Heute: Katja Bieker
Donnerstag, wem es aufgefallen ist, ist Interviewtag. Selbstverständlich auch am heutigen Donnerstag und ich habe die Ehre, heute der lieben Katja meine Fragen stellen zu dürfen. Katja ist Multitalent. Rockstar, Festival-Organisatorin, RWO-Anhängerin und laut eigener Aussage angehende Ministerin für Prokrastination (ihr seid nicht dumm, wenn ihr dieses Wort auch googeln musstet… oder zumindest genauso klug oder dumm wie ich). Wer also wissen möchte, was im Osten besser war, wieso man keinen Hehl aus einer Wirecard-Affäre machen sollte, wer hinter den Impfmücken steckt und warum an vielem der Hund Athos schuld trägt, ist hier richtig aufgehoben.
Let‘s Go!
NMAA:
Hallo Katja und Danke, dass du dich ebenfalls meinen Fragen stellst. Musikerin, sorgsame Hundebesitzerin, Fußballfan, Mitorganisatorin des Rock gegen Rechts in Düsseldorf….Wie bekommt man das samt Lohnarbeit unter einen Hut und gibt es auch Dinge, die du nicht kannst?😀 Kläre uns auf.
Katja:
Hallo Niko. Vielen Dank für deine Einladung. Du hast die Katzen vergessen 😁
Was ich nicht kann? Ne Menge. Wo soll ich anfangen? Haushaltsführung zum Beispiel. Ich hasse aufräumen und so nen Kram.
Das ist für mich verschwendete Lebenszeit. Eigentlich mach ich all die aufgezählten Sachen nur, um diese unliebsamen Dinge nicht machen zu müssen und auf andere Haushaltsmitglieder abwälzen zu können. Kreative Prokrastination 🤣
Kleiner Scherz. Es gibt einfach unglaublich viel, was ich gerne mache und was mir am Herzen liegt. Ich wünschte oft, ich hätte mehr Zeit.
NMAA:
Kreative Prokrastination….😂. Bei mir heißt das meist „Kein Bock!“. Aber gehen wir auf die Dinge ein, welche du nicht aufschiebst. Angefangen beim Fußball. Wo geht es da hin? Wie oft? Und warum?
Katja:
Ich gehe am liebsten zu RWO. Zu dem Verein kam ich ganz stereotyp über meinen Freund, der aus Oberhausen stammt und seit jeher Fan ist.
Ich muss gestehen, dass ich den Gang ins Stadion lange gescheut habe, weil ich mit Lokalpatriotismus nicht viel anfangen kann und eine sehr klischeehafte Vorstellung von sich besaufenden Nazi-Hools in Stadien hatte. Dieses Bild stammt noch aus meiner Zeit in Leipzig, das die Hooligan-Szene um Lok Leipzig ganz gut bedient hat. Leider.
“Ich muss gestehen, dass ich den Gang ins Stadion lange gescheut habe, weil ich mit Lokalpatriotismus nicht viel anfangen kann und eine sehr klischeehafte Vorstellung von sich besaufenden Nazi-Hools in Stadien hatte..“
Da es aber immer besser ist, sich ein eigenes Bild zu machen und weil ich Fußball an sich und fernab der Bundesliga sehr mag, bin ich ein paar Mal mit zu RWO gegangen und konnte dieses Bild schnell ablegen. Ich habe dort viele gute Menschen kennengelernt, die engagiert sind – für den Verein und gegen rechts. Auch der 1. Vorsitzende Hajo Sommers positioniert sich klar gegen rechts und ist noch dazu (unbekannterweise) PARTEI-Kollege. Als ich dann noch entdeckt hab, dass das Maskottchen ein Hund (der Underdog) ist, war’s um mich geschehen. Jetzt versuche ich, so oft es geht, zu den Heimspielen zu fahren, besitze einen RWO-Pulli und mein Hund Athos ist Mitglied im Underdog Fanclub.
NMAA:
Der Ruhrpott hat für mich ehrlich gesagt häufig einen faden Beigeschmack, was rechte Tendenzen im Stadion betrifft. Das mag zum Einen daran liegen, dass auch ich nicht vor Schubladen-Denken geschützt bin und zum Anderen gehen die positiven Meldungen in der sensationsgeilen Presse auch leider unter. Mit helfenden Fans, die sich sozial engagieren, kann man auch weniger reißende Überschriften setzen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass selbstverständlich auch Vereine wie RWE, Dortmund, Schalke etc. einen Haufen richtig guter und anständiger Menschen in den Kurven stehen haben. Diese bleiben häufig unerwähnt oder erfahren weniger Rückhalt, so mein Empfinden. Bei RWO hat sich das in den letzten Jahren allerdings immer anders angefühlt. Was macht den Verein da so besonders?
