Sonntag, 21. Mai 2023

Leseempfehlung - Was wäre eigentlich „wenn … “ gewesen? Teil 1

Wir möchten euch einen spannenden Bericht von Ulli Münsterberg ans Herz legen. Ulli ist seit Ewigkeiten glühender Anhänger von Fortuna Düsseldorf, Buchautor, Subbuteo Profi, Teilzeit-Brite und Gründer der Fanfreundschaft zwischen Fortuna Düsseldorf und Ipswich Town. 


Aber eines ist Ulli auch: Fußball Nostalgiker und pflegt weiterhin eine mehr oder minder heimliche Liebe zum VfB Hilden. Zu dieser Historie hat Ulli so einiges spannendes aufs digitale Papier gebracht. Hier nun also der erste Teil von…


Was wäre eigentlich „wenn … “ gewesen ?

Folge 1 (1 von 4)


Stadion Bökelberg 18. Juni 1939


Die nun ablaufende Spielzeit 2022-23 der Fußball-Oberliga Niederrhein dürfte ohne Frage zu den erfolgreichsten Spielzeiten in der langen Geschichte des VfB Hilden 03 gehören.

Die erste Mannschaft, das steht jetzt schon fest, wird in der Abschlusstabelle der Saison 2022-2023 zu den absoluten Top Teams der immerhin vierthöchsten deutschen Fußball-Liga gehören, die Reserve ist eine echte Hausnummer in der unterhalb der Oberliga angesiedelten Landesliga und die A-Junioren des Vereins haben sich nach einem Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse, der Bundesliga trotz des feststehenden Abstiegs eine feine Visitenkarte der Itterstädter hinterlassen.


Und auch wenn es heute eine Menge rund um den Verein zu bejubeln gibt, so stelle ich mir nicht erst seit gestern die Frage, wie es eigentlich aussehen würde, wenn das eine oder andere entscheidende Spiel in der Vergangenheit des Vereins dem Klub eine andere Wendung gegeben hätte. Oder die allgemeinen Lebensumstände damals andere gewesen wären ?


Stadion Bökelberg 18. Juni 1939 :


Am 18. Juni 1939 hat den VfB Hilden zum Entscheidungsspiel auf dem Bökelberg in München – Gladbach, wie die Stadt Mönchengladbach damals tatsächlich hieß, jedenfalls niemand auf dem Tippzettel. In diesem Spiel geht es um den Aufstieg zur höchsten (West-) deutschen Fußball-Liga.


In dieser Aufstiegsrunde spielen ausgerechnet Borussia Mönchengladbach, Union Krefeld und der absolute Außenseiter aus Hilden um den Aufstieg und es beginnt wie erwartet, denn die Schwarz-Weißen von der Hoffeldstraße gehen gleich im ersten Spiel in der legendären Krefelder Grotenburg mächtig baden und werden gleich mit vier null abgeseift. 


Das Ende aller Träume ?


Mitnichten. Denn an der Hoffeldstraße ist der VfB Hilden eine Macht. Dort wo der Verein oft vor 5000 oder 6000 Zuschauern antritt, ist trotz des schwierig zu bespielenden Aschenplatzes eine für die damalige Zeit zeitgemäße Anlage entstanden : moderne Umkleidekabinen, Duschräume, Verwaltungsräume, Zuschauereingänge. Eine Wohnung für den Platzwart, der sich um die Anlage kümmert.

Die Infrastruktur passt für damals .


Jedenfalls werden die beiden Mannschaften vom Niederrhein mit Niederlagen heimgeschickt. Union Krefeld mit 4-2 und Borussia Mönchengladbach mit 3-2 und weil Gladbach beide Spiele gegen Krefeld gewinnt wird das letzte Spiel tatsächlich für den vermeintlichen Außenseiter aus Hilden zum entscheidenden Finale.


Der Fußballverband als Ausrichter dieser Wettbewerbe sieht das übrigens anders und hat bereits vor dem Spiel in vorauseilender Anbiederung an die Elf vom Bökelberg den Siegerkranz auf den „Sieger Borussia Mönchengladbach“ bedrucken lassen.


Das Stadion Bökelberg ist an diesem Sonntag restlos ausverkauft. Über 30.000 Zuschauer, darunter tausende aus Hilden. Fast 10.000 sollen es gewesen sein, die sich aus der Itterstadt aufgemacht haben. In Bussen, LKWs, Sonderzügen. Die Presse spricht sogar von 15.000 Hildenern auf dem Bökelberg.


Unfassbar.


Zu diesem, bis dato sicherlich allergrößten Spiel in der Historie des VfB Hilden steht folgende Besetzung auf dem Rasen des Bökelberg – Stadions : 


Willy Koch im Tor, dann Franken, Tang – Imkamp, Krey, W. Lettrich – Dörnenburg, Schackmann, A, Lettrich, Slota und Schaffner.


Und der VfB nimmt die Herausforderung an. 


Völlig unbeeindruckt von der Riesenkulisse im Stadion und unterstützt durch den stimmgewaltigen eigenen Anhang hält die Elf vom Hoffeld dagegen und geht in der 20. Spielminute durch ein feines Tor von Andy Lettrich mit 1-0 in Führung.


Halbzeit.


Im zweiten Durchgang kommt Gladbach erwartungsgemäß. 

Alles oder nichts. Und wie : Elfmeter für die Gastgeber. 


Hildens Torsteher Willy Koch hält. Weiter führen die Gäste von der Hoffeldstrasse mit 1-0. 


Gegenzug Hilden. 

Friedel Slota markiert das 2-0 für die Mannschaft von der Hoffeldstraße. 


Was für eine Spieldramaturgie.


Inzwischen hat der Hildener Anhang längst das Kommando auf den Rängen übernommen. Die Sensation liegt in der Luft.


Gladbach versucht nochmal alles und dann fährt der VfB den tödlichen Konter. 

Wiederum ist es Andy Lettrich. 


3-0. 


DREI NULL in Worten. 


Der VfB führt die Gladbacher mit erstklassigem Konterfußball auf dem heimischen Bökelberg vor.

Der späte Ehrentreffer der völlig überrumpeltem Mannschaft von Borussia Mönchengladbach ist grade noch Ergebniskosmetik. 


Die Pointe des Spiels zum Abschluss folgt.


Der Verbandsgeschäftsführer Geilenberg hat den Siegerkranz um den voreilig angebrachten Schriftzug „dem Sieger Borussia Mönchengladbach“ schnell und heimlich entfernt.


Trotzdem muss der Verbandspopanz sich noch aufplustern und blamiert sich bei der Übergabe mit dem Ratschlag, der VfB Hilden müsse sich aber in Zukunft mächtig steigern und fängt sich den entsprechenden Konter postwendend ein:


Für heute, Herr Geilenberg hats gereicht antwortet der VfB Vorsitzende Pannhorst trocken.


Reichen wird es trotzdem später nicht. 


Am 1. September1939 beginnt der 2. Weltkrieg und die Hildener Mannschaft wird nicht mehr in dieser Besetzung antreten. 


Fast alle Sportler, nicht nur die aus Hilden, werden zum Kriegsdienst eingezogen. Mit den Vorkriegswettbewerben hat der Ligafußball ab 1939 nicht mehr viel zu tun.


Erst lange Jahre später wird der VfB Hilden wieder vor großer Kulisse auflaufen. In der Aufbauzeit nach dem 2. Weltkrieg.


Zum Abschluss der Spielzeit 1947-48 steht wieder ein Entscheidungsspiel an. Wieder gegen einen großen Namen.

Im Duisburger Wedaustadion trifft der VfB Hilden auf ROT WEISS ESSEN.


Und wieder wird die Frage stehen, was wäre wenn (gewesen) .

Mehr in Folge 2


WEDAUSTADION, DUISBURG 1948

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