Donnerstag, 5. Januar 2023

Throwback Thursday: Thor Akureyri - UMFG Grindavík 06/2022

Wie unsere alteingesessenen Leser:innen sicherlich noch wissen, begann das Projekt "Nächstes Mal auf Asche" ursprünglich Mal auf Nikos privater Seite und erst nachdem er gefühlt 2000x aufgefordert wurde, das ganze doch endlich öffentlich zu machen, sind wir letztlich auf unseren offiziellen Blog und die FB-Seite umgezogen. Aus diesem Grund gibt es ab jetzt für euch die neue Kategorie "Throwback Thursday", bei der wir euch einige der früheren und bislang nichr öffentlich zugänglichen Geschichten präsentieren! Los geht's mit: 

Throwback Thursday: Thor Akureyri - UMFG Grindavík 06/2022

Da wir uns gerade in Island aufhalten und hier ein Länderpunkt zu holen ist, beschlossen meine Begleitung und ich, dem oben genannten Spiel beizuwohnen.

Spoiler: Es war nicht das beste Spiel, welches wir je gesehen haben aber mit Abstand das Lustigste.

Wenn man nach Island kommt und einen Roadtrip um die gesamte „Insel“ macht, lernt man zwangsläufig eine Menge Menschen kennen. Manchmal lernt man sogar auch Isländer:innen kennen. 


Die isländische Bevölkerung (wie alle unsere Reisebekanntschaften) hab ich als unheimlich hilfsbereit und freundlich wahrgenommen. Toleranz und Verständnis (insbesondere für manche Sprachbarrieren) werden hier groß geschrieben. 

Wenn ich mich an die erfolgreiche EM zurück erinnere, bei der die Isländische Nationalmannschaft die Engländer aus der KO Runde bugsierte, dann erinnere ich mich auch an eine Menge Fans, die mit ihren Wikingerhüten und dem bekannten „AHU!“ die Kulissen der internationalen Stadien bereicherten.


Wenn die Isländer allerdings gegeneinander spielen, dann wird es ernst.

Da wird geschimpft und gezetert. Es fliegen Eisboxen übers Feld und Backpfeifen auf dem Platz. 


Aber von vorne.


Anstoß war um 18:00h isländischer Zeit. Bei Ankunft am Stadion, liefen wir in das Vereinsheim des heutigen Austragungsortes…dachten wir. Was für uns das Vereinsheim war, war für die Heimmannschaft die Geschäftsstelle und eigentlich nicht für Touristen (und wahrscheinlich auch für niemand anderen) zugänglich. Wir wurden dennoch freundlich empfangen und bekamen auf die Frage wo wir denn Tickets kaufen könnten als Antwort:“Der Eingang zum Stadion ist da oben…da könnt ihr Karten kaufen… wartet ich zeig es euch. Das Spiel beginnt aber erst später, irgendwie gab es Probleme mit dem Flugzeug der Gastmannschaft und die sind deswegen noch nicht gelandet.“ Auf die Frage wieviel später das Spiel denn beginnt kam:“So um 19:15“. 


Die heutige Paarung war ein Zweitligaspiel. Man stelle sich vor wie in Deutschland wer beim HSV anklopft und zur Antwort bekommt:“Ja kacke…die aus Gelsenkirchen sind noch nicht da… da gab es Probleme mit dem Flugzeug… das Spiel beginnt so um zehn….“


Das Spiel begann dann letztendlich um 19:45. Dafür war der Eintritt frei! 


Zwischen 19:00 und 19:45 verkürzte uns die Wartezeit zum einen eine malerische Kulisse, denn das Stadion liegt in einem Tal zwischen zwei größeren Bergen die mit Sicherheit unheimlich viele Ö’s im Namen tragen und von denen wir beim nächsten Vulkanausbruch wahrscheinlich wieder hören werden. Zum anderen wurde die Wartezeit durch die isländischen Versionen von Plastic Bertrand - Ca Plane pour moi und Ska-P‘s Cannabis verkürzt. Gewöhnungsbedürftig, jedoch unglaublich lustig.


Ich schätze, dass heute so ca.4-500 Zuschauer:innen den Weg ins Stadion fanden. Begleitet wurde das Spiel durchweg vom immer selben Schlachtruf, welcher sich anhörte wie ein donnerndes „Uppsala“(wenn einem was runter fällt) oder  „Hoppsala“ (wenn man Hugh Grant und - im Film Notting Hill - in Julia Roberts verliebt ist). 

Aber so sehr auch Gehopp- oder huppsalat wurde, die Gäste gingen mit 1:0 in Führung und die Sonne verschwand langsam hinter einer Wolkendecke. Während ich mir den dritten Pullover unter meinen Windbreaker anzog, saß die Hälfte des Publikums im T-Shirt da…. zum Ende der ersten Halbzeit kamen ein paar Kids auf dem Fahrrad ins Stadion gefahren… Einer davon oben herum nackt… zu jenem Zeitpunkt überlegte ich hingegen, mich für die 15 Pausenminuten im Auto aufzuwärmen. Verrückte Welt.


In der ersten Halbzeit hatte ich das ein oder andere Mal den Eindruck, der Linienrichter war noch nicht so häufig Linienrichter… In der zweiten Halbzeit hatte ich den Eindruck der Linienrichter war noch nicht so häufig beim Fußball… So wurde der Kollege mehrfach vom Schiedsrichter darauf hingewiesen, dass er die Fahne bei einem Faul oder Einwurf in die richtige Richtung halten soll. Es mutete zwischendurch sogar an, dass sich Linienrichter und Schiedsrichter leicht in die Wolle bekamen über das Verständnis von unwichtigen Dingen wie beispielsweise Abseits. Der Schiedsrichter (redlich bemüht) gab allerdings nach mehrfacher Intervention auf und entschied sich das Spiel einfach ohne Abseits zu pfeifen, jedenfalls immer dann wenn er es selbst nicht erkennen konnte. Klasse!


Großen Unterhaltungswert hatte auch der Gästetrainer, der sich stimmlich ziemlich anhörte wie früher der Gemüsemann auf dem Monheimer Wochenmarkt (ich vermute er roch allerdings weniger nach der daneben stehenden Backfischbude…wer weiß das schon).


Eine Gruppe Teenies imitierten auf der Tribüne bei jedem Foul am Gegner einen jaulenden Hund. Ich schwöre auf alles was mir heilig ist, dass ich mich locker 60 Minuten fragte wer seinen Hund mitgebracht hat und warum der jedesmal wenn ein Gegner am Boden liegt, jault.


Jedenfalls scheint das Gejaule und Upsalale Wirkung zu zeigen und so glich Thor in der letzten Minute aus glasklarer Abseitsposition aus. Die Tribüne tobte - der Gästetrainer auch - sogar so sehr dass die Eisbox auf Flugmodus gestellt wurde und quer über den Platz segelte. Das gab natürlich die rote Karte… für den Coach. 

Dann war Schluss - alle vertrugen sich wieder und schüttelten sich die Hände. Ganz so wie Ragnar in Vikings… Nur eben ohne Abseits und abgeschlagene Köpfe. 


Grüße aus Island! Skall!

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