„Fast and the Furios 61“
Es gibt Menschen, die sollen es sich doch tatsächlich im Herbst mit Tee und Kerzen, irgendwo bei sich zu Hause gemütlich machen. Gerade jetzt wo die Holzkamine aufgrund Gas-, Öl-, Kraftstoff-, Strom-, Wirtschaft- was auch immer Krise eine Renaissance erfahren, soll es nicht selten, richtig romantisch in manchen Haushalten zugehen.
Ich hab das auch schon alles ausprobiert… Ich hab sogar mal geheiratet. Ok, ich könnte jetzt nicht behaupten, dass dieser eine - kläglich gescheiterte - Versuch, empirisch genug wäre um eine valide Aussage über Sinn oder Unsinn über diese Hochzeitssache zu treffen. Allerdings ist er valide genug für mich, um häufig um jegliche Romantik einen großen Bogen zu machen oder eben ein seltsames Verständnis von Romantik zu entwickeln.
Jenes kann hin und wieder dazu führen, dass Menschen, welche mich sehr mögen (sowohl platonisch als auch beziehungstechnisch) sich urplötzlich in recht unromantischen oder weniger gemütlichen Situationen wieder finden.
Sowas kommt beispielsweise vor, wenn ich - wie am Donnerstagabend - auf die gute Idee komme, doch „nen wirklichen Bezirksligaknaller“ zu besuchen. Noch tragischer wird es, wenn ich dann zusätzlich die Mannschaften vertausche… oder die Anstoßzeiten… oder das Stadion… oder den Tag… oder, oder, oder…
Man sieht also: Ein Treffen mit mir ist nicht unbedingt einfach oder ein Genuss. Trotzdem begleitet man mich immer wieder auf irgendwelche Plätze. Aber es ist ja so: Ich zwinge niemanden dazu und manchmal, ja manchmal, da erlebt man auch recht amüsante Situationen.
So auch an diesem Donnerstag, als sich nämlich der Schiedsrichter auf den Rasen begab und das Flutlicht eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Düsseldorfer Rapper Kollegah zu Tage brachte. Vielleicht war er es auch. Ich meine…wir müssen in diesen Zeiten alle schauen wo wir bleiben und wenn man sich beim Pfeifen eines Amateurspiels ein paar Euros dazu verdienen kann, warum nicht. Außerdem kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass das Musikbuisness kein lohnenswertes Geschäft mehr ist.
In der Halbzeit holte ich mir im Vereinsheim auf der BSA Fährsstraße ein 2,70€ „teures“ Füchschen aus der Flasche. Alles andere kam ebenfalls umweltfreundlich aus der Glasflasche.
Hier stand auch der Schiri an der Theke und verlangte nach Kaffee. Kein Wunder, der arme Kerl war sicherlich total kaputt…so zwischen Tonstudio, Konzerten und Amateurfußball. Die Idee ein gemeinsames Bild zu knipsen um euch hier einen fotografischen Beweis zu liefern, hab ich nach einem recht grimmigen Blick seitens Kollegah, dann wieder verworfen.
Der Spielverlauf ist schnell erzählt, so hielt vor ca. 150 Zuschauer:innen Kalkum für ca.15 Minuten dagegen. Dann ging es Schlag auf Schlag…1:0….2:0…3:0…..
Bei jedem Tor gröhlten 2-4 ältere Herren von der Tribüne: “Schwaaaaartz gelb olé… Wir wolln‘ euch siegen sehn‘… SPARTA!!!“
Dann war Halbzeit und man wies mich darauf hin, dass die gelben Stutzen von Sparta aussahen wie Gummistiefel, welche für eine Wattwanderung verwendet werden. Da ich arg kurzsichtig bin und ganz gern mal meine Kontaktlinsen für mehrere Tage ununterbrochen in den Augen lasse (Kinder! Bitte zu Hause nicht nachmachen! Alle anderen: auch nicht!). Sah ich ab diesem Zeitpunkt nur noch Watt-wandernde junge Männer, die neben der Erkundung der Nordsee, zwischendurch vor einen Ball treten. Ja Danke!
Zweite Halbzeit und der Anpfiff den es von Trainer Fazeli für die Kalkumer Elf gab, erzielte für eine kurze Dauer auch seine Wirkung. Kalkum kam für ein paar Minütchen durch ein 3:1 nochmal ran und ich hatte die Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch ein spannenderes Spiel an diesem Donnerstagabend entwickeln könnte.
Naja… die aufkeimende Hoffnung zerschlug sich dann doch recht zügig wieder. Die Wattwanderung erhöhte. 4:1, 5:1, 6:1. Zwischen dem 5:1 und 6:1 flachte die Partie für ca. 15 Minuten etwas ab. Dies nahm ein Unbeteiligter außerhalb des Sportplatzes zum Anlass „Fast and the furios - Tokyo Drift“ auf dem Schotterplatz vor dem Stadion nachzuspielen. Also zog irgendein Adrenalinjunkie für ca. 5 Minuten und bei brachialer Lautstärke mit seinem oder ihrem 3er BMW, Schotterkreise… mit angezogener Handbremse.
Und da ging mir ein Licht auf!
Kollegah war gar nicht nur für das Spiel als Schiedsrichter zu Gast, nein der hatte Pause am „Fast and the Furios“ Set!
Und da schloß sich der Kreis für mich auch wieder.
Vin Diesel haben wir leider nicht mehr gesehen… aber das muss ja nix heißen… der ist auch relativ klein…
Zufrieden und etwas durchgefroren ging es dann nach einem Endstand von 6:1 mit einem Hauch von Hollywood nach Hause. Ein schöner Ausflug - auch wenn es keine Autogramme gab.
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