Katja:
Fußball hat ja häufig den faden Beigeschmack von rechten Tendenzen im Stadion. Siehe Lok Leipzig, aber auch Dortmund. Das liegt vermutlich daran, dass zwischen Lokalpatriotismus und Nationalismus nur ein schmaler Grat liegt. Außerdem ist meines Erachtens Fußball ja auch nur ein Querschnitt unserer Gesellschaft, in der zur Zeit viele Menschen unzufrieden sind und Existenzängste haben. Feindbilder, wie sie besonders von AfD und Co. geschürt werden, wachsen halt besonders gut auf unzufriedenem Boden. So versuch ich mir das zumindest zu erklären. Dass Rassismus und rechte Hetze weder im Fußball noch sonst irgendwo Platz haben sollten, darüber sind wir uns ja einig.
“RWO kann sich ja nicht mal nen 4. Flutlichtmast leisten!“
Großflächige Fan-Fanprojekte wie das auf Schalke, wo es ja seit den 90ern auch die Fan-Initiative gegen Rassismus und Diskriminierung gibt, brauchen Geld. Daran mangelt es den kleinen Vereinen. Erst recht, wenn man keinen Oligarchen oder großen Energy-Drink-Produzenten im Rücken hat. RWO kann sich ja nicht mal nen 4. Flutlichtmast leisten!
Da braucht es engagierte Fans, die sowas ehrenamtlich in ihrer Freizeit auf die Beine stellen. Menschen wie Kami, Gründer und ehemaliger Vorsänger der Handtuchmafia (Anm.: Ultragruppierung von RWO), der als Reaktion auf fremdenfeindliche Gesänge von RWO-Fans gegenüber Ordnern beim Spiel am Essener Uhlenkrug bei ETB SW Essen in der Saison 2006/07, aktive Fans aus unterschiedlichen Fanclubs und Stadionbereichen mobilisierte, um sich dagegen zu stellen. Aus diesem Bündnis heraus entstand die Fahne „RWO-Fans gegen Rassismus“, die man oft im Niederrheinstadion sieht.
“Fußball braucht Menschen wie Kami, Gründer und ehemaliger Vorsänger der Handtuchmafia, der als Reaktion auf fremdenfeindliche Gesänge von RWO-Fans gegenüber Ordnern beim Spiel am Essener Uhlenkrug bei ETB SW Essen in der Saison 2006/07, aktive Fans aus unterschiedlichen Fanclubs und Stadionbereichen mobilisierte, um sich dagegen zu stellen.“
Damit ist das Rassismus-Problem natürlich längst nicht aus dem Stadion verschwunden. Aber dass es ein Bündnis aus Fans gibt, das sich klar positioniert, für eine bunte Kurve ohne Rassismus steht und dafür sorgt, dass diese Fahne bei nahezu jedem Spiel am Zaun hängt, ist für mich und viele anderen Fans sicher ein wichtiges und starkes Zeichen.
NMAA:
Ich muss kurz auf Leipzig eingehen. Hast du da gewohnt? Hast du den Versuch unternommen ins Stadion zu gehen?
Katja:
Ich stamme ja ursprünglich aus einer Kleinstadt in der Nähe von Leipzig, bin Anfang 1990 mit meinem Vater in den Westen emigriert und hab meine Jugend im trostlosen Siegerland verbracht. Mit Anfang 20 hat es mich dann zurück in den Osten gezogen und ich habe einige Jahre in Leipzig gewohnt.
“Da hab ich lieber mit Freunden im Park gebolzt, mehr schlecht als recht versteht sich, aber mit jeder Menge Spaß am Dreckigwerden.“
Ich liebe und vermisse Leipzig sehr, allerdings war zwischen 3 Jobs und Kind, wenig finanzieller Spielraum für Stadionbesuche. Somit hat sich die Frage nie ernsthaft gestellt. Da hab ich lieber mit Freunden im Park gebolzt, mehr schlecht als recht versteht sich, aber mit jede Menge Spaß am Dreckigwerden.
