Sonntag, 16. April 2023

Nächstes Mal auf Asche - Auf den Zahn gefühlt - Episode 15

Heute: EIK - Coco und Sophie

NMAA:

Wir sitzen im Redlight-District Amsterdam mit Coco und Sophie von EIK. Aber bevor ich lange weiterquatsche, erzählt selber was von euch.

 

Coco:

Wir sind EIK, Marc und Sophie. Zusammen veranstalten wir Partys im Kölner Raum - elektronische Musikveranstaltungen um genau zu sein - und mit EIK legen wir mittlerweile seit anderthalb Jahren, bzw. seit Corona, als DJ-Tandem auf.

 

Sophie:

Genau. Und ab heute sind wir international unterwegs, im John Doe in Amsterdam und freuen uns beim Interview dabei zu sein.

 

Coco:

Und sind sehr stolz, dass wir auf einem Punkrock-Fußball-Blog - der vielleicht im ersten Moment nicht passend zu uns aussieht - ein Interview geben dürfen.

 

NMAA:

Da kommen wir gleich noch drauf zu sprechen, aber als Allererstes: Wie wird man DJ? Wie kommt man zu dieser Nummer? Wie seid ihr zur Musik gekommen? Ich weiß von dir Coco, du hast auch Affinitäten für die Hardcore-Punk-Szene. Sophie hattest du vorher schon mal Berührungen mit Punkrock?

 

Coco:

Für viele Musikrichtungen um genau zu sein!

 

Sophie:

Ne. Mit Punkrock, Rock, Metal oder so hatte ich nie Kontakt. Bei mir fing es eher bei HipHop an. HipHop, Pop, Charts und sowas. Dann ging es mit Paul Kalkbrenner weiter und jetzt eben die Techno-Elektro Szene.

 

Coco:

Wobei ich sagen muss, es existieren Videos im Netz, wie du (Sophie) bei Rock am Ring auf dem Publikum zur Bühne getragen wirst. Das war doch bestimmt bei den Toten Hosen, da sind wir auch schon beim Thema Punkrock. 

 

Sophie:

Na gut, da war ich aber nur weil andere da waren (lacht) und es waren nicht die Toten Hosen, sondern Slipknot.

 

NMAA:

Und du Coco?

 

Coco:

Was Musik anbelangt bin ich ziemlich breit aufgestellt. Irgendwann Mitte der 80er Jahre hat es mal begonnen mit Madonna, den Toten Hosen, Die Ärzte. Später kamen dann Sachen wie Iron Maiden, Halloween, sowas in Richtung Heavy Metal dazu. 

Ende der 80er/Anfang der 90er verfestigte es sich hauptsächlich im Metal-Bereich, mit Metallica oder Anthrax. Etwas später kam mit Faith No More die erste Band, die auch einen Synthesizer einsetzte. Sisters of Mercy ebenso. Hier geriet ich zum ersten Mal richtig mit elektronischer Musik in Berührung und in den 90er Jahren hab natürlich auch VIVA und MTV geguckt, da liefen „Knaller“ von Blümchen etc. - ich war noch ein junger Mann - und hab die Videos geguckt.. Aber ernsthaft, Spaß beiseite... 

“...in den 90er Jahren hab natürlich auch VIVA und MTV geguckt, da liefen „Knaller“ von Blümchen etc. - ich war noch ein junger Mann - und hab die Videos geguckt…“

Durch The Prodigy verfiel ich mehr und mehr der elektronischen Musik und dann muss ich sagen hat einer der Ur-Väter des Technos Sven Väth in Ratingen - wo ich aufgewachsen bin - tatsächlich einmal im Jahr ein Festival veranstaltet, auf das ich natürlich auch ging. So näherte ich mich dem Techno. Ich höre nach wie vor immernoch gerne Metal, Punk und alten HipHop aus den USA. Da bin ich nicht festgefahren.

 

NMAA:

Und dann wird man plötzlich DJ bzw. Djane?

 

Sophie:

Ne es heißt nur DJ. Es heißt ja Discjockey, deshalb nur DJ.

 

Coco: Der Begriff Djane ist im weiblichen DJ-Bereich sogar sehr verpöhnt.

Ja, wie wird man DJ? Also bei uns beiden kam es während der Coronazeit durch Freunde. Wir haben vorher erste Schritte als Veranstalter gemacht und Partys im Kölner Raum gegeben. Als dann aber alles runtergefahren wurde, hingen wir noch mit 1-2 Freunden zusammen, soweit es denn erlaubt war und das waren meist DJs. 

