was totally taken by surprise (in a positive way!) by what was happening in front of them and on stage. Singer Jules handed over the microphone several times and simply enjoyed the energy that the band's (unfortunately far too few) songs still release decades later. Hardcore lives!


Amen and have a nice Saturday!


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