Sonntag, 10. März 2024

Nächstes Mal auf Asche - International - Brescia Calcio – US Palermo

Um 8h am Morgen geht es los. Der Zug aus Bergamo bringt uns in das knapp 50km entfernt liegende Brescia, im Osten der Lombardei. Vorbei an stillgelegten Industrieanlagen und pittoresken Dörfern fährt nach ca. 1,5 Stunden das Schienenfahrzeug im Hauptbahnhof von Brescia ein.


Als Erstes zieht es unsere Reisegruppe in die Innenstadt, um noch ein wenig Sightseeing zu betreiben. Nach einigen kleinen Gassen erreichen wir den Marktplatz, welcher uns direkt vor den Dom führt und tolle Eindrücke beschert. Noch ein wenig durch die Altstadt und wir befinden uns auf direktem Weg ins Mario Rigamonti Stadion. 

Ein bisschen mulmig ist uns schon zumute, als wir uns – zum Erreichen des Kassenhäuschens – durch die heimische Ultra-Szene bewegen müssen. Überhaupt sagt unsere Paranoia „wir werden permanent gemustert“. Hinzukommt, dass ein gewisses Punk-Dasein bei unserer Optik schlecht verleugnet werden kann und Brescia ist nicht sonderlich bekannt für „ihre antifaschistische Fanszene“.

Während wir uns also Stück für Stück in Richtung Gegengerade zittern, wird im Flüsterton gefachsimpelt, ob nun 50 oder 60 Gäste-Fans aus Palermo den Weg ins 1.500km entfernte Brescia gefunden haben. 

Wir steigen die Stufen zur Tribüne hinauf und als Erstes hören wir nach Betreten des Mundlochs, wie jemand einen unserer Namen ruft. „Kann ja nicht sein“ denken wir uns. Nochmal ruft der Mensch! Mit Nachdruck! Scheiße, jetzt gibt es Keile….stattdessen winkt ein fröhlicher und bekannter Krefelder Hopper von den blauen Schalensitzen in unsere Richtung. Die Welt ist ein Dorf. 

Kurzes, großes „Hallo“ und wir nehmen die Plätze neben dem Kollegen und seinem Begleiter ein. Was wir jetzt erst realisieren: Der Bekannte hat sich mittlerweile mit einem Haufen – scheinbar Ultras der ersten Stunde – angefreundet. Die stört es allerdings gar nicht, dass wir jetzt auch dort sitzen. 


Entgegen unserer Erwartungen besiedeln 1500 Gäste aus Palermo den schmalen - und aus Gründen - völlig überfüllten Block auf der Hintertor (Stahl-) Tribüne der Curva Sud. 

Die erste Halbzeit beginnt rasant: 1:0 Brescia (Elfmeter) - 1:1 Palermo (Elfmeter) - 1:2 Palermo (Kacktor des Monats) - 2:2 (Tor des Monats) - 3:2 Brescia (sehenswert) - 4:2 Brescia (Brescia Spieler schießt völlig unsinnig einfach in den Strafraum und trifft per Zufall einen Spieler von Palermo. Von dem prallt der Ball ab und landet: IM TOR!). Hätte ich die Hütte gemacht bzw. nicht gemacht, würde ich für den Rest meines Lebens behaupten, dass es genau abgemessen war und komplett beabsichtigt. Der Lacher geht dann wenigstens nicht auf meine Kosten.


Halbzeit! Wir stellen fest: Es gibt doch Bier! Das fließt zur zweiten Hälfte in Strömen unsere Kehlen hinunter. Während wir in Erfahrung bringen können, dass viele Arbeiter*innen aus Palermo aufgrund des Mangels an Arbeitsplätzen im Süden in den Norden gegangen sind und somit die stattliche Anzahl an Gästen verursachen, hat uns die Stimmung beider Kurven in ihren Bann gezogen.

Sowohl Brescia als auch Palermo präsentieren sich in klassischem Italo-Stil. Melodiöse Gesänge, 90 Minuten irgendwo immer mal wieder Rauch oder La Bomba, Mitmach-Quoten (willkommen im Fanzine von 1990) von annähernd 100% und Klamotten-technisch absoluter Style,überzeugen unsere Hopping-Herzen.

In der zweiten Halbzeit – kein Witz! Passierte einfach so gut wie gar nix mehr. Das führt dazu, dass die süditalienische Fangemeinde aus Palermo den Support klar zurückfährt. Die Curva Nord Brescia hingegen macht munter weiter! Noch lange nach Abpfiff, während wir uns bereits auf dem Fußmarsch zur örtlichen Burg-Ruine befinden, vernehmen wir „Forza Grande Brescia“ durch die Straßen rund ums Stadion. Nach einem kurzen Abstecher zum Duomo und einem viel zu langen Abstecher zu einem Discounter, der laut dem Gruppen-Ältesten „direkt neben dem Bahnhof liegt“ setzen wir unsere Hintern wieder in den Zug nach Bergamo, wo sich unsere Ferienwohnung befindet. Glücklich und zufrieden fallen wir weit nach Mitternacht in unsere Betten. Um 8h klingelt allerdings der Wecker….es soll nach Verona gehen.

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