“Ja, wie wird man DJ? Also bei uns beiden kam es während der Coronazeit durch Freunde.“

Da das Equipment ohnehin rum stand, haben wir uns auch mal dran gewagt. Einfach ein bisschen die Knöpfe drehen, die Regler hoch schieben. Irgendwann hatten wir es ein bisschen besser drauf, da kam plötzlich anständige Musik bei rum.

 

Sophie:

Und dann haben wir uns unseren ersten kleinen Controller gekauft und halt Zuhause geübt. Dann haben wir mal in Off-Locations aufgelegt, später bei unseren Partys aufgelegt und jetzt sind wir hier in Amsterdam.

NMAA: 

Bei euren Partys bei Römertanz?

 

Coco:

Genau, unsere Partyreihe heißt Römertanz. Es ist ein bisschen die Verbindung aus Köln; wo wir veranstalten und Trier; wo ich immernoch meinen Erstwohnsitz habe und wo Sophie geboren ist. Auf dem Trierer Markt haben wir aber noch nicht wirklich Fuß gefasst, es beschränkt sich schon eher auf Köln. 

“Ey Römertanz, das seid ihr Beide, ihr müsst jetzt hier auch mal auf einer fremden Veranstaltung auflegen“

Letztes Jahr im Sommer - also Sommer 2022 - haben wir auch tatsächlich dann schon auf einem Festival - dem Katzensprung in der Eifel - für eine Nacht mit Römertanz die Bühne gehostet und da haben alle gesagt „Ey Römertanz, das seid ihr Beide, ihr müsst jetzt hier auch mal auf einer fremden Veranstaltung auflegen“. So kam es dann zum ersten Mal dazu, dass wir vor mehr oder weniger fremdem Publikum aufgelegt haben. Es kam scheinbar gut an und wir sind bei der Sache dabei geblieben.

 

NMAA: 

In welchen Clubs in Köln legt ihr überwiegend auf und wie kommt man da ran? Ich kenne es so aus der Punkszene, dass man immer wieder anfragen muss, ob die Veranstalter:innen Bock auf die Band haben, oder man eine Supportband sucht. Durch meine Musik, die ich selber mache, hab ich die Erfahrung gemacht, dass es immer etwas schwierig ist. Klar, Techno geht in Deutschland mittlerweile wieder ganz gut, hab ich den Eindruck. Wie kommen die Kontakte zustande? Ist es einfach so - ich lern hier und da diverse Leute kennen und habe dann die Kontakte, oder fragt man aktiv an?

 

Sophie:

Ich glaube bisher kamen wir immer durch Freunde an Kontakte, die gefragt haben, ob wir unsere Party dort schmeißen können. Also „Vitamin B“.

 

Coco:

Es ist auch ein Vorteil wenn man Veranstalter und DJ ist. Man lernt natürlich eine Menge anderer DJs und anderer Leute kennen und kann sich so ein kleines Netzwerk aufbauen. Tatsächlich ist es so, z.B. heute in Amsterdam haben wir nicht angefragt und unsere Sets hingeschickt, sondern es kam über Vitamin B. Heute Abend läuft die Partyreihe „Connected“, da sind Jungs aus Wuppertal dabei, die wir kennen. Die Mainacts sind aus Berlin und auch Freunde, die durch uns mit dabei sind und so kamen wir an den Auftritt.

 

NMAA:

Sven Väth in Ratingen. Das hat mich jetzt gerade irgendwie gecatcht muss ich sagen, den kenn selbst ich und ich hab mit der Techno-Szene überhaupt gar nix zu tun. 

 

Coco:

Ja es war tatsächlich so. Also es gibt den Blauen See in Ratingen und in den 90er Jahren war einmal im Jahr ein Festival, wo Sven Väth Mitorganisator war und natürlich der Haupt-DJ. Das Ganze ging bis zu der Tragödie auf der Love-Parade in Duisburg, danach gab es Auflagen, die nicht mehr erfüllt werden konnten. Das war für uns in Ratingen damals ne riesen Sache. 

“Das war für uns in Ratingen damals ne riesen Sache.“

Ich mein, was hab ich sonst in Ratingen gemacht? Ich hab Fußball gespielt mit meinen Fußball-Jungs, es gab das „Remix“ - die Diskothek wo wir ständig landeten - da konntest du von Depeche Mode über Madonna, bis zu Nirvana alles hören. Wie die Partys damals eben so waren. Und dieses eine Mal im Jahr zu Sven Väth, das war ein Highlight. So kam es, dass ich Kontakt zu Techno-Partys bekam.

