Heute ging es für uns in meine alte Heimat nach Monheim. Eigentlich ist es ja quasi an der Tagesordnung, dass unsere Berichte mit einer Menge Sarkasmus und Ironie verpackt, in die digitale Welt katapultiert werden. Nächstes Mal auf Asche dient aber keinesfalls dazu, die von uns besuchten Vereine schlecht zu reden. Ganz im Gegenteil. Wir möchten bewirken - insbesondere in Zeiten wie Diesen - etwas positivere Nachrichten zu verbreiten. Eine andere Perspektive auf die kleinen Vereine zu schaffen. Vielleicht in unserem kleinen Mikrokosmos, in welchem wir uns bewegen, seichte Impulse zu setzen. Impulse dafür, die kleinen Vorort-Vereine nicht links liegen zu lassen. Impulse dafür die ehrenamtliche Arbeit, die Menschen dort Tag für Tag zu ihren zeitraubenden Jobs verrichten, vielleicht ein Stück weit mehr zu würdigen.
Viele von uns propagieren - völlig zurecht - ein friedliches Miteinander, Völkerverbindendes und verständiges Verhalten, Vorbehalte fallen zu lassen, Grenzen einzureißen. Häufig ist meine oder unsere Perspektive da recht Hoffnungslos. Ob es nun die Arbeitswelt ist, in welcher man mit beschissenem Verhalten konfrontiert wird, der Alltag oder sonst wo. Nicht selten ist es schwierig sich aufzuraffen und weiterzumachen. Man fragt sich da wirklich häufiger: Warum? Wenn ich an meine Freunde mit Nachwuchs denke, dann denke ich auch leider viel zu oft daran, wie wohl unser Erbe auf diesem Planeten aussehen wird. Was wir hier hinterlassen. Das macht mir Angst. Wirklich, bei dem Gedanken dass es heute kleine Menschen gibt, die in 40 Jahren an meiner Stelle irgendwo sitzen und sich vermutlich mit einem Meeresspiegel jenseits dessen was wir heute erleben, auseinander setzen müssen. Vielleicht bekommt die Neurechte auch noch mehr Aufwind, denn Frust und Unzufriedenheit fallen bekanntlich bei diesen Rattenfängern auf fruchtbaren Boden. Den Kopf oben zu behalten fällt uns allen wahrscheinlich häufig schwerer als man zugeben möchte.
Und wo keimt Hoffnung auf?
Für mich unter anderem tatsächlich im Amateurfußball.
Natürlich gibt es Menschen, die politisch deutlich engagierter sind. Die wirkliche Veränderung wollen, die Arbeit für diese Gesellschaft leisten, die eigentlich gar nicht zu stemmen ist. Da wachsen Menschen über sich hinaus, obwohl sie permanent vor Wände rennen.
Im Amateurfußball ist das viel häufiger anders als man annimmt. Es muss niemand den (wichtigen) Antifaschismus vorgebetet bekommen. Der wird (unbewusst) einfach gelebt. Da wirken Menschen ohne jeglichen politischen Antrieb zusammen um Erfolge zu erringen. Nun kann man über die Notwendigkeit von Erfolgserlebnissen in einer Gesellschaft, die ständig Druck ausübt, sicherlich streiten. Allerdings geht es hier ja nie um den großen Wurf. Ein Spiel zu gewinnen - gemeinsam - das ist das Ziel. Denn wollen wir ehrlich sein. Von Siegprämien weit unter denen im Profibereich, wird wohl kaum die nächste Villa gebaut. Es geht primär um das Miteinander und da ist es viel häufiger egal welche Hautfarbe du hast, welche Religion und mittlerweile sogar welches Geschlecht.
Ich hab gestern in Monheim gestanden und mein alter Schulfreund Karim El Fahmi, der dort Geschäftführer ist, erzählte uns mit stolz von ihrem Umbau des Monheimer Rheinstadions. Eine 250 Zuschauer:innen fassende Tribüne wurde just fertiggestellt und an den FC übergeben. Wir haben sogar eine persönliche Führung durch die gesamten Katakomben bekommen.
