Dienstag, 29. November 2022

Nächstes Mal auf Asche - Auf den Zahn gefühlt - Episode 10

Heute: Staude (KFC Uerdingen) & Kami (RW Oberhausen)

Ahoi! 
Ein neues Interview erwartet euch! Diesmal war’s gar nicht so einfach, da die Beiden recht busy sind, haben wir 3 Wochen an dem Projekt rumgedoktert. Was lange währt, wird allerdings umso besser. Ein spannendes Gespräch durfte ich (über drei Wochen) genießen😅😘. 
Seit Ewigkeiten in den jeweiligen Fanszenen aktiv, seit Ewigkeiten im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung, seit Ewigkeiten in den Punkrock verliebt. Staude & Kami haben einiges zu erzählen. Los geht‘s!

NMAA:
Hallo ihr beiden und vielen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, mir ein paar Fragen zu beantworten. Erzählt doch bitte erstmal etwas von euch. Wie lange treibt es euch schon zu euren Vereinen und warum bzw. wie kam es dazu?

Kami (RWO):
Ein herzliches Glück auf in die Runde!
In Fußballkreisen kennt man mich unter dem Namen Kami und ich begleite meinen Verein Rot-Weiß Oberhausen, seit rund 25 Jahren intensiv. Eigentlich bin ich verhältnismäßig spät zu RWO gekommen. Zum einen hatte ich zuvor noch selber für den Nachbarverein die Fußballschuhe geschnürt und Rot-Weiß war so etwas wie Bayern München für uns. Wir haben zum Duell gegen die 2. Mannschaft gerade so acht "Mann" zusammenbekommen, während RWO mit 22 Spielern in einheitlichen Trainingsanzügen zu uns angereist kam - das wirkte auf mich wenig sympathisch. Zum anderen hätten mich meine Eltern auch in den rüden Verbandsligazeiten von RWO Anfang der 90er Jahre, nicht ins Stadion gelassen - Zurecht! Mitte der 90er hatte ich dann vereinzelnd Spiele auf den Holzbänken der Haupttribüne gesehen, aber das packte mich noch nicht ganz. 

“Zum anderen hätten mich meine Eltern auch in den rüden Verbandsligazeiten von RWO Anfang der 90er Jahre, nicht ins Stadion gelassen - Zurecht!“

Ich war als Kind Werder-Fan und habe mit dem MSV sympathisiert. Ins Wedaustadion bin ich häufig mit dem Fahrrad und Freunden gefahren. Aber 1996/97 sind wir dann mal ins Stadion Niederrhein und da habe ich festgestellt, dass es dort um ein Vielfaches geiler ist. Ich bin dann über Nacht zum Allesfahrer geworden und bin in den damals größten Fanclub  "Fanclub Niederrhein e.V." eingetreten, auch weil dieser die Fanbusse organisierte, so war mir innerhalb kürzester Zeit die ganze Fanszene bekannt und ich ein fester Teil von ihr. 1999 habe ich die "Handtuchmafia" gegründet, größtenteils mit Leuten aus dem Fanclub Niederrhein, die auch der Faszination Ultra verfallen waren. Zuvor gab es nur eine Zwei-Mann-Ultragruppe namens "RWO Ultra Boys Siegerland", die mich persönlich sehr beeinflussten und auch anfangs Mitglieder der HTM'99 waren. Seit dieser Zeit war ich in so ziemlich allen Funktionen bei RWO aktiv, bis ich mich vor wenigen Jahren etwas rausgezogen habe. Zu jedem Auswärtsspiel zu fahren, schaffe ich jetzt auch einfach nicht mehr und auch sonst bin ich eher in die zweite Reihe gerückt. 2018 bin ich aus der Handtuchmafia ausgetreten, wenngleich ich mich immer noch im Umfeld dieser bewege. Natürlich, es sind meine engsten Freunde. In all den Jahren war ich immer in den verschiedenen Dachverbänden RWOs engagiert und das ist jetzt der wirklich erfolgreiche "RWO-Fanrat", dessen Teil ich sein darf.



Staude(KFC):
Hallo Niko! Hallo Kami! Hallo liebe Mitleser! Mein Name ist Daniel, komme aus dem schönen Krefeld und gehöre seit einigen Wochen der Gruppe "Jugendliche mit 40 Jahren" an. Mein erstes KFC-Spiel (bzw. zu dem Zeitpunkt war es ja noch Bayer 05 Uerdingen) war wahrscheinlich 1989 (vielleicht auch 1988). Ganz genau lässt sich das leider nicht mehr belegen. Im Grunde hab ich die klassische Fanlaufbahn wie wahrscheinlich ganz viele von uns, eingeschlagen. Zuerst mit meinem Vater an der Hand, unregelmäßig die ersten Heimspiele in der wunderbaren Grotenburg besucht. Mit der Zeit wollte man immer öfters zu den Spielen. 

“1997 dann das erste Mal mit dem Fanbus zu einem Auswärtsspiel - es ging zum legendären FC Gütersloh.“

Irgendwann war man auch in dem Alter angekommen, wo man ohne Elternbegleitung mit seinen Kumpels zu den Heimspielen durfte. 1997 dann das erste Mal mit dem Fanbus zu einem Auswärtsspiel - es ging zum legendären FC Gütersloh. Die Spiele wurden immer mehr und die Fahrten auch länger. Mit den Kumpels wurde aus einem alten Bettlacken die erste Zaunfahne ("Die jungen Wilden") gemalt und es entstanden die ersten Kontakte zu den Allesfahrern. Ende 2000 gab es dann innerhalb der Fanszene die Überlegung, wie man die Stimmung etwas verbessern konnte. "Match-Live" und "ran" auf SAT1 (dort gab es damals die ersten Spielzusammenfassungen aus der ersten, italienischen Liga) standen gerade hoch im Kurs, so schwappte dann auch mit der Gründung der Ultras Krefeld, die Ultrawelle endgültig nach Uerdingen. Auch 22 Jahre später bin ich weiterhin Mitglied der UK. 2012 war ich Mitgründer und bin seitdem Vorstandsmitglied, des Supporters Clubs Krefeld e.V. - eine Art Förderverein für den Krefelder Jugendfußball, mittlerweile auch das neu gegründete Fanprojekt Krefeld, sowie Dachverband für alle KFC-Fans. Hätte Corona für viele Monate nicht unser Leben bestimmt, hätte ich am 09.09.2020 ein tolles Jubiläum gefeiert - auf den Tag genau hätte ich dann 20 Jahre kein Meisterschaftspiel des KFC Uerdingen 05 verpasst. Zwar hab ich bis zum heutigen Tag kein KFC-Spiel verpasst, wo Zuschauer zugelassen waren, in Anbetracht dessen, dass man während der Cornahochzeit sich X Spiele im TV anschauen musste, fühlt sich die Serie trotzdem irgendwie nicht komplett an.




NMAA:
Ihr beide seid in euren Vereinen Ultras der ersten Stunde. Mit Rückblick auf über 2 Dekaden: Was hat sich in Ultra-Deutschland verändert eurer Meinung nach? Was ist besser, was schlechter geworden? Welche Perspektive hat die Szene?

Kami:
Es hat sich recht viel verändert meiner Meinung nach, positiv wie negativ. Unsere Anfangszeit war viel ungezwungener, wir haben einfach gemacht was wir gut fanden, ohne super viel darüber nachzudenken. Heute gibt es viel mehr Struktur, Ernst, Regeln und Dinge, die man bedenken muss. Ich habe da Respekt vor. In Oberhausen sind ab Mitte der 2000er dann auch schon junge Ultragruppen entstanden, die vom Start an komplett wirkten. Die hatten alles bis ins letzte Detail bedacht und die konnten auch alles. Wir konnten ja anfangs nicht viel, kann man sagen. Wir haben herumexperimentiert und letztendlich einfach gemacht. Es gab ja z.B. für Choreos keine Howto‘s im Internet oder Shops, bei denen man einfach bestellen konnte. Daniel wird es vielleicht noch wissen, wie kompliziert es (gerade für eine kleine Szene) war, Material bei tifo.it zu bestellen. Allein die Auslandsüberweisung und die Mindestbestellmengen.

“Wir haben herumexperimentiert und letztendlich einfach gemacht.“

Das ist alles einfacher heute. Dafür hatten wir noch lange nichts mit Brandschutz zu tun. Wir waren viel in Baumärkten und haben da geschaut, was man wie verwenden könnte.
Und Anregungen gab es halt nicht nur von Bildern aus Italien, aus der Match Live oder aus dem Internet, sondern man konnte sich noch als Groudhopper an den Rand von Fanszenen stellen und das war okay so, wenn es jetzt nicht gerade eine verfeindete Szene war. Das finde ich eigentich sehr schade, dass man diese Einblicke nicht mehr bekommt und das man sich so nicht interessiert-freundschaftlich begegnen kann. Heute muss es zwingend zur Eskalation kommen, da führt kein Weg daran vorbei. Das will ich nicht! Es ist mehr Gewalt in die Ultraszenen gekommen bzw. mehr professionelle Gewalt. Sehr bedenklich finde ich das und mit Blick in die Zukunft, frage ich mich, wie weit sich das noch zuspitzen kann und wann dann ein Umdenken kommt und man sich wieder auf den Kern fokussiert.
"Nichts ist größer als der Verein" das finde ich ganz gut getroffen. Es geht um die Unterstützung seines Vereins und nicht um einen Fahnenklau bei einer Szene, mit der man wenig zu tun hat. Wir hatten mit der Handtuchmafia recht schnell unseren Weg gefunden und entschieden, dass wir nicht alles von "Ultra" mitgehen werden. Und letztendlich haben wir "Ultra" auch nicht mehr auf unsere Fahnen geschrieben. Auch wir hatten anfangs das Ultramanifest der Roma Ultras auf unserer Webseite. Das war ja eigentlich höchst peinlich. "Ultras dürfen nicht mit dem Verein zusammenarbeiten." oder wie es da hieß, das passte natürlich gar nicht zu unserem kleinen Verein und uns. Wir haben uns in den ersten zwei Jahren auch gewaltig entwickeln müssen. Für eine Sache stand ich auch persönlich immer, die ich heute ganz anders sehe: Die Abkopplung des akkustischen Supports vom Spielgeschehen. Wir hatten damals viele Spiele verloren in der 2. Bundesliga, das war für mich einfach zu logisch. Stichwort "Scheiß-egal-Party". Einfach eine eigene Show veranstalten. Dabei war mein Ziel immer Teil des Spiels zu werden, ein sprichwörtlicher 12. Mann. Ich würde heute aus diesem Grunde, mich viel mehr am Spielgeschehen orientieren, um so 12. Mann zu sein. Ultras sollten sich nicht zu (!) wichtig nehmen, keine Frage, sie sind wichtig und seit langer Zeit ja gar nicht wegzudenken. Ist das gut so? Die Frage lasse ich mal offen. Meine Idealvorstellung ist nicht mehr, dass man ein Stadion nur mit Ultras hat, dafür schätze ich die Diversität zu viel.
Ich tue mich schwer mit Prognosen, was Ultra Deutschland angeht. Ich glaube, es ist jetzt schon teilweise ein Reflektieren gestartet. Welche krassen Dinge sind für eine Fahnenklau noch geschätzt und respektabel? Wie viel Gewalt an Rastplätzen ist noch möglich? Aber ich denke, erst einmal werden sich noch die radikaleren Ansichten durchsetzen. Und vielleicht besinnt man sich irgendwann dann doch noch auf das Wesentliche.

Staude:
Kami hat schon viele Punkte angesprochen, die ich ebenfalls teile. Insgesamt war es eine sehr geile Zeit, die ich auf keinem Fall missen möchte. Das ganze Ultrading hat sich mit der Zeit verändert. Grundsätzlich finde ich das aber nicht schlimm. Auch wir sind Anfang 2000 neue Wege gegangen und haben versucht die Ultrakultur einfließen zu lassen und auch das kam am Anfang bei den "Alten" nicht immer positiv an. Dauersupport, Fahnen und Doppelhalter waren was komplett Fremdes, hier musste  Überzeugungsarbeit geleistet werden. Von daher kann ich schon nachvollziehen, dass die nachkommenden Generationen dem Ganzen auch ihren persönlichen Stempel aufdrücken wollen und nicht alles 1:1 übernehmen möchten.  Sowas gehört zur Entwicklung einer Kultur bzw. Gruppe dazu - auch negative Entwicklungen.

“Nervig und zu gleich schade finde ich, dass heutzutage alles direkt im Internet landen muss.“

Wichtig finde ich allerdings, dass der Schuh, den man sich anzieht, auch zur Gruppe und deren Mitglieder passen muss. Nervig und zu gleich schade finde ich, dass heutzutage alles direkt im Internet landen muss. Ich war immer ein Freund davon, sich am Wochenanfang auf das Fotoupdate von Stadionwelt oder ein neues Fanzine zu freuen. Das ist leider fast komplett verpufft. Dafür ist die Freude um so größer, wenn einem alte Schätze in die Hände fallen.

NMAA:
Ihr steht in euren Szenen beide aber nicht nur für Ultra‘ sondern auch für das Setzen Antirassistischer / Antifaschistischer Impulse. Im Mikrokosmos Fankurve, finde ich sowas besonders mutig. Erzählt ein bisschen dazu und wie oft gab oder gibt es Gegenwind?

Kami:
Rassismus ist große Scheiße, aber gerade im Schmelztiegel Ruhrgebiet ist er maximal unpassend. Der Oberhausener Kulturverein kitev, hat da ein überragendes Zeichen gesetzt als sie vor einigen Jahren auf ein Hochhaus am Hauptbahnhof, eine große Leuchtschrift "Vielfalt ist unsere Heimat - Glück auf!" setzen ließ. Und denkt man speziell an die Fußballvereine, die so viele Nationalitäten verbinden, wie passt da Rassismus rein? Gar nicht! Ich war 2007 (?) mit daran beteiligt, dass die "RWO-Fans gegen Rassismus"-Fahne entstanden ist. Das war eine Reaktion auf damals mehrfach aufkommenden rassistischen Äußerungen und Gesängen, im Rahmen von RWO-Spielen. Da gab es kurzfristig einen Zusammenschluss aus RWO-Fans unterschiedlicher Fanclubs und auch Einzelpersonen. 

“Rassistischen Gesängen, die aus der Kurve kamen, habe ich eine klare Absage erteilt, verbal und optisch.“

Vielen scheuen aber die große Konfrontation und wissen, dass die Gewaltdominanz auf der anderen Seite liegt. Ich habe dafür, dass ich mich wohl in der Kurve fühle, viel in Kauf genommen und auch meinen Preis dafür gezahlt: Zwei Mal wurde mein Auto massiv beschädigt. Beeindruckt hat mich das, aber ich bin vom Kurs erst einmal nicht abgewichen.
In den knapp 13 Jahren, in denen ich Vorsänger war, habe ich Einfluss auf die Gesänge genommen. Ich habe ein ganz klares Gewicht auf Progesänge gelegt und Antigesänge sparsam dosiert. Rassistischen Gesängen, die aus der Kurve kamen, habe ich eine klare Absage erteilt, verbal und optisch. Aber die gab es trotzdem. Für viele sind sie okay, wenn sie als Beleidigung des Gegners funktionieren. Letztendlich musste ich als Capo auch wegen dieser Haltung aufhören. Bekannt geworden ist das nie wirklich. Ich werde noch so viel gefragt, warum ich nicht mehr Vorsänger bin und muss mich fast rechtfertigen, aber ich hatte das - vielleicht des internen Friedens willens - nie öffentlich gemacht. 

“Letztendlich musste ich als Capo auch wegen dieser Haltung aufhören. Bekannt geworden ist das nie wirklich.“

Das war vielleicht ein schwacher Moment von mir, ich weiß es nicht. Insgesamt glaube ich, dass in Oberhausen zu wenig Aufklärung gemacht wird. Der Widerstand, wenn es mal "Zigeuner"-Lieder gibt, ist viel zu klein. Und in der heutigen Zeit sollte man da schon ausreichend reflektiert sein.
Mein Ziel wäre, dass es ein solches Zeichen, wie die "RWO-Fans gegen Rassismus"-Fahne nicht mehr geben müsste. Für mich ist sie keine Aktion, sondern eine Reaktion.

Staude:
Ich finde gerade in der jetzigen Zeit ist es sehr wichtig, für solche Werte einzustehen und dies auch öffentlich zu zeigen. Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, wo das U-Bahn Lied oder Affenlaute an der Tagesordnung waren. Mit 15 Jahren macht man sich dazu keine großen Gedanken, eine Art "Aufklärung" gab es damals innerhalb der Fanszene auch nicht wirklich. 

“Ich finde gerade in der jetzigen Zeit ist es sehr wichtig, für solche Werte einzustehen und dies auch öffentlich zu zeigen.“

Das Ganze kam dann erst so langsam mit der Gründung der Ultras und der einen oder anderen Choreo, sowie Infoveranstaltung. Eine Anti-Rassismus Zaunfahne, hängt ebenfalls seit vielen Jahren bei fast allen Spielen des KFC. Der Supporters Club Krefeld e.V. nimmt regelmäßig an der FARE Week teil. Ein fester Bestandteil ist dort immer ein FARE-Sondertrikot, womit die erste Mannschaft ein Pflichtspiel absolviert. Im Anschluss werden diese Trikots für die KFC-Jugend versteigert. Vielleicht auch wegen solchen Aktionen, haben wir in Uerdingen in den letzten Jahren, eigentlich keine nennswerte Probleme mit Nazis oder Ähnlichem gehabt.

NMAA:
Mikhail Ponomarev und Hajo Sommers. Unterschiedlicher könnten die Führungskräfte in den beiden Vereinen wohl kaum sein. Wie sehr beeinflusst(e) deren Funktion die Kurven?

Kami:
Wie groß der unmittelbare Einfluss von Hajo auf die Kurve ist, weiß ich nicht. Aber er ist erst einmal ein Typ, der anders ist als die übrigen Silberrücken-Vereinsbosse. Er hat das alternative Jugend- und Kulturzentrum "Druckluft" mit ins Leben gerufen, ist offen befreundet mit Corny Littmann und ist mit der Kultur verwurzelt (Kleinkunstbühne "Ebertbad", (Theater-)Kneipen). Das ist in der Funktion Vereinsboss schon eine besondere Vita. Das hat RWO für viele sympathischer gemacht und Leute angezogen. In Oberhausen selbst, aber gerade auch überregional. RWO hat Fans in Berlin und in München ohne vorherigen Bezug gewonnen, weil sie den Stil des Vereins, den Hajo auch prägt, gut finden.
Möglicherweise hat RWO auch so Leute verloren. Der Verein hatte für die Gästekurve einmal augenzwinkernd "Scheiß RWO"-Mehrwegbecher produzieren lassen und ein bisschen auch am Pfand verdient. Ich fand das großartig, wie viele andere auch. Aber für ebenfalls wiederum viele, ging das gar nicht. Auch aus dieser Ecke wurde kritisiert, dass Hajo immer mal wieder davon sprach, dass wir "notfalls auf Asche" spielen werden, wenn es z.B. um das Verschulden des Vereins (lieber moralisch einwandfrei) ging.
Hajo steht auch für Diversität, hat Themen wie Rassimus, Homophobie, Sexismus auf dem Schirm und stellt sich auch "den harten Jungs" entgegen, wenn es sein muss. Ganz offensiv und öffentlich werden diese Themen aber bei RWO nicht direkt angegangen.

“Hajo steht auch für Diversität, hat Themen wie Rassimus, Homophobie, Sexismus auf dem Schirm und stellt sich auch "den harten Jungs" entgegen, wenn es sein muss.“

Hajo Sommers und auch Vorstand Torsten Binder verstehen die Belange von Fans, das macht viel aus, für die Fanszene. In der Regel kann man sich ganz unkompliziert mit denen zusammensetzen und spricht eine Sprache.
Bedauerlicherweise befindet sich RWO seit vielen Jahren in der Situation, dass mehr oder weniger dringend Geld akquiriert werden muss und Hajo gar nicht sein Potenzial im Gestalten des Vereins ausschöpfen kann.

Staude:
Ponomarev wollte im Blitztempo an die großen Geldtöpfe der 2. Bundesliga. Hat am Anfang mit zwei Aufstiegen bis in die 3. Liga auch funktioniert, später ist ihm u.a. zum Verhängnis geworden, dass man ewig nur in Beine investiert hat und kaum einen Cent mal in nachhaltige Strukturen wie Trainingsgelände, Jugend oder eine ausreichende Geschäftsstelle gesteckt hat. 

“Ponomarev wollte im Blitztempo an die großen Geldtöpfe der 2. Bundesliga.“

Dadurch ist der Verein u.a. immer mehr in Schieflage geraten, was dann natürlich auch immer wieder Thema in der Fanszene war und durch Spruchbänder oder Infotexte auch regelmäßig öffentlich angeprangert wurde. Das Ende ist bekannt. Aber diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei und wir haben einen Vorstand, der zu 3/4 aus langjährigen KFC-Fans besteht und den ganzen Mist unter Ponomarev (aber auch Lakis) miterlebt hat und daher wissen sollten, wie man es grundsätzlich nicht machen sollte. Es läuft aktuell auf jeden Fall vieles wieder in die richtige Richtung!

NMAA:
Unser Blog heißt Punk&Pöhlerei. Wie sehr hat die Musik eure Weltanschauung beeinflusst? Und wie seid ihr an Punk gekommen?

Kami:
Ich bin damit ein bisschen auf- und reingewachsen. Ob jetzt die Musik die Weltanschauung beeinflusst hat oder die Weltanschauung die Musikwahl, kann ich nicht sagen. Das geht vermutlich Hand in Hand. Und meine Weltanschauung hat sich dann ja auch entwickelt bis heute. Tatsächlich habe ich bei Konzerten auch häufig sehr nette Bekanntschaften aus Fußballszenen gemacht. Ich schätze, man ist da viel eher auf einer Wellenlänge. Andersherum habe ich über die Fußballschiene auch Zugang zu Bands bekommen. 

“Ich sehe auch Parallelen zwischen Punk und Ultra.“

Die Anfangszeit der "Sondaschule" beispielsweise habe ich miterlebt, weil Teile der Band auch damals die RWO-Punkrock-Band "Emscherkurve 77" gegründet haben.
Ich sehe auch Parallelen zwischen Punk und Ultra. Jeder kann von der Theorie, einfach machen und was auf die Beine stellen. Ein bisschen so der Bottom-Up-Ansatz. Und natürlich das Rebellische. Ich denke, solche Subkulturen sind sich immer ein wenig ähnlich und haben einige Überschneidungen.

Staude:
Das habe ich auch komplett dem Fußball zu verdanken. Die Älteren sind schon damals regelmäßig auf Punkkonzerte sowie Festivals gegangen und irgendwann wird man halt mal mitgeschleppt. Wir haben zu Anfangszeit der Ultras Krefeld unsere Choreos noch im Stadion vorbereitet - dort liefen meistens in Endlosschleife die Broilers - zu Anfangs sogar noch auf Kassette (Kennt die heutige Generation das Problem "Bandsalat" noch?)! 

“Wir haben zu Anfangszeit der Ultras Krefeld unsere Choreos noch im Stadion vorbereitet - dort liefen meistens in Endlosschleife die Broilers - zu Anfangs sogar noch auf Kassette“

Gelegentlich gab es auch mal die Lokalmatadore oder Vanilla Muffins auf die Ohren. Öfters fanden sich Liedzeilen aus Punkliedern auch in diversen Choreos wieder. So ist man mit der Zeit immer tiefer hinein gerutscht. In den ganzen Jahren hat man über Konzerte viele Leute anderer Vereine kennengelernt oder trifft sie dort auch nach vielen Jahren wieder. Kollege Kami hab ich zum Beispiel letzten Sommer bei den Broilers in Essen, nach vielen Jahren wieder gesehen. Immer wieder schön, alte Weggefährte zu treffen.

NMAA:
Ihr habt vor kurzer Zeit erst im Niederrhein Pokal gegeneinander gespielt. Wart ihr beide anwesend und wenn ja, wie bewertet ihr den Auftritt der Szenen. Sowohl den eigenen, als auch den der Gäste.

Kami:
Das war fast ein rundum gelungener Ausflug an die Grotenburg. Wir sind mit 5 oder 6 Bussen mit 300 RWO-Fans ziemlich geschlossen, über den Rhein gefahren. Dazu konnte man Schals kaufen, die zur Schalparaden-Choreo gehörten. 

“Das war fast ein rundum gelungener Ausflug an die Grotenburg.“

Am Eingang war man aber auf den geballten Andrang nicht vorbereitet und so kamen einige RWO-Fans auch erst mit oder nach dem Anpfiff in den Block. Trotzdem war die Choreo schon sehr ansehnlich, finde ich. Der Support über 120 Minuten war auch sehr ordentlich. Die Mitmachquote stimmte, aber die Lautstärke jedes Einzelnen hätte noch etwas mehr sein können. Passte aber alles in allem an dem Tag. Das Spiel äußerst spannend und der KFC hat eine ziemlich gute Leistung geboten. Das übertrug sich auch auf die Ränge. Was ich so mitbekommen habe, war ein starker Auftritt von Uerdingen. Rund um die Ultras war einiges an Action und die ganze Haupttribüne ließ sich hier und da zur Beteiligung mitreißen. Ich denke, das war ein Highlightspiel für den KFC.
Wie gesagt, es passte am Spieltag alles. Erst am nächsten Tag kam ein negativer Aspekt aus dem Nichts. Angeblich hätten RWO-Fans (als Fanbetreuung akkreditiert) versucht, Uerdinger Fahnen zu entwenden. Das schrieb die Polizei und die Zeitung hat das einfach mal ungeprüft veröffentlicht. Wahr ist, dass die Personen als Fotografen in den Innenraum durften und dort das Choreo-Banner vernünftig anbrachten. Anstatt die drei wieder am Gästebereich in den Block zu lassen, wurden sie aber vom Sicherheitsdienst in den Heimbereich begleitet, wo sie von Uerdingern "empfangen" wurden. Es gab aber keine Bestrebungen, Material zu klauen. Man weiß nicht, woher die Polizei dieses Märchen hat und früher gab es auch mal das Zwei-Quellen-Prinzip im Journalismus. Diese Posse hätte man sich echt sparen können, aber ansonsten alles top. Immer wieder gerne nach Uerdingen. Es gab übrigens ja auch mal Zeiten, da waren wir im Heimblock der Grotenburg willkommen.

Staude:
Ich kann mich da Kami´s Worten nur anschließen. Auch für uns war es - trotz Niederlage - ein toller Pokalabend. Vor der Auslosung hatte man eigentlich die Hoffnung, den großen Teams noch aus dem Weg gehen zu können. Die Chancen waren wegen der Baustelle Grotenburg recht gering zu Hause spielen zu dürfen und dann hätte höchstwahrscheinlich wieder ein Umzug in eine andere Stadt angestanden. Zu Überraschung vieler, gab es aber die Freigabe der Grotenburg für das Spiel und so war die Vorfreude doch schon recht groß auf das Spiel. Flutlichtspiel zu Hause in der Grotenburg und dann nach der Rückkehr auch noch das erste "große" Spiel mit einer Fanszene auf der Gegenseite. Das soll jetzt nicht abwertend gegenüber den anderen Oberligisten klingen, aber 500 RWOler im Gästeblock sind doch schon cooler als 20 Leute aus Velbert oder Kleve. Das kitzelt auf der Gegenseite auch noch mal ein paar Prozent extra raus. Die 2.500 Tickets (mehr stehen wegen der Baustelle aktuell leider nicht zur Verfügung) waren so auch sehr schnell vergriffen. Support, wie Kami schon sagt, auf beiden Seiten sehr ordentlich und durchgängig. Der Abend hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht und schreit nach einer Wiederholung. Zu der Sache mit dem angeblichen Fahnenklauversuch, kann ich selber nicht viel sagen. Ich habe es selber recht spät mitbekommen und kenne daher die Geschichte "nur" aus Erzählungen. Nach meiner persönlichen Einschätzung liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ich habe selber viele Jahre aus dem Innenraum Fotos und Videos für unsere Fanszene gemacht und kann daher auch auf die eine oder andere Erfahrung zurückblicken. Wenn Ordner mit mir Richtung Heimkurve gelaufen wären, hätte ich von mir aus irgendwann den Rückzug angestrebt um die Situation eben nicht zum eskalieren zu bringen - gerade wenn man relativ schnell der anderen Fanszene zugeordnet werden kann. Von daher denke ich, dass man sicherlich nicht den Plan hatte, in den Heimbereich zu gelangen, das amateurhafte Verhalten des Ordners, aber dankend angenommen hat und mal geschaut hat, wie weit man so kommt. Aber wie gesagt ist dies nur meine persönliche Einschätzung ohne dafür handfeste Beweise liefern zu können. 

“Flutlichtspiel zu Hause in der Grotenburg und dann nach der Rückkehr auch noch das erste "große" Spiel mit einer Fanszene auf der Gegenseite.“
 
Das Thema RWO/KFC war einen Abend vor dem Pokalspiel in kleiner Runde bei uns noch Gesprächsthema. Für den heutigen Nachwuchs unvorstellbar, dass man sich vor ca. 15 Jahren gegenseitig besucht und bei Spielen auch unterstützt hat. Von einer offiziellen Freundschaft waren wir noch etwas weg, aber nicht selten hing eine Zaunfahne von UK in der alten Emscherkuve oder die Fahne der HTM oder FIOB im schönen Grotenburg Stadion. Die Abneigung gegenüber RWE war natürlich eine der Gemeinsamkeiten. War auf jeden Fall ne tolle und lustige Zeit, wo man nicht nur zusammen gesoffen hat, sondern auch mal Erfahrungswerte austauschen konnte. Das ganze ist dann (leider) aber auch irgendwann eingeschlafen.

NMAA:
Ihr beide seid Fußballmäßig viel rumgekommen. Zumindest entnehme ich das euren Aussagen. Gibt es außer dem KFC und RWO andere Mannschaften, die ihr unterstützt?

Kami:
Ich bin fast gar nicht mehr unterwegs. Da ich es nicht einmal mehr zu jedem RWO-Auswärtsspiel schaffe, habe ich auch eigentlich wenig Ressourcen für regelmäßige Ausflüge zu anderen Vereinen. Am ehesten besuche ich da noch interessante Spiele des befreundeten SSV Ulm. Ab und an bin ich auch bei Heim- oder Auswärtsspielen von Werder Bremen. 

“Seit wenigen Jahren kann ich mich wieder zu meiner Jugendliebe bekennen. Wobei ich das bis hierhin noch nie öffentlich gemacht habe. ;-)“

Das ist mein Verein seit Kindheitstagen. 15 Jahre lang hat Werder aber keine Rolle für mich gespielt. Bei "100% RWO" und Rolle als Capo passte das einfach nicht. Das hat natürlich auch mit der Bremer Freundschaft mit Essen zu tun. Seit wenigen Jahren kann ich mich wieder zu meiner Jugendliebe bekennen. Wobei ich das bis hierhin noch nie öffentlich gemacht habe. ;-) Aber ich habe nach Bremen keine Kontakte zur Fanszene oder so etwas. Das ist also was ganz anderes. Trotzdem merke ich schon, dass es mich dort oder in quasi jedem Stadion eigentlich, in die Fanblöcke zieht.

Staude:
Ich persönlich besuche sehr gerne die Spiele des SV Darmstadt 98. Die Leute dort sind nicht nur sehr nett, sondern ticken auch noch ähnlich wie wir. 

“Über die Jahre hinweg ist der Verein der Lilien auch sehr sympathisch geworden.“

Auf irgendeiner Mondiali Anfang 2000 (Niko, hier haben wir uns doch auch kennengelernt, oder?) sind die ersten Kontakte entstanden und bisher auch nie abgebrochen. Über die Jahre hinweg ist der Verein der Lilien auch sehr sympathisch geworden. Ein klasse Beispiel, wie man erfolgreich (!) einen Fussballclub leben kann, ohne seine Werte dafür verkaufen zu müssen. So eine Entwicklung würde ich mir beim KFC auch wünschen. Sonst werden - wenn auch eher unregelmäßig von mir persönlich - unsere Freunde von VVV Venlo besucht. Ne gute Frikandel geht immer. Die große Liebe KFC hat aber natürlich immer Vorrang!

NMAA:
Die WM in Katar steht in den Startlöchern. Die Randbedingungen zur Realisierung dieses Turniers sind den Meisten bekannt. Dennoch werden genug Menschen einschalten und die Spiele ansehen. Wie steht ihr dazu?

Kami:
Ich werde jetzt niemanden kritisieren, der sich die Spiele anschaut, aber in den meisten Fällen werde ich auch meine Meinung dazu sagen. Ich schaue garantiert kein Spiel! Ehrlicherweise hatte ich dieses Vorhaben auch schon 2018, und dann aber doch einige Spiele geschaut, weil ich damals auch nicht so ganz strikt in meiner Ablehnung war. 

“Ich kann nur dafür werben, dieses Turnier zu boykottieren, für einen selbst, aber vielleicht auch, weil sich etwas wegen geringerer Einschaltquoten ändert.“

Dieses Mal, kann ich wirklich keinen Spaß daran haben und anschließend noch in den Spiegel schauen. Ich kann nur dafür werben, dieses Turnier zu boykottieren, für einen selbst, aber vielleicht auch, weil sich etwas wegen geringerer Einschaltquoten ändert. Neben der fragwürdigen Bedingungen dieser WM, steht ja auch für viele aus den Fanszenen die "Entfernung des DFB und des DFB-Team von den Fans" im Raum. Ich erlebe derzeit viele, die diese WM nicht schauen wollen, aber ich schätze das auch realistisch ein, dass einige davon doch schauen werden, wenn die entsprechenden sportlichen Geschichten da sind und begeistern können, oder wenn Freunde einladen, oder wenn es auf der Arbeit ein Team-Event gibt. ich werde versuchen in der Turnierzeit mir mal hin und wieder andere Mannschaften von RWO anzuschauen, mal U15, dann Handball...sowas.

Staude:
Ich werde mir die WM nicht anschauen. Damit werde ich sicherlich alleine die Welt nicht verbessern oder verändern, aber für mich persönlich ein Zeichen setzen. 
Und falls dies genug Leute machen und die Einschaltquoten schlecht sein sollten, werden vielleicht auch die Geldgeber/Sponsoren den Spaß an solchen "Events" verlieren. Dies zumindest meine kleine Hoffnung.

“Gott sei Dank muss der Amateurbereich keine WM-Pause einlegen und ich kann weiterhin die Spiele des KFC besuchen.“

Gott sei Dank muss der Amateurbereich keine WM-Pause einlegen und ich kann weiterhin die Spiele des KFC besuchen. Zusätzlich vielleicht auch den einen oder anderen kleinen Club am Niederrhein einen Besuch abstatten und ein paar schöne Stunden verbringen.

NMAA:
Blick in die Zukunft! Wo seht ihr eure Szenen und Vereine in 10 Jahren?

Kami:
Kurzfristig gesehen werden wir noch ein paar Jahre in der Regionalliga oben mitspielen. Das hat ja schon eine gewisse Konstanz, seit nunmehr elf Jahren. Für mich ist das erst einmal okay. Ich bin großer Verfechter dafür, dass im Verein erst einmal in die Geschäftstelle (und in die Nachwuchsförderung) investiert wird, bevor man aufsteigt. So ist RWO nicht in der Lage eine Euphorie in so einem Fall optimal mitzunehmen. Dafür müssen sich einige Strukturen im Verein verbessern, da hakt es doch an vielen Kleinigkeiten. Und für mich hat das Priorität, auch weil das nachhaltiger wäre. Aber es gibt auch Stimmen, die einfach nur den sportlichen Erfolg der ersten Mannschaft wollen, weil sie keine Lust haben "um die Goldene Ananas" zu spielen. Aus dem Grunde habe ich dieses Jahr auf der Mitgliederversammlung mitinitiiert, dass eine Mitgliederbefragung des Vereins in Zusammenarbeit mit dem RWO-Fanrat erstellt wird. Das Ergebnis gibt dann halt den Weg vor. Ohne zu wissen, was die Mitglieder und Fans wollen, wird der Verein immer scheitern, bei dem Versuch, es "allen" recht zu machen. Das ist mit den finanziell doch sehr begrenzten Mitteln in Oberhausen, auf längerer Sicht nicht möglich. Also, muss man genau wissen, was man will und in welchen Bereichen man zurückstecken muss.
Ich bin mir alles andere als sicher, dass die meisten RWO-Mitglieder so denken wie ich, aber sollte die Entscheidung so ausfallen, wie ich mir die vorstelle, dann sehe ich mit einer Geschäftsstelle, die nicht mehr hoffnungslos überlastet ist und Aufgaben zu 100% umsetzen kann (auch Sponsoren-Akquise), die Grundlage und berechtigte Hoffnung, dass wir innerhalb der angesprochenen 10 Jahre, noch einen Aufstieg erleben werden. Grundsätzlich wird in Oberhausen nämlich richtig gute Arbeit geleistet.

