Freitag, 21. Juli 2023

Nächstes Mal auf Asche - International - U21 EM in Georgien 2023 [Gastbericht]

Bericht von Dirk Deutschländer 

Auf irgendeiner feucht-fröhlichen Feier im Jahr 2022, reifte die Idee im kommenden Jahr zur U21 EM zu fahren. Zuerst wollte man beide Gastgeber-Länder (Rumänien und Georgien) anfahren, aber nach der Gruppenauslosung war klar, dass wir die Vorrunde der deutschen Mannschaft in Georgien besuchen. Die Reisegruppe stand auch recht schnell. Mit Oli und Frank vom FCK und Jörn und mir von Fortuna. Doch etwa drei Wochen bevor wir die Flüge buchen wollten, verkündete der FCK, dass sie ein Trainingslager in den USA machen werden.

Damit sprang Frank mal eben von der Reisegruppe Georgien zur Reisegruppe USA. Absolut verständlich! Kurze Zeit später hatten wir aber mit Georg(auch FCK), einen mehr als guten Ersatz gefunden.

Flüge gebucht, Tickets bestellt, Reiseführer gekauft und eigentlich konnte es los gehen.


Jetzt versucht der Schreiberling einen vernünftigen Übergang zum Abflugtag zu finden.


Am Mittwoch den 21.06 sollte es also von Düsseldorf aus starten. Um 8:00 Uhr morgens riefen mich meine Pfälzer Freunde an und teilten mir mit, dass die Fluggesellschaft (FlyOne) gerade unseren Flug gecancelt hat und wir erst einen Tag später fliegen können.

Ach du Scheisse. Was jetzt? Nach einer kurzen Suche und Absprache am Telefon einigten wir uns darauf, dass wir dann eben neu buchen und um 16:50Uhr über Istanbul nach Tiflis fliegen.

Von sowas lassen wir uns doch nicht aufhalten. Paah, nicht mit uns!

Die Anreise lief dann problemlos. Mietwagen abgeholt und ab auf die Suche nach unserem Hotel.


Mittlerweile war es der 22.06.

Zum Glück ist morgens um drei nicht viel Verkehr auf den Straßen von Tiflis.

Nach ein paar Stunden auf der Matratze (die Betonung liegt auf „paar“), starteten wir um ca. 10:00 Uhr direkt zu unserem ersten Spiel nach Kutaissi. Für die etwa 240km sollte man schon so etwa 4 Stunden einplanen, denn ein nicht unerheblicher Teil, wird auf Landstraßen zurückgelegt. Hier kann es dann oft zu abenteuerlichen Szenen kommen. Waghalsige Überholmanöver und diverse Tiere (Hunde, Kühe, Schweine) auf der Strecke sind absolut keine Seltenheit.


In Kutaissi wurde unser Appartement schnell gefunden und mit Hilfe und Tipps von Jan(Hertha Fan), landeten wir kurze Zeit später in der Kaisers Beer Bar. Jan is‘n Hopper Kollege und ganz nebenbei noch mit einer Georgierin verheiratet. Also konnten durch ihn einige sprachliche Barrieren abgebaut werden.

Wir ließen es uns dann kulinarisch richtig gut gehen und probierten uns gefühlt einmal komplett durch die georgische Küche. Bier und „Chacha“ (georgischer Schnaps) waren auch im Spiel.

Etwa 2 Stunden vor Anstoß fing es in Kutaissi erst an zu regnen und später schüttete es wie aus Eimern. Die Straßen waren knöcheltief überflutet und wir blieben bis ca. 30 Minuten vor Anstoß noch schön im Trockenen.

Doch dann mussten wir halt auch los und waren trotz Sammelbus und kurzen Wegen, schnell durchnässt. Dazu kamen dann noch die Elfmeterkünste des Herrn Moukoko und der schnelle Rückstand. Es lief also von Beginn an richtig gut.

Der Ground hat eine kleine, überdachte Haupttribüne und der Rest ist ohne Dach. Von den 14700 Plätzen waren heute gerade einmal 2442 belegt. Den Anteil an deutschen Fans würde ich so auf 300 schätzen.