NMAA:
Nachvollziehbar. Mit Roter Stern Leipzig oder Chemie Leipzig gibt es in Leipzig ja mittlerweile Vereine, die auch andere Impulse abgeben. Wie hast du das Thema Fußball denn generell vor der Wende wahrgenommen? Hast du die DDR noch richtig mitbekommen?
Katja:
Was heißt schon richtig? Als wir der DDR den Rücken kehrten, war ich 10 Jahre und einen Tag alt. In dem Alter nimmt man das Meiste ja als gegeben hin und reflektiert wenig. Ein paar Jahre später hätte ich mit meiner großen Klappe und meiner alles hinterfragenden Art sicher Probleme bekommen.
“Ein paar Jahre später hätte ich mit meiner großen Klappe und meiner alles hinterfragenden Art sicher Probleme bekommen.“
Dass mein Vater nicht immer begeistert war von meiner Singerei, daran erinnere ich mich noch gut. Ich dachte dann, das läge an der Qualität meines Gesangs.
Inzwischen glaube ich, es betraf wohl eher das kommunistische Liedgut, das ich aus Kindergarten und Schule mit nach Hause brachte. Das hoffe ich zumindest 🤣
Vom Fußball hab ich vor der Wende so gut wie nichts mitbekommen. Ich war einmal mit meinem Vater bei einem Fußballspiel von meinem Onkel, der wohl aktiv gespielt hat. Für welchen Verein und auf welchem Niveau, kann ich nicht sagen. Irgendwas im Amateurbereich. Ich fand's super und mochte es, direkt am Spielfeldrand zu stehen und alles mitzubekommen. Das gefällt mir auch heute an der Regionalliga. Man ist so nah dran, dass man an guten Tagen die Kommunikation zwischen Trainer und Spieler hören kann. Das gefällt mir auch sehr an "Nächstes Mal auf Asche". Wird also Zeit, dass du mich endlich mal mitnimmst.
NMMA:
Versprochen! Ich freue mich bzw. wir freuen uns über jede nette Begleitung.
Kommunistisches Liedgut aus Kindergarten und Schule. Irgendwie für uns heute gar nicht mehr greifbar. Ich selbst hab mit meinen 39 Jahren die DDR auch nur marginal mitbekommen. Mein absolutes Highlight war, als David Hasselhoff „Looking for freedom“ auf der Berliner Mauer zum Besten gab. Damals dachte ich, das sei eine Samstagabendshow bis meine Großeltern sagten, dass ich gerade einen ganz ganz großen Moment erlebe. Surreal.
Was glaubst du hat deine Kindheit von unserer damals unterschieden? Im positivem, wie im negativem Sinne?
Katja:
Farbfotos!
Den Rest überlasse ich Materia und den Toten Hosen.
NMAA:
Die ja bekanntlich besser darüber urteilen können….😂
Im übrigen, wenn man zum Auswärtsspiel nach Rostock fährt, steht auf nem verfallenen Plattenbau:
"Die Wende machte uns zu Monstern." Das hat mich nachhaltig geprägt und ließ mich verstört und belustigt zurück.
Aber genug davon und zurück zum Fußball. Homophobie, Sexismus…Die Kette können wir beliebig verlängern. Aufkeimend in der Gesellschaft und sicher auch im Stadion. Hand aufs rot-weiße Herz: Wie sieht es bei RWO insbesondere bei den oben genannten Themen aus?
Katja:
Ich weiß natürlich nicht, wer das mit welcher Intention an die Häuserwand gesprüht hat, aber mich macht das eher traurig. Auf viele der unschönen Begleiterscheinungen der Wende wie die hohe Arbeitslosigkeit, der Ausverkauf und die konsumgeile Ellenbogengesellschaft waren die Menschen dort überhaupt nicht vorbereitet. Sie wurden da einfach reingeworfen und alleine gelassen. Bis heute.
Ein bisschen lustig finde ich hingegen, dass Plattenbausiedlungen inzwischen verpönt sind. Zu DDR-Zeiten waren sie der heiße Scheiß und im Gegensatz zu den maroden Altbaubuden, die man oft auch noch mit ner anderen Familie teilen musste, sehr begehrt.
“Auf viele der unschönen Begleiterscheinungen der Wende wie die hohe Arbeitslosigkeit, der Ausverkauf und die konsumgeile Ellenbogengesellschaft waren die Menschen dort überhaupt nicht vorbereitet. Sie wurden da einfach reingeworfen und alleine gelassen. Bis heute.“
Ich find Plattenbauten ja ziemlich hässlich. Die sehen für mich alle gleich aus, was mir die Orientierung erschwert. Ich hatte mal nen Freund in Halle-Neustadt. Der Stadtteil von Halle, der zu DDR-Zeiten ne kreisfreie Stadt war, besteht fast nur aus Plattenbauten. Ich hab mich dort jedes Mal kolossal verlaufen und es immer nur bis zur Telefonzelle am Konsum geschafft. Das hatte dann leider keine Zukunft 😅
Aber ja, genug davon.
“Aber ich sags mal so: In einer Gesellschaft, in der ein Trainer als „Strafe“ für sexistische Äußerungen die Auflage bekommt, eine Frauenmannschaft zu trainieren, ist noch sehr viel Luft oben.“
Was war das Thema? Ah, Homophobie und Sexismus. Findest du, dass das in der Gesellschaft „aufkeimt“? Ich glaube, das war schon immer da und betrifft natürlich alle Lebensbereiche, so auch und gerade den Fußball, der ja nach wie vor ein von Männern dominiertes Milieu ist. Ich hab echt keine Ahnung, wie es diesbezüglich um RWO bestellt ist. Aber ich sags mal so: In einer Gesellschaft, in der ein Trainer als „Strafe“ für sexistische Äußerungen die Auflage bekommt, eine Frauenmannschaft zu trainieren, ist noch sehr viel Luft oben.
NMAA:
Natürlich war das immer da, aber die Schreihälse werden meinem Empfinden nach lauter und lauter. Mittlerweile wird als Reaktion auf Gender-Sternchen sofort wütend nach gesellschaftlich, reaktionären Umwürfen gerufen. Für mich völlig unverständlich, warum man sich da unbedingt zurück entwickeln möchte.
Ich frag dich, denn ich als weißer CIS-Mann kenne praktisch keinerlei Diskriminierung, wie fühlt sich das an und was denkst du, wenn du liest: Als Strafe muss der Trainer jetzt die Frauenmannschaft trainieren!
Katja:
Ja, die Lautstärke nervt mich auch. Vielleicht sind die andern aber auch einfach viel zu leise.
Was ich denke? Gleiche Bezahlung wie fürs Trainieren einer Frauenmannschaft wäre wohl die effektivere Strafe gewesen.
Ein beliebtes Gegenargument zum Gendern ist ja: „Haben wir keine anderen Probleme?“ Doch. Mit Sicherheit.
“Gleiche Bezahlung wie fürs Trainieren einer Frauenmannschaft wäre wohl die effektivere Strafe gewesen.“
Aber wenn es schon so ne große Sache ist, das Wort „Frauenfußball“ nicht mehr als Beleidigung zu benutzen oder einfach nur in der Sprache gerechter zu werden, was ja erstmal nichts kostet - außer Akzeptanz - wie soll es dann bei den wirklich wichtigen Sachen wie Chancengleichheit im Job oder gleicher Lohn für gleiche Arbeit jemals möglich sein?
NMAA:
In der Punkrock-Szene sind hier bereits mehrere Diskussionen entstanden. Du selbst kommst ja ebenfalls aus dieser Ecke. Sowohl als Musikerin, als auch als Fan. Wie bewertest du die Entwicklung in unserer Punkblase? Tut sich da emanzipatorisch etwas?
Katja:
Ja, ich glaube schon. Allein, dass diese Themen endlich besprochen werden, ist ein guter Schritt. Allerdings gibt es bei vielen Festivals immer noch viel zu wenig Bands von und mit Frauen. So langsam scheint da aber Bewegung reinzukommen und ich habe schon das Gefühl, dass Veranstaltende feinfühliger werden und versuchen, auf mehr Frauenbeteiligung zu achten.
“Allerdings gibt es bei vielen Festivals immer noch viel zu wenig Bands von und mit Frauen.“
Auch wir von „Rock Gegen Rechts“ haben viel darüber diskutiert und wollen bei unseren Bookings einen verstärkten Fokus darauf legen.
NMAA:
Du selbst organisierst aber nicht nur Festivals sondern machst auch Musik bzw. hast Musik gemacht. Erzähl mal. Wo? Warum? Welches Instrument? Und bist du da weiterhin umtriebig?
Katja:
„Gemacht“ triffts wohl eher. Leider. Crystal Mett hieß meine letzte Band, in der ich gesungen habe und deren ursprüngliche Idee es war, Cover von Covern zu verwursten - was ich sogar heute als Vegetarierin immer noch ziemlich lustig finde und was echt ne Menge Spaß gemacht hat. Wir existierten ein paar Jahre, haben uns dann von der etwas verkopften Herangehensweise verabschiedet und angefangen, eigene Sachen zu schreiben. Irgendwo da haben sich dann unsere Vorstellungen in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Wie das halt oft so ist. Kennste ja selber. Dabei könnten wir jetzt fett durchstarten, nach dem peinlichen Versprecher von Söder, der beim CDU-Parteitag die bläuliche Droge mit unserer Band verwechselte. Gratis PR. Ich glaub, ich ruf die Jungs mal an. 😃
“Nach dem peinlichen Versprecher von Söder, könnten wir jetzt eigentlich fett durchstarten“
Aus einem weiteren Bandprojekt, das in Richtung Surf Rock ging, sind ja dann die Subversive Brats entstanden, deren Sänger du warst und die es inzwischen auch nicht mehr gibt. Extrem schade, wie ich finde.
Ich hätte schon Bock, wieder was zu machen, finde aber gerade neben all dem andern Zeug nicht so richtig die Zeit und Energie, da aktiv zu werden. Vielleicht fangen wir mit dem Duett an, das wir beide vor Jahren ins Auge gefasst hatten. Und bis dahin klimper ich weiter zu Hause auf der Gitarre rum und singe den Hunden was vor. Die mögen das immerhin.
NMAA:
Das mit dem Duett habe ich natürlich nicht vergessen und hoffe immer noch auf unseren daraus resultierenden Durchbruch. Ist denn Sängerin das Einzige, was du machen möchtest oder kannst du dir auch eine andere Position innerhalb einer Band vorstellen?
Katja:
Ich sag dir, wir werden sowas von famous 😅
Vorstellen kann ich mir vieles, allerdings ist singen tatsächlich das einzige, was ich einigermaßen gut kann.
NMAA:
Kommen wir nochmal zurück zu Rock gegen Rechts in Düsseldorf. Kannst du da etwas zur Entstehungsgeschichte sagen, seit wann bist du dabei? Wieviele seid ihr im Team und ganz wichtig: Wie kann man euch unterstützen?
Katja:
„Rock Gegen Rechts Düsseldorf“ gibt’s seit 2013. Viel mehr kann ich zur Entstehung leider nicht sagen, weil von den alten Leuten keiner mehr dabei ist. Seit wann ich dabei bin? Gute Frage. Sind schon ein paar Jahre. Vor 6 oder 7 Jahren hatte mich ne Freundin gefragt, ob ich Lust hätte, bei „Rock Gegen Rechts“ zu helfen und mit ihr zusammen Getränke auszuschenken. Ich hab spontan zugesagt, obwohl ich überhaupt kein Bier zapfen konnte. Das hab ich dann aber schnell gelernt. Dank Marcel von den 100 Blumen, der die Wartenden so gut unterhalten hat, dass das niemand wirklich gemerkt hat. Seitdem hab ich immer wieder hier und da ausgeholfen, bis ich im Frühjahr diesen Jahres fest ins Orga-Team eingestiegen bin.
“Wenn du da auf der Bühne stehst und in so viele glückliche Gesichter schaust und siehst, dass die Menschen Spaß haben, dann weißt du: der ganze Stress und die Arbeit haben sich mehr als gelohnt.“
Ich hab mich überwiegend ums Bandcatering gekümmert und zusammen mit Thomas Reucher moderiert. Letzteres war schon ziemlich beeindruckend. Wenn du da auf der Bühne stehst und in so viele glückliche Gesichter schaust und siehst, dass die Menschen Spaß haben, dann weißt du: der ganze Stress und die Arbeit haben sich mehr als gelohnt.
Die Orga-Crew besteht im Moment aus etwa 14 Leuten. Hinzukommen aber unzählige ehrenamtliche Helfer:innen, die uns vor und am Veranstaltungstag unter die Arme greifen. Ohne diese Menschen wäre das gar nicht zu stemmen. Da wir ein Umsonst & Draußen Festival sind, sind wir natürlich auf Spenden, Fördermittel sowie den Getränke- und Merch-Verkauf angewiesen. Unterstützen kann man uns auf verschiedene Arten.