“es gab das „Remix“ - die Diskothek wo wir ständig landeten“

In Düsseldorf selber begann es eher im neuen Jahrtausend, dass ich anfing mit meinem Bruder elektronische Partys zu besuchen.

 

NMAA:

Sophie, du hast selber auch Fußball gespielt?

 

Sophie:

Was soll ich sagen? Ich kam an den Fußball durch meinen Bruder. Wir haben damals immer im Garten gezockt und ich hab natürlich immer gewonnen. Mit 9 bin ich dann zur Jungsmannschaft in der E-Jugend beim „SV Trier Irsch“ gekommen. Da hab ich lange mit den Jungs zusammen gespielt. 

“Mit 9 bin ich dann zur Jungsmannschaft in der E-Jugend beim „SV Trier Irsch“ gekommen.“

Bis zur C-Jugend, da gabs dann auch eine Mädelsmannschaft. Dort hab ich gespielt bis ich 16 war. Später bin ich gewechselt in einen Verein der quasi daneben war. Die Vereine haben sich damals auch einen Sportplatz geteilt, aber mein neuer Verein hatte eine Frauenmannschaft im Seniorinnen-Bereich. Dort hab ich anderthalb Jahre gespielt, bis ich einen Kreuzbandriss hatte. Und das war leider das Ende meiner Fußballkarriere.

 

NMAA:

Bist du noch Fußballfan, also Anhängerin irgendeiner Mannschaft?

 

Sophie:

Ne, gar nicht. Also ich guck eigentlich gar keinen Fußball.


Coco:

Wobei man dazu sagen muss, Sophie war einmal bei einem Fortunaspiel mit auf Schalke. Ein 3:3. Wo Schalke mal in Führung ging und Rouwen Hennings immer wieder ausglich. Da sagtest du, dass es dir gefallen hat.

 

Sophie:

Klar, wenn viele Tore fallen, dann guck ich mir das auch gerne an. Aber ich bin jetzt nicht so „Ich will bei 0°C ins Stadion gehen“.

 

NMAA:

Also dein Hauptaugenmerk liegt eher auf der Musik könnte man sagen?


Sophie:

Ja. Also ich würde super gern nochmal Fußball spielen, aber ich kanns halt nicht mehr mit dem kaputten Knie. Wenn ich irgendwo einen Ball sehe, dann ist der auf jeden Fall auch an meinem Fuß.

 “Wenn ich irgendwo einen Ball sehe, dann ist der auf jeden Fall auch an meinem Fuß.“

Kleiner Hinweis dazu vielleicht: Das war nicht nur „ein Kreuzbandriss“ - aus diesem einen Kreuzbandriss folgten dann 8 Operationen im Knie, jetzt Arthrose usw. Also da geht leider kein Fußball mehr.

 

NMAA:

Coco du hast auch Fußball gespielt?

 

Coco:

Ich hab Fußball gespielt ja. Auch ein bisschen länger. Ich musste mit Anfang 30 dann wegen eines Knorpelschadens im Sprunggelenk aufhören. Hauptsächlich hab ich bei Rot-Weiß Lintorf gespielt. Angefangen hab ich aber beim TUS Homberg, auch in Ratingen. Es kam dann irgendwann eine Saison beim PSV Borussia Düsseldorf dazu, wobei ich da schon mein Sprunggelenk so lädiert hatte, dass ich nie länger als 1-2 Wochen am Stück Fußball spielen konnte. Und ich bin seit Ende der 80er Jahre glühender Anhänger der Fortuna aus Düsseldorf, da ist auch die Verbindung zu Niko entstanden. Ich glaube 2005/2006 sind wir uns über den Weg gelaufen, haben uns dann aneinander geklebt und das sind jetzt bald schon fast 20 Jahre. Über 15 Jahre definitiv. Ich glaub ich war immer der etwas erwachsenere Bruder für Niko in seiner wilden Zeit.

 

NMAA:

Heute ist das vielleicht manchmal anders rum. Aber da gehen wir hier nicht weiter drauf ein. 

 

Coco:

Und als zweite Verbindung, muss man auch mal ehrlich sagen, wir legen ja heute im John Doe auf. 

“Also Techno und Punk liegen nicht so weit entfernt wie man manchmal glaubt.“

Wenn ihr mal John Doe googelt, das ist auch ein Musiker aus den USA und Gründer von 2 Punkbands. Also Techno und Punk liegen nicht so weit entfernt wie man manchmal glaubt.