Aber am meisten war ich beeindruckt, als wir an einen Mann in unserem Alter vorbei gingen der zum Trainerstab des FC Monheim gehört. Karim wechselte kurz ein paar Worte mit ihm, auf Englisch. Kurz darauf erklärte er uns, dass er samt seiner Familie aus der Ukraine geflohen ist. Karim hat ihn bei Behördengängen etc. unterstützt und am Ende stellte sich heraus, dass er ehemaliger ukrainischer U21 Nationalspieler war. Verrückte Geschichte. Was ich aber am schönsten an der gesamten Story finde: Ein Junge mit Migrationshintergrund hilft einem Flüchtling, für Karim war’s die normalste Sache der Welt. Für mich das was dieses Land eigentlich braucht. Diese Welt eigentlich braucht. Karim hat sich da gar keine Gedanken drüber gemacht. Er hat einfach geholfen, ohne motivierten Hintergrund. Ähnlich ergeht es mir wenn bei TUSA die Jungs und Mädels sich gegenseitig bei ihren Spielen anfeuern. Wenn bei Arnoldsweiler Menschen mit Einschränkungen, eingebunden werden. Wenn sich in Bilk zwei Menschen in den Armen liegen und zum Sieg gratulieren, deren Sprache ich nicht verstehe, aber die auch nicht die Sprache des jeweiligen Gegenübers sprechen. Es ist vielleicht nur ein kleiner Streifen am Horizont der aufblitzt. Aber es ist einer.
Versteht mich nicht falsch. Auch im Amateurfußball gibt es Rassismus, Homophobie, Sexismus… Und auch diese Themen werden von uns behandelt. Aber wann ist denn die beste Zeit um auch mal etwas positives verlauten zu lassen, wenn nicht heute… Wenn nicht immer!
Zum Spiel:
Das letzte Mal als wir uns den FC Monheim angesehen haben, gab es einen Sieg bei St.Tönis. Das Spiel war grauenhaft, es war irgendwann im Februar und so kalt, dass ich zwischendurch überlegt habe, ob ich noch meine Zehen an den Füßen habe.
Das heutige Spiel war auch nicht das Beste. Allerdings waren meine Zehen nicht so kalt, wie in St.Tönis, wir hatten ne‘ Stadionführung und es gab ein paar Getränke aufs‘ Haus.
Monheim konnte seit 8 Spielen nicht mehr gegen die grün - weißen Essener gewinnen.
Daran sollte sich auch am heutigen Freitag nichts ändern.
Bereits in 32 Minute ging Schonnebeck durch einen schön heraus gespielten Treffer, mit 1:0 in Führung.
Zur Schlussviertelstunde drängt Monheim nochmals massiv auf den Ausgleich, leider jedoch ohne Erfolg.
0:1 aus Monheimer Sicht hieß es dann am Ende des Spiels vor ca.200 Zuschauer:innen.
Ich entlasse euch trotzdem nicht ohne irgendwelchen lustigen Shit.
Beim Verlassen des Stadions passierten wir Werners Anhänger.
Vermutlich wird Werner seit Monaten hier festgehalten und nur rausgelassen, damit freie Menschen sich wohlfühlen können. Wir prangern diesen Umgang an und verurteilen die Gefangenschaft von Werner aufs Schärfste! Ein Bild in diesem Artikel bezeugt, dass wir euch hier keine hanebüchene Geschichte auftischen wollen.
Free Werner!!!
Monheim hat einen Geysir gebaut. Für 460.000€.
Wir waren im Sommer in Island. Das war auch teuer und auch da gibt es Geysire. Man muss allerdings eine Menge Geld und viel Toleranz gegenüber schlechtem Wetter aufbringen um diese Geysire zu sehen. Das lohnt sich.
Chris, der heute mit von der Partie war, ist fasziniert von Geysiren. Chris hat allerdings absolut keinen Bock auf schlechtes Wetter. Oder nasskalte Kleidung. Falls ihr also in den nächsten Wochen am Geysir in Monheim vorbei schauen solltet, dann habt Nachsicht mit dem schwarzen Kombi der dort mitten im Kreisverkehr steht. Chris wartet vermutlich auf den Ausbruch des Geysirs. Wer beim Supermarkt vorbei kommen sollte: Bringt ihm bitte ein Brot mit…oder Bier…oder am besten beides. Wir machen uns Sorgen!
Bussi!
PS: Wer sich an Arnoldsweiler erinnert, weiß dass ich da mit meinem waghalsigen Selbstversuch des „Kölsch Tästing“ (ich weiß dass tasting anders geschrieben wird!) begonnen habe. Heute wurde dann Mühlen Kölsch ausprobiert und zu meiner Enttäuschung muss ich zugeben: Es schmeckt gar nicht schlecht.
Amen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen