Donnerstag, 6. Oktober 2022

Nächstes Mal auf Asche - Auf den Zahn gefühlt - Episode 6

Heute: Susi 

Die Stimme meiner heutigen Interviewpartnerin hat vermutlich jede/r schon mal gehört. Punkrock, Fußball, Surfen… Die Hobbys eines kosmopolitischen Menschen, wie Susi. Wer also wissen möchte warum Sitzordnungen auf Touren von der Band Massendefekt sinnvoll und wichtig sind, wieso man zum Surfen mitten in der Nacht aufstehen muss und was die Abkürzung „USP“ bedeutet, wird hier nun fündig! Let‘s go!


NMAA:

Guten Morgen Susi! 

Wir haben gerade 7 Uhr durch und du erklärst dich schon bereit ein Interview zu führen. 

Das zeugt entweder davon, dass du an den Weltmärkten spekulierst, nen Job hast der dir abverlangt mitten in der Nacht aufzustehen oder aber einfach gern World of Warcraft zockst und immer noch wach bist. Vielleicht bist du aber auch gerade irgendwo in der Karibik surfen oder mit Massendefekt auf Tour… Oder schaust ein Fußballspiel in Singapur. Das reimt sich sogar und beweist: Du bist dran, wieviel Wahrheit ist an meinen Geschichten?


Susi:

Ich sag's mal so: Ich habe noch nie World of Warcraft in Singapur gezockt. Der Rest passt weitgehend.


NMAA:

Du selbst bist Journalistin bzw. in dieser Branche tätig und das auch bereits seit mehreren Jahren.  „Lügenpresse, Medienhetze, Systemmedien“. Ich weiß, dass du bei einer sehr seriösen Einrichtung arbeitest. Wieviel Lust hat man auf seinen Job, wenn ein nicht unwesentlicher Teil der Bürger:innen, ihre Information lieber aus Facebook-Kommentarspalten bezieht, oder eher irgendwelchen Quatsch-Formaten folgt? Über Statista wurde jüngst eine representative Studie veröffentlicht, welche die BILD bei 21% der Befragten als vertrauenswürdiges Medium spiegelte. Wir haben 2022 und ich gewinne den Eindruck, ein Teil der Bevölkerung entwickelt sich zurück. Wie siehst du das?


Susi:

Das ist sehr frustrierend. Manchmal fühle ich mich als jemand, der einfach nur seine Arbeit gut machen will, richtig machtlos. Denn was einmal behauptet wurde, bleibt bei einigen Menschen hängen – egal wie absurd und unwahr es sein mag. Die krawalligste Headline klickt am besten und bekommt ein riesen Publikum. Wenn dann jemand im Nachhinein Falschbehauptung oder Verzerrungen aufdeckt, erreicht das dann nur noch wirklich Interessierte und nicht mehr die breite Masse. 

Eine für mich sehr schlüssige Erklärung ist die Aufmerksamkeitsökonomie. Die Ressource Aufmerksamkeit ist begrenzt. Deswegen buhlen die Mediaoutlets um die Gunst der Menschen. Leider gewinnt zu oft der Lauteste. 

“Ich mache aber denjenigen einen Vorwurf, die diese Mechanismen verstanden haben und sie populistisch zu ihren Gunsten ausnutzen. Die bewusst lügen, verkürzen und verzerren. Das ist toxisch.“

Ich mache da auch niemandem einen Vorwurf, der auf Quatsch, Lügen und Falschbehauptungen reinfällt, solange er noch für Richtigstellungen empfänglich ist. Man kann schon mal den Überblick verlieren! Ich mache aber denjenigen einen Vorwurf, die diese Mechanismen verstanden haben und sie populistisch zu ihren Gunsten ausnutzen. Die bewusst lügen, verkürzen und verzerren. Das ist toxisch.

Solange die Algorithmen hinter Social Media so funktionieren, sehe ich auch keinen Ausweg aus dieser Spirale. Auf lange Sicht, könnte ein Schulfach Medienkompetenz und Quellenkritik helfen. Es wäre so wichtig, dass zumindest jüngere Generationen den Manipulationen Wissen entgegensetzen können. Es wäre eine Stütze für die Demokratie, die erfährt nämlich gerade zu viele Angriffe, an zu vielen Fronten.


NMAA:

Corona, Krieg, Inflation, Fake -News, Real-News, Trump, Putin, Klima… Wenn ich weitermache dann sitzen wir nächste Woche noch hier. Man gewinnt den Eindruck es gibt einfach überhaupt keine guten Nachrichten mehr. Wie schafft man das, wenn man wie du, am Puls der Zeit arbeitet und die vermeintliche Botin der nächsten Katastrophen-Neuigkeit ist? Wie sehr geht das an deine Substanz? Wie schaffst du dir da Resilienzen?


Susi:

Wenn es hart auf hart kommt, bleiben die Emotionen außen vor und man funktioniert. Man arbeitet. Man konzentriert sich auf die Aufgabe, die man hat: Berichterstatten. Der Rest kommt später. Ich persönlich, kann durch das Arbeiten besser mit den Krisen umgehen. Schon alleine, weil meine Aufgabe ist, Informationen zu sammeln. 

“Am 24.2.2022 hatte ich frei und mit einer Freundin einen schönen Tag geplant. Dann bin ich aber mit der Nachricht aufgewacht, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Das Ausmaß hat mich überfordert, ich war wie gelähmt und musste heulen.“

Und sobald man mehr über einen Umstand erfährt und langsam lernt, ihn einzuschätzen, ist er nicht mehr so beängstigend. Man fühlt sich der Sache nicht mehr passiv ausgesetzt, sondern kann aktiv daran arbeiten, mit ihr zu leben.

Am 24.2.2022 hatte ich frei und mit einer Freundin einen schönen Tag geplant. Dann bin ich aber mit der Nachricht aufgewacht, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Das Ausmaß hat mich überfordert, ich war wie gelähmt und musste heulen. Ich glaube, hätte ich an dem Tag gearbeitet, hätte ich die Nachricht besser verpackt, weil ich mich auf einer intellektuellen und weniger emotionalen Ebene damit auseinandergesetzt hätte.  

Informationen machen mich persönlich also resilienter, aber auf der anderen Seite brauche ich auch ganz banal einen Ausgleich. Da ist für mich definitiv Sport und ein aktives Leben im allgemeinen. Ich will laute Musik hören, neue Orte entdecken und interessante Menschen treffen. Das sind dann auch die Gelegenheiten, bei denen es mir gelingt, das Handy wegzulegen und die Nachrichtenlage mal nicht im Blick zu haben.


NMAA:

Laute Musik muss es also sein. Du tourst regelmäßig mit Massendefekt. Ich behaupte die meerbuscher Jungs machen zwar melodiöse, aber doch recht laute Musik. Wie kam es zu dieser Verbindung?


Susi:

Ich hab die Band über Flo, den heutigen Manager der Band und meinen besten Freund, kennengelernt. Er war damals Mercher, Manager, Fahrer, Zeugwart usw. – einfach die gute Seele der Band. Irgendwann wurden es mehr Shows und alles aufwändiger, so dass er mich gefragt hat, ob ich helfen will. 

“Unser Tonmann sagte mal, dass wir wie ein alter Kegelclub sind – ich fürchte, das stimmt.“

Die Band und ich, wir verstanden uns gut, also sagte ich ja. Das ist fast 20 Jahre her und wir mögen uns immer noch. Wenn wir unterwegs sind, sind wir ein unglaublich gut eingespieltes Team. Jeder weiß, was er zu tun hat und sogar die Sitzordnung steht fest! Unser Tonmann sagte mal, dass wir wie ein alter Kegelclub sind – ich fürchte, das stimmt.


NMAA:

Sitzordnung? Auf manchen Videos von Sebi Beyer, sieht es aber eher aus wie ein Klassenausflug, der eskaliert ist…


Susi:

Ja, aber Sebi sitzt immer in der zweiten Reihe links am Fenster! Und ich daneben! Das ist wichtig 😅!


NMAA:

Spüren die Band und Crew eigentlich auch die Zurückhaltung des Publikums oder gehören Massendefekt zu den Glücklichen, bei denen die Konzerte weiterhin gut besucht sind?


Susi:

Wir hatten eine wunderbare Festivaltour mit vollen Shows, bei denen die Leute absolut steil gegangen sind. Aber das war der Sommer, in dem man viel nachholen wollte und Krieg und Krisen verdrängt hat. Jetzt steht der Herbst an, die Energieversorger haben ihre Abschläge erhöht und es gibt eine Zurückhaltung, die Sorgen macht. 

Dazu kommt ja, dass viele junge Menschen gar nicht mehr gewöhnt sind, Konzerte zu besuchen. Mit 16, 17 Jahren war ich am Wochenende immer auf Konzerten. Das war meine Sozialisation, mein Freundeskreis, meine Abnabelung vom Elternhaus, alles hatte mit Musik zu tun. Das war für die heute 18-, 19-Jährigen aber nicht möglich und sie haben sich andere Aktivitäten gesucht. Die vermissen Livemusik wahrscheinlich auch gar nicht und denen reicht es, wenn sie alle 5 Jahre mal irre viel Geld für Popact XY in der Arena ausgeben. 

“Mit 16, 17 Jahren war ich am Wochenende immer auf Konzerten. Das war meine Sozialisation…“

Viele Menschen sind auch durch das Zuhausebleiben ängstlich geworden, dazu kommen die irre steigenden Preise, das ist alles ziemlich schrecklich für die Livebranche. Massendefekt haben dazu vor ein paar Tagen etwas gepostet und ich teile diese Einschätzung: „Wenn die Ticketkäufe nicht mehr stattfinden, wird die nächste Zeit nach und nach, langsam, aber sicher die Live-Musik-Szene sterben, Clubs werden nicht überleben können, Bands werden ihre Kosten nicht decken können, Veranstalter werden nicht mehr veranstalten können. Das bedeutet, dass die nächsten Jahre immer weniger Konzerte stattfinden werden“. 

Es gibt also nur eine Lösung: Geht auf Konzerte!


NMAA:

Geht auf Konzerte! Ein Slogan den wir bei unseren Gigs ebenfalls gern propagieren. 

Wie aber bekommen wir die Menschen wieder auf Konzerte, wenn Gigs alleine nicht mehr reichen?


Susi:

Wenn ich das nur wüsste! Ich weiß ja auch um die Kostenstruktur hinter Liveshows. Billigere Tickets sind also kein Allheilmittel. Zumal das Geld des Publikums ja auch weniger wird und viele Menschen müssen gerade einfach sparen. Wenn kein Geld für den "Luxus" Livemusik da ist, ist es einfach nicht da. Ich fürchte, wir müssen durchhalten und auf bessere Zeiten hoffen. Eine düstere Prognose, aber irgendwann wird der Drang bestimmt wieder größer, Dinge mit allen Sinnen zu erfahren. 

“Ich fürchte, wir müssen durchhalten und auf bessere Zeiten hoffen.“

Vielleicht auch als Kontrapunkt zur virtuellen Arbeit usw. Hoffentlich gibt es bis dahin noch genug kleine Clubs, Bands und Booker, die durchgehalten haben.


NMAA:

Das klingt leider nicht sonderlich hoffnungsvoll. Mal die Journalistin und die Tourorganisatorin weggedacht. Corona, Krieg, Inflation gleiche Frage wie zu Beginn. Wie schafft es die private Susi da nicht durchzudrehen?


Susi:

Die schönen Dinge im Leben pflegen. Ich umgebe mich mit Menschen, die mir guttun. Ich esse gut, ich probiere Neues aus, ich bleibe offen, ich reise. Wir sind nur ein paar Jahrzehnte auf der Welt und da wäre es doch schade nur nach dem Motto „eat, work, sleep, repeat“ zu leben. Ich sehe immer wieder Menschen, die unzufrieden mit ihrer Situation sind, sich aber in dieser Unzufriedenheit eingerichtet haben. 