“Wo ich viel Entwicklungspotenzial sehe, quasi "Luft nach oben", ist bei Werten wie Toleranz, Antirassismus und -diskriminierung.“

Die aktive Fanszene ist gerade noch enger zusammengewachsen, was sehr erfreulich ist. Und es gibt auch gar nicht mal so wenig Nachwuchs, zumindest im Ultrasspektrum. Abseits der Ultrabewegung ist da aber verhältnismäßig wenig. Das bedauere ich, weil ich mir Diversität wünsche und es für gut erachte, wenn Ultras in jungen Jahren erst einmal mit Fanshop-Schal auf Autogrammjagd gehen, bevor sie sich von 0 auf 100 in die Ultraszene stürzen.
Ich bin ob des Nachwuchses optimistisch und wüsste nicht, wie und warum das besser sein könnte in dieser Situation „4. Liga“, mit dem Umfeld und Umland. Wo ich viel Entwicklungspotenzial sehe, quasi "Luft nach oben", ist bei Werten wie Toleranz, Antirassismus und -diskriminierung. Da hatte sich die Fanszene in der Vergangenheit mal sehr gut entwickelt, aber so richtig sind wir noch nicht in den 2020er-Jahren angekommen. Da sind die Personen in der Fanszene, die das vorleben könnten, viel leiser (geworden) als Personen, die für Diskriminierung stehen oder finden, dass jede Beleidigung des Gegners die funktioniert, okay ist. In diese Richtung wünsche ich mir noch eine starke Entwicklung und würde da auch meinen Teil dazu beitragen wollen. Ich möchte, dass ich mich auch in zehn Jahren noch in der Fankurve wohlfühlen kann und dass es auch möglichst viele weitere RWO-Fans tun: Kutten, Ultras, Frauen, Homosexuelle, Arme, Alte, Kinder und auch weiße alte Männer.

Staude:
Puhhh... 10 Jahre sind für KFC-Verhätnisse echt ne Menge. In den knapp letzten 10 Jahren sind wir Boden liegend von der sechsten Liga bis in die dritte Liga hoch, haben dort im Winter zur Tür an der zweiten Liga geklopft und sind nun wieder bis in die fünfte Liga abgestützt. Ich sage daher mal so: Ich würde mir wünschen, dass wir dieser Saison (spätestens im Jahr darauf) die Oberliga Richtung Regionalliga verlassen können, unsere Infrastruktur (Stadion, Jugend, Trainingsplätze & Geschäftsstelle) wieder auf- bzw. ausgebaut wird, wie es sich für einen durchschnittlichen Regionalligisten gehört. Wenn das in drei, vier oder fünf Jahren mal alles stehen sollte (und auch funktionieren sollte) und wir in der Zeit auch unseren Ruf in und um Krefeld herum wieder verbessert haben, könnte man ggf. mal wieder mit einem kleinen Ausflug in die dritte Liga liebäugeln. Du hast drei verdammte Jahre in der dritten Liga gespielt und die Grotenburg hat von den fast 60 "Heimspielen" null erleben dürfen! Dritte Liga und dann nochmal gegen ein paar geile Traditionsvereine vor einer schönen Kulisse zocken. In der Grotenburg. Unter Flutlicht. Das wäre noch mal ne starke Kiste! Dies ist aber definitiv kein muss! Wenn wir irgendwann mal ein normaler Regionalligist werden, ist das auch völlig okay. Die Arbeit bis dahin ist nämlich noch sehr hart, steinig und vor allem weit! Aber - und das ist das wichtigste - wir sind auf einem guten Weg!

“Dritte Liga und dann nochmal gegen ein paar geile Traditionsvereine vor einer schönen Kulisse zocken. In der Grotenburg. Unter Flutlicht. Das wäre noch mal ne starke Kiste!“

Auf einem ähnlich guten Weg befindet sich auch weiterhin unsere Fanszene. Es ist zwar weiterhin schwer Nachwuchs zu finden, aber auch hier geht es langsam aber stetig bergauf. Aber auch hier sind zehn Jahre eine sehr lange Zeit mit viel Spielraum für Veränderungen und dem einen oder anderen Generationswechsel. Ich hoffe aber, dass auch in zehn Jahren unsere Fanszene weiterhin für einen kleinen, farbenfrohen und lautstarken Fanblock steht und Werte wie Toleranz und der Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus, von unsrer Szene gelebt werden. Persönlich wäre ich mega stolz, wenn auch in zehn Jahren eine große "Ultras Krefeld" Fahne vor dem Block hängen würde und „meine“ Jungs (und vielleicht dann auch mal wieder Mädels) im Block ähnlich abgehen würden, wie wir es seit 22 Jahren tun.

NMAA:
Vielen Dank euch beiden für das spannende Interview! 
Es fehlt noch euer aktueller Musiktip und danach dürft ihr erzählen was ihr wollt. Die abschließenden Worte gehören den Protagonisten. Go!

Kami:
Auch wenn ich gerade 4 Promille laufen habe, meine Empfehlung an die Leserschaft wäre "Emscherkurve 77 - Rot Weiss Oberhausen" (natürlich, he he he) oder hört euch wahllos etwas von "Teenage Bottlerocket" oder den "Simple Strickts" an!

Das hat Spaß gemacht, mir kamen schöne Erinnerungen an (gemeinsame) alte Zeiten. Vielen Dank für Deinen tollen Blog! Vielleicht sieht man sich ja das nächste Mal auf Asche oder doch in einem Stadion eines ehemaligen Bundesligisten andernfalls auch gerne in einem Konzertsaal.

Staude:
Aktuell hören meine Nachbarn mehrfach am Tag "Nicht alles endet irgendwann!" von den legendären Broilers.
Unser "3er" hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe für die Leser ist es ähnlich interessant gewesen und niemand ist beim lesen eingeschlafen. Vielleicht schaffen wir es ja auch diese Runde bei nem kühlen Bier fortzusetzen. Vielen Dank auch an Dich Niko für das tolle Format was Du hier betreibst und regelmäßig mit tollen Texten, Interviews und Fotos belebst.

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