Das Spiel selbst war dann auch nicht wirklich gut. Die komplette 2. Hälfte war das deutsche Team ein Mann mehr auf dem Platz und man schaffte es gleich zweimal nicht, einen Elfmeter zu verwandeln.

Die Israelis hatten gefühlt einen guten Angriff (20. Min), schossen das Tor und danach wurde hinten dicht gemacht. Dem deutschen Team fiel gerade im zweiten Durchgang nichts ein, um dieses Bollwerk zu knacken und so blieb es beim 1:1 Unentschieden, gegen den vermeintlich leichtesten Gegner der Vorrunde.


Nach dem Kick ging es zurück in unsere Kaisers Beer Bar, um noch einen Absacker auf unseren ersten Tag auf georgischem Boden zu trinken.


23.06.

Am nächsten Morgen verließen wir Kutaissi leider schon wieder. Es ging zurück nach Tiflis, allerdings mit einem Kulturstopp in Gori.

Denn Gori ist die Geburtsstadt von Josef Stalin. Dort hat man ein Museum zu seinen Ehren gebaut, welches wir uns angucken wollten.

Es bietet hauptsächlich totale Propaganda-Utensilien von Stalin. Er wird dort völlig abgefeiert, was bei dem was er getan hat, doch schon recht komisch rüberkommt. Denn ein Menschenfreund war Stalin nicht wirklich. Richtig interessant fand ich seinen Zug-Waggon, der neben dem Museum besichtigt werden konnte.


So war dann der Kulturpunkt auch abgearbeitet und wir konnten weiter nach Tiflis fahren. Dort liefen wir dann am Abend einige Zeit quer durch die wirklich schöne Altstadt und ließen es uns bei Sommertemperaturen gut gehen



24.06

Heute sollte es mal keine große Hektik oder Reise geben. Wir blieben in Tiflis und hatten uns ab 10:00 Uhr einen 4-stündigen Stadtrundgang online gebucht. War sehr informativ und hat richtig Spaß gemacht.



Die Zeit verging wie im Flug. Der Nebeneffekt war, dass wir drei supernette Bayern-Fans kennengelernt haben. Na ja, Fans ist etwas untertrieben. Eher Bayern Allesfahrer. Völlig verrückte Jungs, mit denen wir noch auf ein/zwei Bier in die Altstadt gingen.

Irgendwann war es aber Zeit, kurz zum frisch machen ins Hotel zu gehen, denn schließlich stand heute noch Fußball auf unserem Programm. Es gab das zweite Gruppenspiel der Gastgeber aus Georgien gegen Belgien. Gespielt wurde im Boris Paichadze Stadion in Tiflis. Da die Georgier nach dem 2:0 Auftaktsieg gegen Portugal völlig euphorisiert waren, kamen heute Abend grandiose 41887 Zuschauer. Damit war der 54549 Zuschauer passende Allseater, sehr gut gefüllt.


Mit der Metro zum Ground war problemlos, auch weil uns eine nette Einheimische mit guten Deutsch-Kenntnissen, beim Ticketkauf half. Danke dafür.

Dort angekommen folgte man einfach den Menschenmassen. Die Stimmung bei den Georgiern war draußen und drinnen überragend. Gefühlt waren sie schon Europameister ;-)

Allerdings hatten die Belgier auf dem Platz etwas dagegen. Ein überzeugender Charles de Ketelaere (Nr. 22) zog die Fäden und die Georgier waren mit dem 0:2 aus ihrer Sicht zur Pause noch mehr als gut bedient. Es war deutlich ruhiger im weiten Rund geworden.

Das änderte sich aber kurz nach der Pause. Denn schon nach 6 Minuten im zweiten Durchgang, verkürzte der Gastgeber. Jetzt war wieder Bambule im Stadion. Jeder freute sich, dass ihre Jungs so lange mithielten und dann kam mit der 87.Minute - der Ausgleich. Unfassbar was hier los war.

Alle drehten durch und irgendwie wurden wir auch in den Bann gezogen. Glückwunsch Georgien, 4 Punkte nach 2 Spielen. Die hätte das deutsche Team auch gerne. Warten wir es ab.


Nach einem etwas chaotischen Rückweg waren wir dann auch recht zeitig im Bett, um am nächsten Tag nach Batumi aufzubrechen.


25.06

Batumi, Schwarzes Meer, das Las Vegas des Ostens. Ach ja, viel Glitzer und Hochhäuser, aber hat mich nicht begeistert. Im Nachhinein fand ich Tiflis authentischer und viel schöner.


Aber es hilft ja alles nix und auf der 6-stündigen Fahrt(ca. 370 km) wussten wir das alles ja noch nicht.


Hotel schnell gefunden, ne Kleinigkeit essen gehen und dann ab zum Stadion. Die Adjarabet Arena, in der normalerweise Dinamo Batumi spielt, ist auch ein Allseater, wie gestern in Tiflis, aber mit 20035 Plätzen deutlich kleiner. Für die heute 5023 Zuschauer reichte es locker.


Dieser Ground könnte so auch in Deutschland irgendwo stehen. Gerade mal vor etwas mehr wie 2 Jahren eingeweiht, in unmittelbarer Nähe zur Strandpromenade und diversen Hotelriesen (Fertige und noch im Bau Befindliche) fühlte sich das hier komisch an. Zuviel Glitzer und Glamour für dieses Land. Das passt nicht so richtig.


Zum Spiel (Deutschland – Tschechien) : Tja, erste Halbzeit Totalausfall und im zweiten Durchgang klar überlegen. Allerdings fand man, wie gegen Israel, keine Mittel eine gute Defensive zu überspielen. Selber gab man der eigenen Abwehr das Prädikat „Hühnerhaufen“ und bekam in der 87.Minuten durch das 2:1 der Tschechen, die passende Quittung.

Das war schon etwas frustrierend, denn damit war das Ausscheiden so gut wie besiegelt.

Doch davon ließen wir uns nicht abhalten, dem Abend noch einen denkwürdigen Anstrich zu geben.

Mit den drei Bayern-Jungs und vier weiteren Nürnbergern ging es dann zur Strandpromenade um uns um lokale Flüssigkeiten zu kümmern. Die Bayern mussten dann leider recht früh aufbrechen, um zu ihrem Flieger zu kommen. So blieben wir 8 Gestalten über und hatten einen geilen Abend. Es wurde ein oder zweimal die Lokalität gewechselt, ehe der erste auf die Idee kam, noch was zu essen. “Bei uns am Hotel hat noch eine Döner-Bude auf, da gehen wir jetzt hin“. So war der O-Ton der Nürnberger. Alles klar, so machen wir das. Es war ja erst kurz nach zwei Uhr morgens. Nach einem kurzen Fußmarsch kam es dann…das Unheil. Ein beleuchteter Kunstrasen-Fußball-Käfig tauchte auf und auf dem Platz lag ein Ball. Jetzt gab es kein Halten mehr und wie die kleinen Kinder stürmten wir den Platz. Spielgemeinschaft Lautern/Fortuna gegen Nürnberg.

Nach etwa einer halben Stunde waren alle völlig fertig und die eingespielten Nürnberger gingen als Sieger vom Platz. Somit gab es für uns Fortunen in dieser Saison 4 Niederlagen gegen Nürnberg. Sie liegen uns einfach nicht. Danach war an Essen nicht mehr zu denken. Leider zog sich Georg von unseren Lautrern einen Muskelfaserriss zu und war so den Rest der Tour etwas gehandicapt. Irgendwann ging es per Taxi ins Hotel.


26.06

Dieser Montag begann mit einer Menge Schlaf und der Ungewissheit, wie Georg mit seiner lädierten Wade überhaupt laufen kann.

In der Apotheke wurde eine Salbe organisiert und dann fuhren wir zur Strandpromenade runter. Auf Laufen wurde Großteils verzichtet, so dass das Sightseeing sich erstmal nur auf einen kleinen Bereich beschränkte.

Nach dieser recht kurzen Auszeit ging es am Nachmittag per PKW nach Koboleti. Diese Stadt liegt etwa 25 km nördlich von Batumi und direkt am Schwarzen Meer. Allerdings galt unser Augenmerk eher einer sportlichen Aktivität, die hier heute um 17:30 Uhr los gehen sollte.


Es handelte sich um den Kracher FC Shukura Koboleti II—FC Egrisi Senaki in der 5. Liga Georgiens.

Heute war mal wieder Jan mit am Start, der nur für diesen Kick aus Tiflis angereist kam. Die Chele Arena hat mit Sicherheit schon bessere Zeiten gesehen, aber irgendwie hat das Ding - trotz Laufbahn - Charme. Wie viele Zuschauer diesem Kick beiwohnten ist schwer zu sagen, denn es war nebenan noch ein U10 Turnier und einige Kids saßen auf der Tribüne. Fußballerisch war es so in etwa Kreisliga A und auch der überaus holprige Rasenplatz half den Spielern nicht wirklich weiter.

Die Heimmannschaft machte irgendwann den 1:0 Siegtreffer und wir fuhren danach noch zum Essen in die „Innenstadt“.


27.06

Heute war der große Tag. Wir hatten definitiv nichts auf dem Programm stehen und wollten Sightseeing machen. Doch erstmal schüttete es wie aus Eimern bis etwa 14 Uhr.

Danach machten wir uns zu dritt (ohne unseren Invaliden) auf, um etwas von der Stadt zu sehen.

Abseits von diesen ganzen Wolkenkratzern, find ich Batumi gar nicht so übel.

Irgendwann hatten wir dann eine Lokalität fürs Mittagessen gefunden und Georg per Taxi zu uns gelotst. Danach noch etwas rumgelaufen und an der Batumi Piazza ließen wir uns dann erneut nieder. Schön gelegener, großer Platz mit netten Kneipen und auf ner‘ großen Leinwand lief das dritte Gruppenspiel der Georgier. Am Nebentisch saßen 2 Engländer und ein Deutscher (der mittlerweile in LA lebt), die sich bei der Euro 1988 kennengelernt haben und seitdem in Kontakt sind. Großartig. So soll es sein.

Einige Biere später, war dann auch unser freier Tag vorbei.


28.06

Letzter Tag in Batumi und letztes Gruppenspiel der deutschen U21.

Gutes Wetter, Strandpromenade, Essen und Trinken, kurzes Treffen mit den Nürnbergern und dann schon ab zum Spiel.


Es passierte den Tag über nix spektakuläres, deswegen habe ich kurz den Zeitraffer eingeschaltet.


Zum Spiel braucht man nichts sagen. Die heute 9587 Zuschauer in der Adjarabet Arena sahen, gerade in der ersten Hälfte, eine um eine Klasse besser spielende englische Mannschaft. Zur Pause hätte es auch 4 oder 5:0 stehen können. Nach dem Wechsel wollte die englische „B-Elf“ dann nicht mehr und das deutsche Team war einfach zu schlecht.

Wir machten nach dem Spiel, dass was wir können und sind noch nen‘ Absacker an der Strandpromenade trinken gegangen.


29.06

Heute war dann auch für uns Zeit, wieder in die Heimat zu reisen. Erst 6 Stunden mit dem Auto von Batumi wieder nach Tiflis und dann nochmal 4,5 Stunden mit Eurowings nach Düsseldorf.


Fazit 

Georgien ist absolut eine Reise wert. Gerade die Hauptstadt Tiflis hat mir richtig gut gefallen. Der Straßenverkehr ist total chaotisch, aber irgendwie funktioniert es. Die Leute leben hier anders, vielleicht in einfacheren Verhältnissen, aber wirken nicht unglücklich.

Ich habe mich hier immer sicher und wohl gefühlt. Chacha wird nicht meins, aber an das fleischhaltige Essen könnte ich mich gewöhnen.

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