“Wir sind nur ein paar Jahrzehnte auf der Welt und da wäre es doch schade nur nach dem Motto „eat, work, sleep, repeat“ zu leben.“

Ich will das nicht, ich will mehr vom Leben. Ich weiß, dass ich mir das aus meiner materiell und intellektuell privilegierten Situation heraus, leichter fällt als anderen. Aber das ist mein Weg, um nicht durchzudrehen.


NMAA:

Und ich hörte du seist gar keine so schlechte Surferin…..


Susi:

Haha, ich kenne Surflehrer, die was anderes behaupten würden. Aber ich arbeite daran, besser zu werden. Das ist natürlich schwer, wenn man so weit weg von einem Ozean lebt. Es ist ein unglaublich toller Sport. 

“Insofern stärkt Surfen den Charakter. Vielleicht ein bisschen wie Fortunafan zu sein.“

Du spürst die Urgewalt des Elements Wasser, du bist körperlich unglaublich gefordert, gehst an deine Grenzen und es klappt oft nix. Aber wenn es klappt, entschädigt es dich total und es ist der beste Sport der Welt. Insofern stärkt Surfen den Charakter. Vielleicht ein bisschen wie Fortunafan zu sein.


NMAA:

Glaubst du dein jahrelanges Leiden als Fortuna Düsseldorf Fan, hat die Grundlage zum Surfen gelegt?


Susi:

Absolut! Wer sucht sich denn eine Sport aus, bei dem man um 6h aufsteht, frierend ein unhandliches Surfbrett irgendwelche Serpentinen und Treppen runterschleppt, um sich von Wellen verprügeln zu lassen und am Ende festzustellen, dass man seit dem letzten Mal surfen fast alles verlernt hat? Ich muss verrückt sein!


NMAA:

Warum muss man denn mitten in der Nacht aufstehen?


Susi:

Du bist ja von den Gezeiten abhängig. Und wenn die Wellen frühmorgens gut sind, stehe sogar ich als Langschläferin, gern auf. Ich muss wirklich verrückt sein.


NMAA:

Du hast jetzt zweimal betont dass du verrückt sein musst, ich bin mir nicht sicher ob ich darauf eingehen sollte.


Susi:

Dann lassen wir das einfach so stehen 😅.


NMAA:

Apropos verrückt: Fortuna verrückt bist du ebenfalls. Seit wann und warum?


Susi:

Die ersten Male wurde ich ca. 2003  mitgenommen. Damals noch im Paul Jahnes-Stadion. Es war alles sehr familiär und hat Spaß gemacht. Aber so richtig ist der Funke dann ca. 2008 übergesprungen. 

“Kacke, jetzt bist du wohl Fortunafan geworden"

Damals bin ich oft mit meinem Mitbewohner zu den Spielen gegangen und plötzlich kamen immer mehr Freunde und Bekannte z.T. nach vielen Jahren zurück und fingen wieder an, ins Stadion zu gehen. Man lernte neue Leute kennen und dann war da auf einmal das Gefühl "Kacke, jetzt bist du wohl Fortunafan geworden". So ist es wohl jetzt. Als "verrückt" würde ich mich aber nicht bezeichnen. Das wäre vielen Menschen gegenüber, die es noch mehr fühlen, vermessen.


NMAA:

Mich fragt man häufiger welche Zeit die schönste bei Fortuna für mich war. Das war bei mir definitiv der Aufstieg von der dritten in die zweite Liga. Welchen Zeitraum würdest du bennenen?


Susi:

Die Hinrunde 2011/12. Es fing schon mit dem Traumtor von Sascha Rösler gegen Bochum an. Dann sammelten wir immer mehr Punkte und so langsam war da ganz unterschwellig das Gefühl, dass man oben mitspielen würde. Aber man traute sich ja nicht zu träumen. Die Fortuna ist sich ja gottseidank treu geblieben und hat es dann in der Rückrunde nochmal richtig spannend gemacht. Aber wir hatten damals eine tolle Mannschaft samt Trainer mit Ecken und Kanten. Man erinnere sich nur an Armin Veh und wie er Sascha Rösler einen Rotzlöffel genannt hat. Und trotz aller Störfeuer hat es am Ende doch geklappt. Den Aufstieg selber erinnere ich allerdings, wegen des Theaters von Hertha, vor allem als anstrengend. Deswegen definitiv die Hinrunde, als man so langsam anfing, zu träumen.

Merkt man, dass ich Sascha Rösler mag? 


NMAA:

Marginal😅.

Gehst du denn noch regelmäßig ins Stadion?


Susi:

Ja, es klappt nicht immer. Arbeit, Leben und Gedöns kommen halt immer wieder dazwischen. Aber ich hab meine Dauerkarte und nehme so viele Spiele mit wie möglich.


NMAA:

Kann man das als reflektierter Mensch, denn noch guten Gewissens unterstützen oder macht Fortuna für dich da einen Unterschied im modernen Fußball?


Susi:

Jein. Ich finde, Fortuna macht einiges besser als andere. Aber natürlich ist da nicht mehr viel Romantik übrig. Ich habe im familiären Umfeld Bayernfans und wenn ich über deren Anspruchshaltung nachdenke, sind wir davon noch sehr weit entfernt. 

“Grüße an die USD-Gang <3.“

Ich will Spiele besuchen, eine Mannschaft sehen, die sich im besten Fall reinhängt und wenn es dann nicht reicht, ist es ok für mich. Erfolg macht Spaß, ist aber nicht mein Antrieb, weswegen ich zum Fußball gehe. Ich will eine gute Zeit mit guten Leuten und die habe ich dort. Grüße an die USD-Gang <3.


NMAA:

Ich persönlich finde der Fußball entfremdet sich immer mehr von der Basis bzw. den Fans. Die WM in Katar stellt da wohl gerade die tragischste Spitze aller kommerziellen Eisberge dar. Wie siehst du das?

Und was macht für dich Fortuna besser als die anderen Vereine?


Susi:

Ich fand schon die EM letztes Jahr unmöglich, wie sich da über sämtliche Covid-Vorsichsichtsmaßnahmen hinweg gesetzt wurde, Rechte Gruppierungen schalten und walten durften und klar wurde, dass eine Regenbogenflagge nur ein PR-Deckmäntelchen ist. Insofern habe ich privat wenig Interesse an der WM in Katar. Ich glaube, dieses Turnier ist so unverfroren daneben, dass selbst unkritischere Fußballfans, langsam ins Grübeln kommen. Da muss man auch gar nicht das große Fass Menschenrechtsverletzungen aufmachen. Schon allein der Termin spricht Bände. 

“Ich glaube, dieses Turnier ist so unverfroren daneben, dass selbst unkritischere Fußballfans, langsam ins Grübeln kommen.“

Eine WM im Winter, weil in einem Land gespielt wird, das zu heiß ist? Das kann man einfach nicht mehr schönreden.

Was die Fortuna angeht, ist das auch kein nicer Dorfverein, in dem sich alle lieb haben und ich jeden Funktionär und Fan uneingeschränkt sympathisch finde, das ist klar. Aber ich kann mir zumindest einbilden, dass es dort noch etwas familiärer und weniger profitorientiert zugeht. Fans werden gehört, Lumpi wurde zurückgeholt (die Vorgeschichte verdränge ich) und die Portion Punkrock in der Attitüde wird auch gepflegt.


NMAA:

Was müsste sich ändern damit sich der Fußball wieder etwas in Richtung Basis bewegt? Ich provoziere mal: Die Vereine sind ja auch Arbeitgeber die durch den Kapitalismus gezwungen sind wirtschaftlich zu bleiben bzw. Gewinne zu erzielen. Da ist doch die möglichst beste Ausnutzung an Unterhaltung, viel zielführender. Basisnähe erzielt wohl kaum höhere Gewinnmargen oder etwa doch?


Susi:

Da hat du wohl Recht. Aber für Vereine wie die Fortuna gelten da vielleicht noch etwas andere Rahmenbedingungen. 

Auch die Fußballromantik und Fannähe sind  monetarisierbar. So bitter es klingt: Fortunas USP ist nicht der Fußball auf Champions League-Niveau, sondern die Aura des Underdog, der unterstützt von den Fans immer wieder den Großen ein Schnippchen schlägt. 

“Auch die Fußballromantik und Fannähe sind  monetarisierbar.“

Also wäre es betriebswirtschaftlich dumm, die Profitorientierung zu offensichtlich in den Vordergrund zu stellen. Deswegen hoffe ich, dass ich mir meine Illusion von einer Fortuna, bei der die Welt noch ein Stück weit in Ordnung ist, lange aufrecht erhalten kann.

“Aber das ganze Fußballgeschäft ist so überdreht und abgehoben, das ist uns längst entglitten.“

Und zu deiner Frage, wie man wieder mehr Fannähe herstellen kann: ich habe keine Ahnung. Gespielte Fannähe wird es vielleicht irgendwann  wieder mehr geben, wenn man feststellt, dass man den Bogen überspannt hat und die Fans auch braucht, um emotionale Bilder zu vermarkten. Aber das ganze Fußballgeschäft ist so überdreht und abgehoben, das ist uns längst entglitten.


NMAA:

Das ist zwar kein schöner und versöhnlicher Schluss, jedoch vermutlich die Wahrheit. Ich möchte außerdem, dass die Leser:innen -wie auch ich - nun USP googeln. Dein aktueller Musiktip fehlt noch! Die danach folgenden Worte gehören alleine dir. Teile mit, was die Welt wissen muss!


Susi:

Phoxjaw aus Bristol. Ganz großes Kino. Ich hab die im September gesehen und du konntest richtig merken, wie viel Bock sie hatten und wie dankbar sie waren, dass sie auf dem Kontinent spielen durften und Leute sie gefeiert haben. Die T-Shirts waren alle hässlich, ich hab mir trotzdem eins gekauft  🙂

Geht mehr auf Konzerte!

Und danke, mein lieber Niko das hat Spaß gemacht ❤️.



Ich bedanke mich von Herzen bei Susi für ihre Zeit. 

Geht mehr auf Konzerte! Eigentlich braucht es mehr als den Slogan nicht. Jedoch möchte ich zusätzlich daran erinnern, dass die meisten Menschen, welche Konzerte, Festivals und/oder Veranstaltungen organisieren, dies in aller Regel nicht aufgrund des immensen Gewinns tun, welcher daraus erzielt wird. Sondern vielmehr aus reiner Passion und einem enorm großen Risiko mit dem ganzen Kram, eine ordentliche Bruchlandung zu erleben. Wer sich das heute noch traut hat nicht nur Respekt und Anerkennung verdient, sondern auch den Besuch. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass die Kohle bei den meisten nicht mehr so locker sitzt. Aber es gibt Läden, Festivals, Clubs in denen ihr zu moderaten Preisen, tolle Bands sehen könnt. In Düsseldorf fallen mir spontan das Steinis, der Ratinger Hof, das Pitcher oder das AK47 ein, schreibt doch gern mal in die Kommentare welche Läden ihr in euren Städten oder Vierteln empfehlen würdet. 

Geht mehr auf Konzerte, denn eine Welt ohne Livemusik ist noch grausamer, als dieses Chaos in dem wir aktuell leben.


Und hier die Spielempfehlungen für's Wochenende: 

SF Vorst - SG Erftal 
Freitag 19:30, Sportpark Vorst (Kaarst)

Mülheimer FC 97 - SV Genc Osman Duisburg
Samstag 17:00, Ruhrstadion Mülheim 

SV Hilden - Nord - TUSA Düsseldorf
Sonntag 15:00, Sportplatz Furtwänglerstraße

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