Dienstag, 13. September 2022

NMAA - Viktoria Arnoldsweiler - Bonner SC

„Don’t Drink Dom Kölsch“


Die Queen ist tot - ganz England trauert - in Deutschland hängen die Fahnen auf halbmast - der Typ mit den krassen Segelohren ist nun nächster Monarch. 

Um ehrlich zu sein gehöre ich zu den Menschen, die gern irgendwas gehässiges über die Queen und deren Ableben gepostet hätte. 


God save the Queen von den Sex Pistols hab ich zeitweise als angemessen erachtet. Aber John Lydon ist auch ein unfassbares A****Loch und ich hab mir die Sache mit dem gehässig sein geklemmt. 


Da ich nicht auf der Welle der Volkstrauer mitschwingen wollte, bin ich zum Fußball gefahren. Arnoldsweiler gegen den Bonner SC. Was ganz was Feines in der Mittelrheinliga. 


Das letzte Mal als ich ein Spiel mit Bonner Beteiligung gesehen habe, war’s das Auswärtsspiel von Fortuna Düsseldorf beim Bonner SC vor gefühlt 20 Jahren. Damals haben Fortuna Fans eine Bootsfahrt von Düsseldorf nach Bonn organisiert. Die Idee vor etlichen Jahren wurde nicht ganz zu Ende gedacht und so kam es, dass sich völlig unerwartet herausstellte: Eine Fahrt Rhein aufwärts von Düsseldorf nach Bonn dauert 6!!! In Worten sechs!!! Stunden. 


Wenn die Rheinländer:innen aber Eines können, dann ist das feiern. Es wurde also dafür gesorgt, dass sich in den 6 Stunden Bootsfahrt niemand langweilte oder dehydrierte. An dem Tag traten glaub ich Golden Beering und die Stage Bottles auf die Bühne und ich mehrfach an die Theke…an alles Andere erinnere ich mich nur noch schemenhaft. 


Irgendwer hat sich in meiner Erinnerung ausgezogen und ist - als eine recht große Hochzeitsgesellschaft gerade dabei war ihr Hochzeitsfoto samt Gästen vor einem opulenten Brunnen in der Bonner Innenstadt zu knipsen - zeitgleich in diesem Brunnen baden gegangen….und hat allen Gästen eine unfreiwillige Dusche verpasst….das führte zugegeben zu erheblichem Unmut auf Seiten der Hochzeitsfeier, aber wir waren 6 Stunden auf diesem Kahn, donnervoll und unsterblich….und wer hat schon die Muße mit einer Horde Verrückter nun über die Notwendigkeit dieses öffentlichen Bades zu diskutieren…dann kam die Polizei.


Die kam heute allerdings nicht und es hat auch niemand nackt in einem Brunnen gebadet, wenn aber doch wer Lust gehabt hätte, so wäre der Platz des Bertram Mötrath Stadions ein idealer Ort hierfür gewesen. Teilweise versprang der Ball bei Zuspielen so heftig, dass selbst der schlechteste Kreisliga D Kicker es nicht geschafft hätte solch ein Zuspiel zu fabrizieren und Wasser war in den Löchern auch reichlich vorhanden. Vielleicht dient der Platz auch außerhalb des Spielbetriebs als Tränke für eine Steppen-Stampede…ich mein, in Zeiten des Klimawandels ist schließlich alles möglich.

Eigentlich war heute alles angerichtet: Das Wetter war die reinste Katastrophe, es zog über den gesamten Platz wie Hechtsuppe, Arnoldsweiler liegt irgendwo im Niemandsland zwischen Düren und dem Hambacher Forst, am Horizont kann man beobachten wie die Braunkohlebagger unseren Kindern die Zukunft wegbaggern, im Ausschank gab es Dom Kölsch und meine Randbemerkung:“Es wird schon nicht so kalt sein…letzte Woche war’s noch 30 Grad….“ tat ihr Übriges. Ein perfekter Tag um beispielsweise ein missglücktes Date schnell enden zu lassen. 