 

NMAA:

Sophie, eine kleine Anekdote aus deinem Fußball-Dasein würden wir gerne hören!

 

Sophie:

Ich kann erzählen wie ich mir meinen Kreuzbandriss zugezogen habe. Es war auf jeden Fall nicht bei einem krassen Zweikampf, in einem ganz wichtigen Sonntagsspiel, sondern auf der Mannschaftsfahrt, total betrunken auf dem Soccerfeld. 

“Ich kann erzählen wie ich mir meinen Kreuzbandriss zugezogen habe. Es war auf jeden Fall nicht bei einem krassen Zweikampf“

Eigentlich müsste jeder kluge Fußballer wissen, dass man bei einem Pressball durchzieht und nicht das Bein zurückzieht. Tja, das war bei mir in meinem betrunkenen Dasein genau andersrum und ich hab natürlich locker gelassen, dann hat´s einmal gekracht und das war’s dann. Ende meiner Karriere.

 

NMAA:

Was mir gerade noch einfällt, als wir uns das letzte Mal getroffen hatten, hattest du noch einen FC-Köln Schlüsselanhänger dabei, der war dann nicht von dir?

 

Sophie:

Ah nein, der war von der Wohnung wo ich zu der Zeit Katzensitting gemacht habe, da war die ganze Bude voll mit 1.FC Köln.

 

Coco:

Das waren meine bittersten 3 Monate, da immer wieder schlafen zu müssen - mit Hennes überm Bett und solchen Scherzen. Das war schon wirklich sehr grenzwertig.

 

NMAA:

Und Coco deine Fußball-Anekdote?  

 

Coco:

Ja gut…am liebsten erzähle ich ja immer wie wir beide (Niko&Coco) Halbstarken - ich glaube es war der Hauptbahnhof in Hannover - auf die Idee kamen „Ey guck mal gegenüber, das sind doch die Wolfsburger“ und wir beide zu zweit begonnen haben da drauf zu stürmen und an die Fenster des anderen Zuges zu hämmern. 

“Guck dir die beiden Vollpfosten an“

Tatsächlich muss man sagen, die Anhängerschaft vom VFL Wolfsburg war davon scheinbar „sehr eingeschüchtert“ von uns beiden kleinen Männekes. Auf jeden Fall ist keiner rausgekommen. Oder die waren alle noch nüchtern und dachten sich bestimmt „Guck dir die beiden Vollpfosten an“, das kann natürlich auch sein.

 

NMAA:

Ich glaube Zweiteres!


Coco:

Ansonsten hab ich natürlich alles so miterlebt was man von Ende der 80er bis Anfang der 90er bei Fortuna miterleben konnte, wenn man im Sonderzug saß. Man könnte daraus glaub ich wirklich so Guy Ritchie Kleinganovenfilme machen und sicher auch Komödien. Da lief schon wirklich komisches Volk rum. Und dann kam ja irgendwann der Switch zur Ultras-Zeit, das waren die meisten Leute jünger als ich und hat den Fußball schon ziemlich verändert. Oder zumindest das drumherum. 

“Man könnte daraus glaub ich wirklich so Guy Ritchie Kleinganovenfilme machen und sicher auch Komödien.“

Als Fußballer selber, ich hab Kreisliga B, C und D gespielt, meine größten Erfolge war ein Aufstieg von der Kreisliga D in die C und ich glaube mehrmals bin ich auch Torschützenkönig auf ein paar Fortuna Fanklub-Turnieren geworden.

 

Sophie:

Da hab ich ja sogar höher gespielt.

 

Coco:

Richtig, du hast höher gespielt und warst wahrscheinlich auch talentierter als ich.

 

NMAA:

In welcher Liga hast du gespielt Sophie?

 

Sophie:

Bezirksliga!

 

Coco:

Jedenfalls müsste ich beim Arbeitskreis Fortuna Fans - dem AK - wahrscheinlich noch irgendwo, in irgendwelchen dokumentierten Archiven, mit mehrfachen Turniersiegen und Torschützenkönigpokalen zu finden sein. Das ist meine Fußballzeit. Ansonsten hab ich relativ viel bei Fußballspielen erlebt. Ich war in Brasilien als Deutschland Weltmeister geworden ist oder auch bei einer Europameisterschaft wo ich die Spiele alle mitgemacht habe. Brasilien war toll, zwei Jahre später Frankreich war furchtbar. In Brasilien hatte man natürlich nicht diese Menschen um einen herum, die ihr Vaterland zu sehr lieben. In Frankreich war es leider der Fall und sowas verpacke ich irgendwie immer schlecht, wenn ich so einen Scheiß hören muss.