Wer möchte, kann uns mit dem Verwendungszweck „Spende“ einem Geldbetrag auf folgendes Konto überweisen:
Rock gegen Rechts Düsseldorf e.V.,
IBAN: DE 71 3306 0592 0005 2698 24
BIC: GENODED1SPW.
Wer das nicht kann oder will, aber als Ehrenamtliche:r mitmachen möchte, kann uns gerne eine E-Mail an
rock-gegen-rechts.duesseldorf@posteo.de
schreiben. Wir freuen uns über jede helfende Hand. Oder man kommt einfach zum Festival, genießt die Musik, kommt mit Initiativen ins Gespräch, erzählt seiner Familie und seinen Freunden davon und kauft Getränke und Merch. Unsere T-Shirts sind wirklich sehr schön.
NMAA:
Und dann bist du auch noch politisch aktiv…..
Katja:
Ah, du spielst auf mein überragendes Wahlergebnis von 2,4 % bei der letzten Landtagswahl an, zu der ich für die sehr gute Partei Die PARTEI angetreten bin? Wenn man das Bestreben, die etablierten Spaßparteien maximal zu nerven und an ihre Regierungsaufträge zu erinnern, politische Aktivität nennen will, dann ja. Aber eigentlich steh ich total auf die von der PARTEI angestrebte Faulenquote. Nur so bin ich überhaupt dort gelandet.
Bei der Wahl zum 20. Bundestag vor einem Jahr tauchen plötzlich „Schöner Leben ohne Nazis“-Plakate auf, mit denen in meiner Hood diverse Wahlwerbung der #fckAfD kommentiert wurde und die aus mir unerklärlichen Gründen, mit meiner Person in Verbindung gebracht wurden.
“Aber eigentlich steh ich total auf die von der PARTEI angestrebte Faulenquote.“
Kurz danach wurde ich gefragt, ob ich nicht Bock auf Partei-Arbeit hätte. Hatte ich eigentlich nicht, aber ich kann so schlecht nein sagen und dachte, Wahlwerbung kommentieren macht zusammen zum einen sicher mehr Spaß und ist zum anderen weniger Arbeit. Faulenquote halt. Naja, so oder so ähnlich hat sich das zugetragen und ehe ich mich versah, stand ich mit den anderen Duisburger PARTEI-Vögeln, die sich erfreulicherweise größtenteils als sehr sympathisch und engagiert entpuppten, von Dezember '21 bis März '22 jeden Montag bei klirrender Kälte in der Duisburger Innenstadt, um die Schwurbler:innen mit unserer Impfmücken-Aktion symbolisch zwangszuimpfen, bin jetzt im Vorstand des KVs und kandidiere für irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Ämter.
NMAA:
Ich habe viele Fragen, aber nur zwei werde ich stellen:
Was zur Hölle sind Impfmücken?
Ist das Amt des Faulenministers noch unbesetzt? (Leider ist Katja hier auf meinen Hut, welchen ich in den Ring geworfen habe, überhaupt gar nicht eingegangen.)
Katja:
Zu Frage 1: Das ist ein von der Merkel-Regierung erdachtes und durchgeführtes Programm mit genmanipulierten Mücken, um die Bürger:innen (Schlafschafe!11!) heimlich und unbemerkt zu impfen. Wenn du dich jetzt fragst, wie wir auf so einen Quatsch kommen: das haben wir uns nicht ausgedacht, sondern ist eine der unzähligen - zwar eher phantasievolleren, aber nicht minder schwachsinnigen - Verschwörungstheorien.
“Sobald wir an der Regierung sind, wird es ausschließlich Faulenminister:innen geben. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort!“
Wir haben lediglich Lichterketten in transparente Boxen gesperrt, "Impfmücken Feldversuch XY" draufgeschrieben, uns in Schutzkleidung gehüllt, Surr-Geräusche mit dem Handy abgespielt und Kugelschreiber in Spritzenform verteilt.
Zu Frage 2: Sobald wir an der Regierung sind, wird es ausschließlich Faulenminister:innen geben. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort!
NMAA:
Nächstes Mal auf Asche ist ja quasi das journalistische Pendant zur Partei „Die PARTEI“. Bei uns wird noch „investigativ“ Journalismus vom Feinsten geboten (wir haben dieses Wort irgendwann mal gelesen und für gut befunden). Ich bin ja gern direkt: Wie sehr schützt ihr euch auf dem Weg zur Macht vor Korruption und Lobbyismus? Gibt es vielleicht bereits handfeste Skandale in der Partei „Die PARTEI“? Und warum Wirecard?