Für mehr romantische Tips einfach „Nächstes Mal auf Asche“ lesen. Besser als Tinder….naja alles ist besser als Tinder…selbst Wurzelbehandlungen beim Zahnarzt. Aber ich schweife ab.


Bonn war ordentlich vertreten. Ein 90 minütiger Support von der mitgereisten aktiven Fanszene (30-40 Menschen), Zaunbeflaggung, mehrere Schwenkfahnen und ein ordentlich, spannender Kick machten den Nachmittag zu einem lohnenden Ausflug.

Arnoldsweiler hielt supportmäßig dagegen in dem sie durch Hubert (auch Hubby genannt) auf einer kräftigen Pauke begleitet wurden. „Auf geht‘s grün-weiß“ schallte es in unregelmäßigen Abständen durch das Rund. Irgendwie erinnerte mich das Ganze ein bisschen an Spiele in der Grotenburg wo auch immer wieder „Ueeerdiiiiiingeeeeen“ von ein und derselben Person durchs Stadion gebrüllt wurde.


Kurz vor Anstoß gönnten wir uns noch ein ausgefallenes vegetarisches Gericht. Verrückt es gab vegetarisches Essen. Kann man kaum glauben, dass seit ca. 30 Spielen zum ersten Mal nicht nur Bratwurst und Nackensteak zur Auswahl standen, sondern Pommes und die waren super. Auch wenn es die Bedienung etwas gut meinte und für schlappe 2€ den halben Sack Pommes aus dem Großhandel auf meinem Teller platzierte. 


Da ich bei Mo‘s Bude ja ständig als Proband für schlimme Teesorten zur Verfügung stehe, weite ich diese selbstzerstörerische Disziplin nun auf alle Plätze aus. Somit habe ich heute das erste Dom Kölsch in meinem Leben getrunken und es war eine wahre Katastrophe. Ich möchte mich gar nicht so ausgiebig über dieses Getränk auslassen…nur so viel: Wenn Altbier schlecht wird, dann schmeckt Dom Kölsch so wie das Alt nach langem Ablauf des MHD riecht. 


Dann war aber auch Anstoß und beide Teams legen los wie die Feuerwehr. In der ersten Hälfte hat Bonn das Heft klar in der Hand, kommt trotz einer hochkarätigen Mannschaft allerdings nicht zum erfolgreichen Abschluss. Arnoldsweiler hält tapfer dagegen und macht überraschend durch einen Konter in der 20 Minute das 1:0. Bonn gibt weiter Vollgas und gleicht in der 28 Minute nach einer Ecke zum 1:1 aus. Nach kämpferischen 45 Minuten pfiff der Schiri zeitig zur Halbzeit und das Dom Kölsch wollte raus. 


Beim Betreten des stillen Örtchens beschleicht mich das Gefühl vielleicht unbemerkt in eine Zeitschleife geraten zu sein. Die Fliesenfarbe jedenfalls erinnert an die furchtbaren Badezimmer aus den 80ern…es fehlte nur noch die Badezimmergarnitur. Falls wer von euch Arnoldsweiler einen Besuch abstattet, nehmt einen Eimer Fliesenfarbe mit und befreit die bedauernswerten Fliesen vom Martyrium der 80er. 

Zweite Halbzeit und das Spiel nimmt sofort wieder Fahrt auf. Diesmal wirft allerdings Arnoldsweiler alles nach vorne und kommt der Führung von Mal zu Mal näher. Rassige 45 Minuten bekommen die ca. 150 Zuschauer:innen zu sehen und am Ende des Tages steht ein gerechtes 1:1 als Ergebnis auf dem Papier.


Ein Ausflug nach Arnoldsweiler lohnt sich. Eine schöne kleine Tribüne, faire Preise und anständiger Fußball. 


Euch einen schönen Sonntag!


God save the….ach lassen wir das.


PS: Den Namen des Paukers habe ich erfunden. Das Meiste hier stimmt allerdings😃.

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