 

NMAA:

Damals die Zeit als wir aktiv in der Fanszene waren - ich mein jetzt sind wir weit weg davon und machen lieber Musik - fand ich eigentlich immer ganz schön. Egal mit welchen Teams man sich auseinandergesetzt hat, uns einte noch was. Zum einen, dieser ganze übertrieben krasse Hass, der existierte überhaupt nicht. Also man konnte durchaus auch, egal wo man war, mit Gladbachern, Kölnern wem auch immer, zusammenstehen und trinken und dies war auch noch in Ordnung.

 

Coco:

Naja bei den beiden Vereinen die du da nennst, war das vielleicht nicht der Fall. 

 

NMAA:

Heute finde ich, dass das zum einen sehr sehr problematisch geworden ist. Viel ist heute auch dieses „weiße junge Männer profilieren sich über irgendwas“. Du hast es gerade angesprochen, in Frankreich gab es faschistoide Strömungen, die die Spiele besuchten. Wie siehst du denn die Entwicklung der letzten 2 Dekaden? Von der Zeit als Ultra, zu heute wo du - genauso wie wir - sehr viel Abstand von der ganzen Sache hast.

 

Coco:

Also für mich kam die erste große Wende, wo irgendwelche Jungs, mit mehr Bizeps als Gehirn, plötzlich die großen Götter in der Fanszene waren. Dann kam Ende der 90er Jahre der erste Bruch, dass das ganze über die Ultra-Szenen organisierter vonstatten ging, dass schöne Choreografien gemacht worden sind. Zu der Zeit wurde es auch politischer. In unserem Verein gab es einen totalen Switch was das anbelangt. Also ich würde sagen, als ich angefangen hab zu Fortuna zu gehen, war ein kleiner kleiner politischer Kern im Block 36, des alten Rheinstadions vorhanden. 

“Was ich dann erlebt habe, ist ja dieser Wunsch nach Entpolitisierung, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, denn das ganze Leben ist politisch.“

Der war allerdings politisch völlig konträr zu dem was UD (Ultras Düsseldorf) zu deiner Zeit Niko, war.  Was ich dann erlebt habe, ist ja dieser Wunsch nach Entpolitisierung, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, denn das ganze Leben ist politisch. Als das anfing, dass dann bei internen Scharmützeln in der Düsseldorfer Szene, die junge Generation sagte “Wir wollen damit nichts mehr zu tun haben, wir wollen uns neutral stellen“. Das war für mich so ein Ding wo ich dachte „Hier gehöre ich nicht mehr hin.“ Ich bin ein Mensch der seine Meinung sagt, der zu seiner Meinung steht und so Aussagen wie „Ich möchte neutral bleiben“ nicht nachvollziehen kann.

“Corona war dann der Todesstoß.“

Die Hyperkommerzialisierung des Sports, ist so ein zweites Ding das man ansprechen könnte, was auch absolut nicht Meins ist und mich dazu gebracht hat dem Fußball immer mehr den Rücken zu kehren. Corona war dann der Todesstoß. Ich war seit der Wiedereröffnung der Stadien tatsächlich nur bei einem Spiel live vor Ort, ansonsten gar nicht mehr.

 

NMAA:

Du hast es schon angesprochen Coco. Die Kommerzialisierung des Sports, ist so weit vorangeschritten. Unsere Frage wäre an euch:

Perspektive - Wie, glaubt ihr, sehen die nächsten Jahre des Fußballs aus.

 

Sophie:

Also nicht so, dass ich es eher gucken würde.

 

Coco:

Ich glaube es ist schwierig. Wir haben mit der Weltmeisterschaft in Katar etwas gesehen, wo man sagen musste: Wenn ich meine Meinung über die Kommerzialisierung des Fußballs kundtue, dass das mich vom Fußball wegbringt, stehe ich mit Sicherheit nicht alleine dar. Aber wenn man sieht wie die Welt trotzdem diese Weltmeisterschaft gefeiert hat, auch außerhalb Mitteleuropas. Da muss man sagen, diese Show die da gemacht wird, da wird meines Erachtens immer weniger der Fußball in den Mittelpunkt gestellt, sondern ein ganzes Drumherum geschaffen, mit Marketingstrategien wie „die Mannschaft“, permanente G.O.A.T Diskussionen (Anm.d.Red.Greatest Of All Time), das Heroisieren von Fußballern wie Messi und Ronaldo. 