Katja:
Gar nicht. Jede Geld- aber auch Sachspende z.B. in Form von spritzigen Sportautos wird von uns gerne angenommen und medial maximal ausgeschlachtet.
“Mit unserer "Wirecard für alle" wollen wir auch Menschen ohne Einkommen und/oder Vermögen ermöglichen, von Geldwäsche zu profitieren und damit alles zu bezahlen, was sie möchten.“
Deswegen gibt es auch bei uns keine Korruptionsskandale.
Mit unserer "Wirecard für alle" wollen wir auch Menschen ohne Einkommen und/oder Vermögen ermöglichen, von Geldwäsche zu profitieren und damit alles zu bezahlen, was sie möchten.
NMAA:
Denkt ihr an unsere Redaktion, wenn ihr die Machtübernahme vollzogen habt? (Ihr merkt…das Thema des Faulenministers lässt mich nicht los).
Katja:
Natürlich! Wir haben zwar mit der „Titanic“ bereits ein Zentralorgan, aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns mit einer Oligarchen-Nichte, einer Villa auf Ibiza und ein paar berauschenden Substanzen, schnell handelseinig werden. Wir sollten nur nicht den gleichen Fehler wie unsere österreichischen Nachbarn machen und uns dabei filmen lassen.
“….ich bin zuversichtlich, dass wir uns mit einer Oligarchen-Nichte, einer Villa auf Ibiza und ein paar berauschenden Substanzen, schnell handelseinig werden.“
Am Ende fühlt sich Söder noch berufen, das zu kommentieren und über einen fossilen Brennstoff zu schwadronieren. Und das kann nun wirklich keiner wollen.
NMMA:
Ich kann den nicht endenden Ruhm bereits riechen.
Wie kommen leider so langsam zum Ende….Schade.
Dein aktueller Musiktip lautet?
Die danach folgenden Worte gehören allein dir - teile mit uns, was die Welt wissen muss.
Ich bedanke mich herzlich für dieses erheiternde Interview und überlege mir indes, wie ich an die Oligarchen-Nichte komme…
Katja:
Wenn das alles nicht klappt, bleibt uns ja immer noch die Gesangskarriere 😁
Vielen lieben Dank Niko für das schöne Interview. Das hat extrem viel Spaß gemacht und ich könnte noch ewig weiter mit dir plaudern.
Mein Musiktipp ist "What AfD Thinks We Do" von Akne Kid Joe.
Mit meinen letzten Worten würde ich gerne nochmal kurz ernst werden und sie für einen kleinen Appell nutzen.
Im Moment reden ja alle vom sogenannten „Heißen Herbst“. Die AfD hat deutschlandweite Proteste angekündet.
“Wir alle wissen, was passiert, wenn man soziale Fragen den Rechten überlässt.“
Wir alle wissen, was passiert, wenn man soziale Fragen den Rechten überlässt. Also überlasst den Nazis nicht das Feld, seid solidarisch und unterstützt - wenn ihr könnt - soziale Initiativen und Aktionen in eurer Stadt. In Duisburg-Hochfeld gibt es zum Beispiel das von der "Solidarischen Gesellschaft der Vielen e.V." initiierte Bündnis 'Unsere Armut kotzt uns an", das einmal im Monat das "Fest für alle" organisiert, um den sozial Schwachen im Kiez Unterstützung zu bieten.
Ansonsten: bleibt stabil und seid so oft es geht laut gegen Nazis. Schweigende Mehrheit haben wir mehr als genug.
Ich bedanke mich nochmals für das tolle Interview. Katja und ich haben knapp eine Woche hin und hergeschrieben, um alles aufs digitale Papier zu bringen, zwischenzeitlich mussten wir abbrechen, da sie Corona hatte und ihr Hund in gar keiner guten Verfassung war (es geht ihm aber nun besser❤️). Gerade deshalb möchte ich dir besonders danken, dass du dir trotz der Sorgen, immer wieder die Zeit genommen hast, um mir meine Fragen zu beantworten. Am Anfang hast du gesagt „der Fußball braucht mehr Menschen wie Kami“, was vollkommen zutreffend ist. Die Welt braucht aber auch mehr Menschen wie dich, liebe Katja. Danke sehr!
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