“ich glaube, weltweit betrachtet, wirst du das nicht als Schaden für den Fußball sehen.“

Die meisten Menschen scheinen das zu mögen, diese Show zu mögen. Ich weiß überhaupt gar nicht was das soll. Da muss ich einfach sagen, meins ist es nicht. Aber ich glaube, weltweit betrachtet, wirst du das nicht als Schaden für den Fußball sehen. Was mir allerdings auffällt, dass der Altersdurchschnitt in deutschen Stadien, mittlerweile sehr sehr hoch ist. Mir scheint, in Deutschland, die junge Generation nicht mehr so Fußball-Affin zu sein, wie das noch in meiner Zeit in den 80ern/90ern der Fall war.

 

Sophie:

Die jungen Menschen hängen jetzt auf den Technopartys ab.

 

Coco:

Auch da findet zur Zeit ein totaler Generationsbruch statt.

Viel mehr hin zur Show, zur Selbstdarstellung. Ich verstehe nicht, wie man auf Technopartys Selfies auf der Tanzfläche machen kann. Solche Technopartys waren eigentlich immer Partys, wo nichts nach außen dringen sollte - aus Gründen!

 

NMAA:

Eure beiden Musiktipps? Sowohl in der Punk- als auch in der Technoszene.

 

Sophie:

Job Jobse oder KI/KI, der Stil von denen. Die sind Trance-mäßig unterwegs, nicht so hart technoid, aber viel mit 90er Liedern und bouncy Beats.

 

Coco:

Also für die Kenner der Musik hört man warum wir in Amsterdam sind. Wir stehen schon sehr auf die niederländischen Protagonisten, Joris Voorn, Eike Klein, Job Jobse, KI/KI. Im Bereich Punk muss ich sagen, dass ich da die neueren Entwicklungen nicht so mitbekommen habe. Ich höre tatsächlich immernoch eher Bad Religion, Faith No More. Faith No More ist jetzt nicht wirklich Punk, aber im Rock-Bereich. Subversive Brats! Die sind ganz gut.

 

NMAA:

Die gibt es aber nicht mehr.

 

Coco:

Ach Shit. Dann eben dein nächstes Projekt! ;).

 

NMAA:

Das Ende des Interviews gehört euch. Haut raus was die Welt wissen muss!


Coco:

Als letztes möchte ich erwähnen wie schön dieses Format darstellt was sich verbinden kann. Punk und Techno auf den ersten Blick völlig konträr. Dabei erschaffen beide Stile Subkultur. Bunte Haare. Ein Dasein außerhalb der Norm. Der kleinste gemeinsame Nenner ist trotzdem Fußball.

Und auch wenn ich im Teaser mich gegen die Behauptung aus Köln zu sein gewehrt habe, so habe ich mein Herz für Köln entdecken können, was das Nachtleben betrifft und ich lebe zu 1/3 meiner Zeit in Köln…ich hab die Stadt in mein Herz geschlossen. Abgesehen vom Fußball - da spielt 40km weiter der klar bessere Verein!


Sophie:

Man sollte vielleicht noch betonen, dass Marc und ich zwar musikalisch in anderen Bereichen spielen, aber mit Athrose im Knie und knorpelschaden im Sprunggelenk wohl doch das am besten geeignetste Paar aus der Musikbranche für NMAA sind 😉.

@NMAA: Wie fandet ihr eigentlich unseren Auftritt?



Anm.d.Red.:

Eigentlich kommt nach Ende des Interviews nix mehr von uns. Die Frage zum Auftritt(die eigentlich ein Seitenhieb war) von Sophie nehmen wir allerdings mit. Und das kam so: 

EIK hatte uns im Vorfeld zu ihrer Abendveranstaltung eingeladen. Tickets usw. inklusive. Da wir das Interview allerdings Nachmittags führen mussten, trafen wir uns um 13h mit den beiden Süßis in einem Pub im Herzen von Amsterdam. Und tranken…und interviewten…und tranken…und tranken. Der geplante Powernap um 20h (aufgrund von ausuferndem Alkoholkonsum) endete um 2h morgen - völlig verkatert - völlig verklatscht. Wir versprechen hier vor allen Leser:innen dem DJ Team EIK, dass noch in diesem Jahr ein Gig besucht wird und zwar so lange bis der Laden leer getanzt ist!

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